20 Jahre URNG
Fijáte 253 vom 13. Feb. 2002, Artikel 10, Seite 6
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20 Jahre URNG
persönlicher Versuch über die aktuelle LageGuatemala, 7. Feb. 2002. Am 7. Februar 1982 schlossen sich die seit den Siebzigerjahren aktiven Guerillagruppierungen (EGP, FAR, ORPA, PGT) zur URNG zusammen. Heute feiert die unterdessen zu einer Partei transformierte URNG ihren 20. Geburtstag. Die facettenreiche, bewegte und zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich interpretierte Geschichte des revolutionären Kampfes/Projekts der URNG aufzuzeigen, ist in diesem Rahmen nicht möglich. Fast ebenso unmöglich ist es, das allerseits als 'internes Problem' bezeichnete Phänomen zu beschreiben, das in den letzten Monaten die Politik der Partei beeinflusst hat. Dieses 'interne Problem' wird je nach dem als "Machtkampf zwischen Pablo Monsanto und Rodrigo Asturias" bezeichnet, als "versteckte Diktatur Asturias" oder als "persönliches Interesse Monsantos, mit dem Ziel, ein gemeinsames Projekt zu zerstören". Tatsache ist, dass die seit jeher bestehenden politischen Differenzen auch mit der Friedensunterzeichnung, der Auflösung der einzelnen Gruppierungen und dem Zusammenschluss zur Partei URNG nicht aufgehoben wurden. Vielleicht war es sogar einfacher, in Zeiten des Krieges über solche Unterschiede hinwegzusehen, als dies in sog. Friedenszeiten möglich ist. Auf alle Fälle kamen diese Differenzen erneut zum Tragen, als es darum ging, die führenden Positionen innerhalb der neugegründeten Partei zu verteilen. Im Laufe der vergangenen drei Jahre haben sich zwei Tendenzen herausgebildet, die, ohne den dahinter stehenden Prozess werten zu wollen, als die 'Tendenz Asturias' und die 'Tendenz Monsantos' bezeichnet werden können. Über die Anzahl SympathisantInnen der jeweiligen Tendenz kursieren unterschiedliche Zahlen. Eine solche Entwicklung ist leider nichts Aussergewöhnliches und bei verschiedenen ehemaligen Guerillabewegungen auzumachen. Der springende Punkt dabei ist, wie intern und extern damit umgegangen wird. Im Moment sieht es so aus, dass die 'Tendenz Asturias' mehr oder weniger die Parteiführung (CEN) innehat und die sich seit gut einem Jahr entwickelnde 'Tendenz Monsanto' unter dem Namen Corriente (oder Fracción) in der innerparteilichen Opposition steht. Beide behaupten von sich, offen zu sein und die andere Gruppe aufzunehmen, falls diese sich den jeweils eigenen Diskurs, die Arbeitsweise (und die Ideologie?) zu eigen macht. Beide behaupten von sich, den Dialog mit der andern Tendenz zu suchen. Nach oben |
Leider wird dieser Dialog nicht so sehr intern geführt, als vielmehr (auf mehr oder weniger direkte Art) in der Öffentlichkeit. So gab es zum Beispiel an der Parteiversammlung im August 2001 zwei Schlussberichte, einen von der Parteileitung CEN und einen von Parteisekretär Pablo Monsanto. Anlässlich des fünften Jahrestages der Friedensunterzeichnung gab es zwei Einschätzungen, eine der URNG, das heisst, der offiziellen Parteiführung und eine der Corriente. Gegenseitig wirft man sich vor, entweder mit der FRG-Regierung (Asturias) oder mit den zur Regierung in Opposition stehenden Unternehmerkreisen (Monsanto) zu paktieren. Um die Diskussion, mit wem zu welcher Zeit strategische Allianzen gebildet werden sollen, kommt niemand herum, der oder die sich für die parlamentarische Parteipolitik entscheidet. Doch sollten solche Diskussionen, wenn schon, nicht bloss auf der ideologischen, sondern auch auf der pragmatischen Ebene geführt werden. Die URNG hat ein Problem auf Führungsebene mit noch unabsehbaren Folgen für die Basis, bzw. für die Zukunft der ganzen Partei. Noch verhalten sich die beiden Tendenzen zurückhaltend zum Thema Wahlen 2003, doch existieren die wildesten Gerüchte darüber, was sich hinter den Kulissen tut. Das 'interne Problem' von URNG hat auch Auswirkungen auf die aus ihr entstandenen sozialen Organisationen. Zwar gehören häufig die MitarbeiterInnen der Organisationen historisch der selben politischen Strömung an, doch gibt es auch solche wie die der kriegsverletzten GuerillakämpferInnen (AGPD), die als Selbsthilfegruppe erst nach der Friedensunterzeichnung entstanden ist, und der Angehörige aller ehemaligen Guerillagruppierungen angeschlossen sind. "Wir haben uns entschieden, unsere Arbeit nicht mit der Partei zu vermischen. Wer sich politisch wie engagiert, ist eine individuelle Angelegenheit", erklären die Vorstandsmitglieder der Organisation einstimmig. URNG, mit aller Bewunderung und allem Respekt für die Vergangenheit und viel Glück für die Zukunft! |
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