Aufruf der Exil-GuatemaltekInnen
Fijáte 248 vom 14. Nov. 2001, Artikel 9, Seite 5
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Aufruf der Exil-GuatemaltekInnen
20. Oktober, Der folgende Brief, unterzeichnet von GuatemaltekInnen im Exil und von Menschenrechts- und Solidaritätsorganisationen, wurde Anfang November den AkteurInnen des Friedensprozesses in Guatemala, (Regierung, Kirche, URNG, Begleitkommission der Friedensabkommen, CACIF, etc.) überreicht. Sehr geehrte Damen und Herren Wir, GuatemaltekInnen, die im Exil leben sowie Freunde und Freundinnen des guatemaltekischen Volkes, möchten Ihnen unsere Sorge ausdrücken über die schwierige soziale, wirtschaftliche, politische und moralische Situation in Guatemala. All unsere Hoffnungen und Erwartungen, die wir alle nach der Unterzeichnung der Friedensabkommen 1996 hatten, sind zunichte und im guatemaltekischen Volk breitet sich erneut eine Stimmung der Frustration und der Verzweiflung aus. Diese Situation verstärkte sich durch die gestörte internationale Lage, in der sich die Begriffe Frieden und internationale Sicherheit gegenüberstehen und die fatale Auswirkungen hat auf kleine Länder wie Guatemala. Wir verfolgen mit Sorge die Entwicklungen in Guatemala, wo unter dem Begriff Terrorismusbekämpfung eine von den USA bestimmte Sicherheitsdoktrin durchgesetzt wird. Wir sehen für Guatemala nur einen Ausweg aus der aktuellen Misslage: Die vollständige Umsetzung der Friedensabkommen. Dazu gehört die Abschaffung dieser Sicherheitsdoktrin und die Umsetzung der Empfehlungen der Wahrheitskommission. Keine Regierung und keine Partei haben das Recht, diesen Wirtschafts- und Sozialpakt, den die Friedensabkommen darstellen, zu opfern. Es gibt keine andere Agenda, bevor die Regierung die eingegangenen Verpflichtungen nicht wahrnimmt. Wir möchten daran erinnern, dass die Umsetzung der Friedensabkommen bis zum 31. Dezember 2003 erfolgt sein muss. Alle Kräfte, Energien und Ressourcen müssen dazu verwendet werden, diesen Zeitplan einzuhalten. Ansonsten verliert Guatemala diese historische Chance für immer. Die Reaktivierung der Friedensabkommen bedingt den Dialog und neue Abmachungen. Wir verstehen, dass im Moment die Voraussetzungen für einen respektvollen und fruchtbaren Dialog nicht gegeben sind. Einmal mehr herrscht ein Klima der Konfrontation und es fehlt an Vertrauen und Toleranz. Wir glauben aber, dass diese Voraussetzungen geschafft werden können mit der Unterstützung der AkteurInnen der Friedensabkommen, die sich auch in der Vergangenheit für Guatemala eingesetzt haben. Es braucht einen frischen Wind und es muss eine neue Atmosphäre geschaffen werden, durch die Präsenz und mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft und der internationalen Solidarität. Wir müssen alle alles daran setzen, um zu verhindern, dass diese erfolgreiche Suche nach Frieden nicht scheitert im Moment, wo dieser Frieden gesichert werden muss. Nach oben |
Wir können im Moment zwei für den Friedensprozess in Guatemala wichtige Ereignisse ausmachen und schlagen vor, diese als Vorbereitung für einen "Nationalen Kongress über die Reaktivierung des Friedens" zu nutzen. Zum einen ist die Generalversammlung der UNO dabei, eine Verlängerung des Mandats von MINUGUA zu prüfen. Wir bitten die guatemaltekische Regierung, die URNG und die Zivilgesellschaft, sich für eine Verlängerung dieses Mandats einzusetzen. Die selben AkteurInnen möchten wir auch bitten, sich bei der Konsutivgruppe, die den guatemaltekischen Friedensprozess finanziell unterstützt, für weitere Hilfe einzusetzen. Die Zivilgesellschaft möchten wir bei dieser Gelegenheit bitten, die Verwendung dieses Geldes zu überwachen und dafür zu sorgen, dass jeder Dollar, der für die Umsetzung der Friedensabkommen nach Guatemala geschickt wird, auch wirklich dem ganzen Volk zugute kommt. Diese beiden Ereignisse sollen als Grundlage für einen nationalen Dialog dienen. Als Moderator dieses Dialogs schlagen wir Rodolfo Quezada Toruño vor, der eine wichtige Rolle während der Friedensverhandlungen gespielt hat und heute Erzbischof von Guatemala ist. Der Prozess der Versöhnung beginnt mit dem Ende der Gewalt, geht weiter mit der Suche nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung und endet mit der Erschliessung neuer Wege für die gesamte Gesellschaft. Die Herausforderung ist für alle gross. Doch die Schritte, die wir in diesem Brief vorschlagen, sind realisierbar und wir sind bereit, das unsere dazu beizutragen. |
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