Verhandlungsbeginn im Fall Gerardi im Oktober?
Fijáte 216 vom 16. Aug. 2000, Artikel 11, Seite 6
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Verhandlungsbeginn im Fall Gerardi im Oktober?
Guatemala, 11. August. Wenn alles gut geht, d.h. wenn die Gegenseite keine aussergewöhnlichen Rekurse mehr einlegt, kann im Oktober die Gerichtsverhandlung im Fall des am 26. April 1998 ermordeten Erzbischof Juan Gerardi beginnen. Dies hofft der zuständige Staatanwalt Leopoldo Zeissig, der zwischen 30 und 35 ZeugInnen vor Gericht laden will, um seine Anklage zu erhärten. Angeklagt, an der Ermordung Gerardis beteiligt zu sein, sind die Militärs Byron Lima Oliva und sein Vater Byron Lima Estrada sowie der ehemalige Militärspezialist Obdulio Villanueva. Die drei werden der aussergerichtlichen Hinrichtung angeklagt. Der Pfarrer Mario Orantes wird wegen Mordverdacht und die Köchin Margarita López wegen Beihilfe zum Mord angeklagt. In die Liste der ZeugInnen gehört auch die ehemalige Administratorin des Pfarrhauses San Sebastián, in dem der Mord verübt wurde, Juana del Carmen Sanabria, die letzte Woche ins Exil ging, da sie mehrmals telefonische Drohungen erhielt. Sie sei aber bereit, für den Prozess nach Guatemala zurückzukehren, informierte Zeissig. Sie ist die siebte Person, die im Zusammenhang mit dem Mordfall Gerardi in Exil ging. Mit ihrer Aussage belastete sie Pfarrer Orantes und die Haushälterin Margareta López. Vor ihr mussten bereits der Taxifahrer Diego Méndez Perussina, die beiden ehemaligen Mitglieder des Präsidialen Generalstabs (EMP) Oscar Chexs López und Jorge Aguilar Martínez, und der Hauptzeuge im Fall, Rubén Chanax Sontay, dessen Aussage zur Verhaftung der drei Militärs führte, das Land verlassen. Alle beschuldigten in ihren Aussagen Byron Lima Oliva. Unterdessen erreichte der Anwalt von López, dass die Angeklagte freigelassen wurde unter der Bedingung, dass sie unter Hausarrest steht und sich wöchentlich beim Gericht meldet. Im Fall von Pfarrer Mario Orantes hat die Staatsanwaltschaft ein neues gesundheitliches Gutachten angeordnet. Orantes befindet sich seit März in Spitalpflege. Nach oben |
Byron Lima Oliva hingegen versucht alles, um von seiner Mitschuld abzulenken: Einen Aufstand im Gefängnis, wo er in Untersuchungshaft sitzt und bei dem er verletzt wurde, bezeichnete er als versuchten Mordanschlag. Als am 31. Juli nachts die Lichter gelöscht wurden, hätten sich einige seiner Mitgefangenen auf ihn gestürzt in der Absicht, ihn zu töten, behauptete Lima Oliva. Nun fürchte er um sein eigenes und das Leben seines Vaters, der im selben Gefängnis inhaftiert ist. Seit neustem fordert Lima Oliva Zeugenschutz und seine Freilassung und bietet als Gegenleistung neue Aussagen an. In diesen belastete er den Pfarrer Efraín Hernández, dessen Nichte Ana Lucía Escobar und Imelda Escobar, die er beschuldigt, in mafiöse Machenschaften und Diebstahl verwickelt zu sein, für Lima Oliva offenbar Gründe genug, um sie der Ermordung Gerardis zu bezichtigen. Ausserdem deutete er an, belastende Informationen über einen ehemaligen Polizeichef zu haben, der heute Berater des Innenministers sei. Nery Rodenas vom Menschenrechtsbüro des Erzbischofs ODHA, glaubt nicht, dass an Lima Olivas Aussagen etwas Wahres ist. Vielmehr befürchtet er, dass das Angebot der Aussage ein weiterer Versuch ist, die Untersuchungen zu verzögern. Lima Oliva habe schon letztes Jahr versucht, anderen Militärs die Verantwortung zuzuschieben, jedoch nie genügend Beweise vorlegen können, erklärte Rodenas. |
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