Fall Gerardi: die Beweise der Regierung
Fijáte 221 vom 25. Okt. 2000, Artikel 10, Seite 6
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Fall Gerardi: die Beweise der Regierung
Guatemala, 21. Oktober. Eines der überzeugendsten Wahlversprechen Portillos war, dass er zurücktreten würde, falls der Fall Gerardi sechs Monate nach seiner Amtseinsetzung nicht gelöst sei. Kaum gewählt, kündigte er am 23. Januar 2000 auch schon eine interne Untersuchung an. Seither sind neun Monate vergangen, ohne dass die Aufklärung des Falls Gerardi auch nur einen Schritt weitergekommen wäre und ohne dass Portillo sein Rücktrittsversprechen eingehalten hätte. Am 11. Oktober war die Geduld der Staatsanwaltschaft zu Ende, nachdem sie bereits im Juni dieses Jahres Portillo an die Einhaltung seines Wahlversprechen erinnerte. Um es ihm etwas leichter zu machen, legte sie diesmal einen Fragebogen bei, mit fünf konkreten Fragen im Zusammenhang mit der Ermordung des Erzbischofs. Als sei es seit langem in der Schublade bereitgelegen, überreichte vier Tage später der Leiter des SAE, Edgar Gutiérrez im Namen der Regierung das besagte Dokument. Über den Umfang des Dokuments kursieren unterschiedliche Zahlen: 40 Seiten sagen die einen, lediglich 2 Seiten sagen die andern. Der Umfang spielt denn auch überhaupt keine Rolle, das Dokument enthält keine neuen Informationen. Es umfasst die Namen von mehreren Ex-Militärs, die der Staatsanwaltschaft bereits bekannt waren. Weiter stellt das offizielle Dokument die Hypothese auf, dass verschiedene Verdächtigte noch frei herumliefen und dass die Tat zweifellos politisch motiviert gewesen sei. Weiter hält die Untersuchung Portillos fest, dass das Verteidigungsministerium keine Informationen über den Mordfall habe, dieser aber auch gar nicht in seinem Kompetenzbereich liege. Menschenrechtsorganisationen verurteilen den Bericht der Regierung als lächerlich. Nery Rodenas, Direktor des erzbischöflichen Menschenrechtsbüros (ODHA) sagte, dies sei der klare Beweis dafür, dass der Regierung der politische Wille fehlt, dieses Verbrechen aufzuklären. Nach oben |
Adela Torrebiarte der Besorgten Mütter warnte die Regierung, dass sie sich zum Komplizen mache, wenn sie Informationen zurückbehalten würde. Die ANN-Abgeordnete Nineth Montenegro bat Gutiérrez darum, sich nicht für solche Desinformations-Kampagnen ausnutzen zu lassen. Dass die Armee doch etwas über den Fall Gerardi weiss, oder zumindest fleissig mithilft, dessen Aufklärung zu verhindern, bewies kürzlich Verteidigungsminister Juan de Dios Estrada: Bei einem Treffen mit us-amerikanischen Menschenrechtsorganisationen in Washington, erklärte er, Gerardi sei von einer Bande ermordet worden, die Kirchenbilder stehle. Mehr Information wollte er nicht preisgeben und später darauf angesprochen meinte er, genau diese Information habe er in Washington bekommen. |
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