Hai frisst kleinen Fisch - Ein weiterer Bankenskandal
Fijáte 280 vom 12. März 2003, Artikel 3, Seite 3
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Hai frisst kleinen Fisch - Ein weiterer Bankenskandal
Guatemala, 3. März. Das oberste Kontrollorgan für guatemaltekische Banken (Superintendencia de Bancos, SB) reichte am 12. Februar eine Betrugsklage ein gegen den Aktionär der Banco del Nororiente (BANORO), Angelo Bruno Stragá, und gegen den ehemaligen Geschäftsführer der Bank, Alvaro Mayorga. Die beiden werden beschuldigt, rund 115 Mio. Quetzales (ca. 14 Mio. US-$) unterschlagen zu haben. Vier Tage zuvor verliess Stragá, der sich öffentlich seiner Freundschaft mit Präsident Alfonso Portillo brüstet, das Land. Die BANORO kämpft schon seit längerem mit Liquiditätsproblemen. Immer wieder machten auch Gerüchte die Runde, die Bank sei in Geldwäschegeschäfte verwickelt. In den letzten Jahren konnte sich die BANORO nur noch dank der Einlage staatlicher Gelder über Wasser halten. Die staatliche Bank Crédito Hipotecario Nacional (CHN)gewährte der BANORO noch dieses Jahr ein Darlehen von 148 Mio. Quetzales, um die Bank vor dem Untergang zu retten. Aus Angst, dieses Geld sowie die über 100 Mio. Quetzales an KundInnengelder gänzlich zu verlieren, ordnete nun Präsident Portillo an, dass die CHN die BANORO 'retten', sprich übernehmen solle. Die Währungskommission (in der mehrheitlich FRG-Mitglieder sitzen) stimmte diesem Entscheid zu, was eine harsche Kritik von Finanz- und PolitexpertInnen auslöste. Hauptkritikpunkt ist die enge Beziehung zwischen Portillo und Stragá: Der Bankier, einer der Financiers der Wahlkampagne Portillos, hat diesem im März 2002 ein ca. 2 Hektar grosses Landstück in Zacapa (Portillos Heimatdepartement) zum symbolischen Preis von ca. 380 US-$ verkauft . Vor seinem Wahlsieg gehörte Portillo dem Vorstand der BANORO an. Und als Portillo eine seiner ersten (höchst umstrittenen) Amtshandlungen tätigte, nämlich kubanischen Zucker importierte, waren es die BANORO und die Banco Promotor (im Besitz von Francisco Alvarado McDonald, einem weiteren Freund Portillos), welche das Geschäft finanzierten. Nach oben |
Das späte Bekanntwerden der Krise in der BANORO sowie die Reaktion Portillos lösten aber auch Kritik aus an der Effizienz der neuen Finanzgesetze, die von der Guatemaltekischen Zentralbank (BANGUAT) als ein Mittel präsentiert wurde, die Straffreiheit im Bankwesen zu unterbinden und die erlauben sollte, zahlungsunfähige Banken aus dem Markt auszuschliessen, ohne dass der Staat die Kosten übernehmen muss. Die Massnahme, die im Fall der BANORO getroffen wurde, widerspricht völlig den Finanzgesetzen. Die beschleunigte Fusion der beiden Banken wird interpretiert als eine Bevorzugung politischer gegenüber technischer Lösungen und als eine letzte Konzession Portillos an seine Bankerfreunde. Dieser Vorwurf wird vom Zentralbankpräsidenten Linardo Sosa dementiert: Man habe die Übernahme beschleunigt, weil nach der Bekanntgabe der Klagen gegen Mayorga und Stragá Panik ausgebrochen sei unter den KleinsparerInnen und alle ihre Einlagen zurückziehen wollten. Dies hätte zu noch grösseren Liquiditätsproblemen geführt und die Durchführung des Regulierungsplans, der seit 2002 umgesetzt werde, zunichte gemacht. Die CNH hat letztes Jahr unter ähnlichen umstrittenen Umständen bereits die Banco del Ejercito 'übernommen'. |
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