In Gedenken an die Opfer
Fijáte 280 vom 12. März 2003, Artikel 6, Seite 5
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In Gedenken an die Opfer
Guatemala, 3.März. Anlässlich des Nationalen Tages der Würde der Opfer am 25. Februar veranstalteten zahlreiche Überlebende und Familienangehörige von Opfern des internen Konflikts aus verschiedenen Landesteilen eine Maya-Zeremonie und einen anschliessenden Fussmarsch durch das Historische Zentrum von Guatemala Stadt. Dabei wurde der Menschen gedenkt, die im Genozid des Staatsterrors und der v.a. von staatlichen Sicherheitskräften und Zivilpatrouillen begangenen Massaker umgekommen sind. Auch internationale Organisationen wie die UN-Mission für Guatemala, MINUGUA, Amnesty International und andere unterstützen die Forderung der Anwesenden an den Kongress, endlich das Gesetz zur Entschädigung der Opfer zu verabschieden und unter Dringlichkeit eine entsprechende Nationale Kommission einzusetzen, um die Empfehlungen der Wahrheitskommission (CEH) wenigstens ansatzweise zu erfüllen. Diese hatte vor genau vier Jahren einen Bericht vorgelegt, der belegte, dass die Regierung keine Massnahmen ergriffen hat, um die Erinnerung an die Opfer zu bewahren. Ebenso fehlt jeglicher Ansatz zur Gewährleistung von Garantien und der Entwicklung einer Kultur des gegenseitigen Respekts. Das Dokument beinhaltet des weiteren 84 Empfehlungen, die auch die Entschädigung der Familienangehörigen der Verstorbenen sowie die Stärkung eines demokratischen Prozesses umfasst. Doch weder der CEH-Bericht "Guatemala, Erinnerung des Schweigens" noch das vor fünf Jahren veröffentlichte dreibändige Dokument "Guatemala - Nie wieder" des Menschenrechtsbüros des Erzbistums Guatemala (ODHAG) veranlasste die Regierung bislang, ihre entsprechende Verantwortung zu übernehmen. Statt dessen, so die Multiinstitutionelle Instanz für den Frieden und die Eintracht, belohne die derzeitige Regierungspartei FRG die für den Völkermord Verantwortlichen, was sich im Fehlen jeglicher Ermittlungen der in der Vergangenheit begangenen schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen sowie der totalen Passivität bei der Suche der in jener Zeit verschwundenen Kinder zeige. Währenddessen führte die Stiftung forensischer Anthropologie (FAFG) in Zusammenarbeit mit der Witwenorganisation CONAVIGUA bzw. Nach oben |
der Gewaltopfervereinigung der Verapaces, ADIVIMA, im Februar mehrere Exhumierungen durch. Dabei wurden in 20 Massengräbern im Dorf Patzulá im Quiché die Gebeine von 45 Menschen gefunden, denen laut Aussagen von Familienangehörigen in den Jahren 1980-83 die Flucht in die Berge nicht gelungen war, und die Opfer inoffizieller Hinrichtungen wurden. In geheimen Massengräbern im Raum Rabinal, Baja Verapaz, gehören die gefundenen Überreste zu 37 Massakrierten, während im Departement Chimaltenango 65 Skelette auf dem ehemaligen Militärstützpunkt San José Poaquil gefunden wurden, die jedoch, wie die Opfer der anderen Orte, noch nicht alle identifiziert sind. In der Hoffnung, dass sich die Angehörigen erinnern und Hinweise geben können, werden nun die bei den Toten gefundenen Gegenstände und Kleidungsreste ausgestellt, bevor die Opfer schliesslich im Rahmen einer Mayazeremonie sowie christlicher Begräbnisse in Würde ihre letzte Ruhe finden können. Die beteiligten Organisationen sehen darin eine wichtige Möglichkeit für die Angehörigen, sich von ihren Lieben zu verabschieden und nach soviel Jahren ungewisser, schmerzlicher Trauer ihren inneren Frieden zu finden. |
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