Stimmungsmache im Wahljahr: Presse und Regierung zerstritten
Fijáte 279 vom 26. Feb. 2003, Artikel 4, Seite 4
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Stimmungsmache im Wahljahr: Presse und Regierung zerstritten
Zwar versprach Präsident Portillo bei seinem Amtsantritt, bei ihm würde "alles anders" sein, inklusive seine Beziehung zur Presse, die er durch Offenheit und Freundschaft geprägt wissen wollte. Noch vor einem Jahr sagte er, er erwarte nicht, dass die Presse ihm nach dem Mund spreche, ihre Aufgabe sei es, konstruktiv zu kritisieren und zur freien Meinungsbildung beizutragen. Unterdessen verweigert er der Presse den Zugang zu Veranstaltungen, bei denen er auftritt und lanciert Verleumdungs- und Drohkampagnen. Die Vereinigung Guatemaltekischer JournalistInnen ( Im Oktober 2002 denunzierten die guatemaltekischen Tageszeitungen Am 16. Januar 2003 zitierte die Sonderstaatsanwältin für Die drei Zeitungen ihrerseits argumentierten, dass die Anschuldigungen der Steuerbehörden gegen Zamora erfolgten, bevor die Überprüfung der Rechnungsbücher überhaupt abgeschlossen gewesen sei, und dass die Angestellten der Steuerbehörden im Falle von Nuestro Diario versucht hätten, Buchhaltungsdokumente aus den Büros der Zeitung mitzunehmen, was gegen das Gesetz verstosse. Laut Zamora wurde er von der Staatsanwältin Fischer an Tagen vorgeladen, an denen das Gericht offiziell gar nicht arbeitet, wohl in der Hoffnung, dass er nicht erscheinen würde. Zamora hat ausserdem noch zwei Klagen am Hals von Jacobo Salán Sánchez und Francisco Ortega Menaldo, zwei pensionierten In einer Presseerklärung zeigte sich die JournalistInnenvereinigung Guatemalas (APG) besorgt über den "Fall Zamora", der zu einem gefährlichen Präzedenzfall werden könne, bringe er doch die Einhaltung der von Guatemala mitunterzeichneten Deklaration von Chapultepec in Gefahr, in der es heisst: "Kein Journalist kann gezwungen werden, seine Informationsquellen bekannt zu geben". Die betroffenen Zeitungen ihrerseits reichten am 16. Januar 2003 bei der Auch Präsident Portillo nahm in seinem dritten Regierungsbericht, den er Anfang des Jahres ablieferte, Stellung zu seiner Beziehung zur Presse: "Die Medien sind in den Händen von Privatpersonen, die bei ihrer Berichterstattung nicht unbedingt die Interessen der Öffentlichkeit berücksichtigen." Immer wieder war von Portillo in den letzten Monaten zu hören, die Presse konspiriere für einen möglichen Staatsstreich und paktiere mit dem Präsidentschaftskandidaten der Nachdem im Januar die in einer US-amerikanischen Zeitung veröffentlichte Meldung von den guatemaltekischen Medien übernommen wurde, Präsident Portillo habe eine Uhr im Wert von 30'000 US-$ gekauft, war dessen Geduld endgültig am Ende: "Das Verbreiten solcher Meldungen ist Teil der Wahlkampagne, die für elPeriódico, Prensa Libre und |
Die von Portillo gezogene Konsequenz war, die Presse explizit von diversen Anlässen wie Eröffnungen von Schulen oder Marktplätzen auszuschliessen, die er sonst immer als Anlass für seine Medienauftritte nutzte. Auch verweigerte er nach wichtigen Treffen, z.B. mit dem US-amerikanischen Botschafter der Presse jegliche Information. Der FRG-Abgeordnete Haroldo Quej seinerseits sagte, ihm sei von der Partei verboten worden, an einem der von Prensa Libre regelmässig veranstalteten Pressefrühstücke teilzunehmen. Auch wenn die Spannung in den letzten Wochen etwas nachgelassen hat (die Steuerbehörden haben die Büros von elPeriódico wieder verlassen, Karen Fischer hat einen schriftlichen Bericht von Zamora akzeptiert und besteht nicht auf ihrer Vorladung), muss man im Verlaufe dieses Wahljahres wohl noch mit einigen Unstimmigkeiten zwischen der Regierung und den Medien rechnen. Gemäss Zamora ist das aber nichts Neues: "Schon zu Zeiten von Auch Gonzalo Marroquín, Direktor der Prensa Libre, versteht seine Arbeit nicht als Parteipolitik: "Unsere Aus- drucksformen als Kommunikationsmedien können ganz unterschiedlich sein. Aktivismus ist Teil der Meinungsfreiheit, und man kann uns deswegen nicht diskreditieren." Bezüglich des Vorwurfs, dass sich die Presse für den PAN-Kandidaten Oscar Berger stark mache, meinte Marroquín: "Wir bevorzugen gar niemanden. Wir veröffentlichen Tatsachen und Meinungsumfragen. Diese Umfragen lassen wir übrigens von den selben Meinungsforschungsinstituten machen wie bei den letzten Wahlen und damals war die FRG auch zufrieden damit!" Etwas anders sieht es die unabhängige Journalistin und Medienkennerin Iduviana Hernández. Die Presse favorisiere manchmal bewusst, manchmal unbewusst die Kandidatur von Berger, da er eine ähnlich FRG-feindliche Haltung vertrete wie die Presse selber. Weiter dürfe man auch die bestehende Verbindung zwischen der Presse und dem Unternehmenssektor nicht übersehen. Es sei eine unleugbare Tatsache, dass die Medien nur dank der Werbung überlebten, was den UnternehmerInnen eine gewisse Macht über sie gebe. In Guatemala sei die Presse traditionellerweise konservativ und identifiziere sich eher mit dem ökonomischen Konservatismus der UnternehmerInnen denn mit dem politischen Konservatismus einer FRG, meinte die Fachfrau Hernández. Die Ernennung von Edmundo Urrutia von der Vereinigung für soziale Investigationen und Studien ( |
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