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Besitzen, nicht begünstigt sein!


Fijáte 253 vom 13. Feb. 2002, Artikel 1, Seite 1

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Besitzen, nicht begünstigt sein!Guatemaltekische RückkehrerInnen kämpfen um ihr Land

ANA MARIA RODRÍGUEZ : Im Rahmen eines Seminars von Madre Tierra letztes Jahr hatten wir zu einem Erfahrungsaustausch über die Situation der Frauen in den Rückkehrdörfern eingeladen. Nachdem wir die Situation der Frauen evaluiert haben, wurde die Idee der Kommission geboren. Es wurde ein Aktivitätsplan erstellt und Dörfer ausgewählt, mit denen wir in dieser ersten Projektphase arbeiten wollen.

Während dieser Treffen ist uns auch klar geworden, dass wir, obwohl wir aus verschiedenen Organisationen stammen, alle mit der gleichen Situation konfrontiert sind. Und dass es wenig Sinn macht, einzeln etwas dagegen zu tun, denn so vereinzeln wir ein gemeinsames Anliegen.

MARIA GUADALUPE GARCÍA: Es wurden 17 Gemeinden, in denen eine der drei Frauenorganisationen präsent ist, für das Pilotprojekt ausgewählt. In vielen Rückkehrgemeinden sollen die alten Strukturen der Kooperativen aufgelöst werden. Das Kooperativenland wird zugunsten individueller Landtitel in Privatbesitz der ehemaligen Gesellschafter übergeben. Mit der Auflösung der Kooperativen sehen wir eine Chance, den Mitbesitz an Land erneut einzufordern und Frauen in das Register als Miteigentümerin einzutragen.

ANA MARIA RODRÍGUEZ: Entscheidend bei der MiteigentümerInnenschaft an Land ist, dass sie die Machtstellungen in den familiären Beziehungen verändert. Dann haben die Frauen Rechtssicherheit auf ihr Eigentum und können mitentscheiden, wie sie es an ihre Kinder verteilen. Die Sicherheit betrifft nicht nur das Land, sondern auch das Haus, in dem sie lebt und andere Besitztümer. Außerdem wird ihr so der Zugang zu Krediten ermöglicht.

Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Frauen mit keinem Gesetz konfrontiert sind, welches dieses verbietet! Wir kämpfen nicht darum, Gesetze zu verändern, sondern darum, dass die bestehenden eingehalten werden. Ein Beispiel: der Vertreter des staatlichen Landfonds behauptet: "Die Frauen sind bei Unterzeichnung durch den Mann automatisch Mitbesitzerin der Parzelle". Das stimmt aber nicht. Der Mann schreibt sich als Besitzer ein und er bestimmt über das Land. Besitzende wollen wir sein, nicht nur begünstigte!

Wir beziehen uns auch auf die verschiedenen Rechtsebenen: Auf die internationalen Abkommen wie die VGUNNF-Konvention über die Abschaffung der Diskriminierung von Frauen, die von Guatemala ratifiziert ist, auf den Gleichberechtigungsartikel No. 4 unserer VGVerfassungNF und die Friedensabkommen, bei denen die VGGleichberechtigungNF von Männern und Frauen Bestandteil ist.

Welche Strategien werden zur Erreichung der Ziele verfolgt?

MARIA GUADALUPE GARCÍA: Die Kommission setzt die Ideen auf verschieden Ebenen um. Zunächst in den Gemeinden, dort versammeln wir uns mit den Frauen, dann mit den Führern im Dorf. Gleichzeitig wird innerhalb unserer Organisationen an dem Thema gearbeitet. In den Dörfern arbeiten wir mit Männern und Frauen und versuchen auch die "unsichtbaren Führer", die ja oft in den Dörfern mehr Macht besitzen als die gewählten Vertreter, miteinzubeziehen. Auf nationaler Ebene verhandeln wir mit Organisationen der Regierung und NROs.

ANA MARIA RODRÍGUEZ : In den Gemeinden diskutieren wir mit den Männern und Frauen: Wie können wir erreichen, dass die Arbeit der Frauen anerkannt wird? Dass das Einkommen zwischen den Geschlechtern aufgeteilt wird? Dass den Frauen Arbeitstreffen als Arbeitstunden angerechnet werden - genauso wie bei den Männern. Unser Ziel sind konkrete Abkommen in den Dörfern, die den Frauen dazu verhelfen, dieses Recht umsetzen zu können. Wir wollen Geschlechtergerechtigkeit durchsetzen. Wir können nicht genauso sein wie die Männer und umgekehrt, sondern müssen unsere jeweiligen Lebensbedingungen gleichermaßen leben dürfen und anerkennen.

Wie reagieren Frauen und Männer auf eure Sensibilisierungskampagne?

ANA MARIA RODRÍGUEZ: Grundsätzlich sind die ersten Ergebnisse überraschend positiv! Gerade die Männer, lokale Autoritäten wie Bürgermeister und Kooperativenführer haben sich sehr interessiert gezeigt und nun wenden sie sich an uns: "Wie können wir das in die Praxis umsetzen, was wir gelernt haben?"

Andererseits aber begegnen uns viele in den Dörfern mit Misstrauen und bis hin zu Feindseligkeiten. "Warum kommt ihr so spät mit diesem Thema?" Es ist noch viel Sensibilisierungsarbeit nötig.


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