Die Linke trifft sich
Fijáte 274 vom 11. Dez. 2002, Artikel 8, Seite 6
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Die Linke trifft sich
Antigua Guatemala, 4.Dez. Die populären demokratischen und linken Gruppierungen Lateinamerikas bestätigen, dass die Freihandelszone der Amerikas ALCA (siehe ¡Fijáte! 266), ein Projekt wirtschaftlicher und politischer Rekolonisierung, der Annexion und des Krieges der grossen Märkte sei, so Alfredo Quin, Vertreter der Kommunistischen Partei Kolumbiens auf dem XI. Treffen des Forums von Sao Paulo, das in diesen Tagen in Antigua Guatemala stattgefunden hat. Nach Quin besteht die ALCA aus drei grundsätzlichen Komponenten: Zum einen aus dem Freihandelsvertrag TLC, der Kanada, die USA und Mexiko umfasst, und dessen Resultate gerade für das letztgenannte Land eindeutig als negativ einzustufen sind. Zweiter ALCA-Bestandteil ist der Plan Puebla Panamá (PPP), ein Freihandelsplan, der sich auf die Zone zwischen dem Ort Puebla im Süden Mexikos und Panama erstreckt und vor allem die Kontrolle der Biodiversität und der Primärmaterien Mittelamerikas betrifft. Die dritte Achse der ALCA ist der gerade implementierte Plan Colombia, der angeblich zum Ziel hatte, die us-amerikanisch-kolumbianische Zusammenarbeit gegen Drogen- und Waffenhandel zu stärken. Letztendlich stellt sich dieses Projekt laut Quin jedoch eher als bewaffneter Arm der ALCA dar, welche einen starken Interventionsanteil der Vereinigten Staaten mit einschliesst und als Werkzeug dienen wird, Machtmechanismen einzusetzen gegen jene Bevölkerungsgruppen zwischen Alaska und Feuerland, die sich weigern, sich der ALCA anzuschliessen. Quin erklärte, dass sich durch den Wahlsieg von Luis Inacio Lula da Silva in Brasilien und des ehemaligen Oberst Lucio Gutiérrez in Ecuador als neue Präsidenten ihrer Länder, sowie durch die Stärkung und Resistenz von Venezuela der lateinamerikanische Kontinent in einer Phase der Neukonstellation befinde. Dieses Moment müsse von den Bevölkerungen ausgenutzt werden, um deutlich zu machen, dass die ALCA so, wie die USA sie sich vorstellt, nicht möglich ist. Zudem könne der Widerstand des kolumbianischen Volkes und der dortigen sozialen Organisationen, der trotz des Bürgerkriegs standhielt und versucht hat, die Vertiefung des neoliberalen Modells zu verhindern, als Beispiel dienen, damit sich andere diesem Kampf anschlössen. Nach oben |
Das dreitägige Treffen des Forums von Sao Paulo zählt mit der Beteiligung zahlreicher Abgeordneter linker Parteien aus Lateinamerika, der Karibik, Europa, Asien und Ozeanien. Es werden dabei Aspekte der internationalen Konjunktur und der Strategien diskutiert, die verfolgt werden könnten, um der Ungleichheit auf diesem Kontinent zu entgegenzusetzen. Seit 1990 trifft sich das Forum jährlich. Am diesjährigen Treffen in Antigua wurden Themen wie das Migrationsphänomen, lokale Macht, das Gemeindewesen, die Situation der Frau, die Rolle der sozialen Bewegungen, der linken Parteien und der Nicht-Regierungsorganisationen beim Aufbau von Alternativen behandelt. Hinsichtlich des Migrationsproblems betonten die Vortragenden die Verletzung der Menschenrechte der LateinamerikanerInnen in den Durchgangsländern Zentralamerikas, Mexiko und dem Endziel USA, wo sich die jeweiligen Regierungen bislang keine Gedanken darüber gemacht hätten, entsprechende Normen zu Gunsten der Betroffenen aufzustellen. Ebenso wurde von den DelegationsvertreterInnen aufgezeigt, das die Antiterror-Politik, die von den USA vorangetrieben und von anderen Staaten unterstützt wird, nichts weiteres als die Implementierung einer militärischen und polizeilichen Kontrolle über die Bevölkerung darstelle, vor allem derjenigen, die vorhat, nordamerikanischen Boden zu betreten, um bessere Lebensbedingungen zu suchen. Erminia Rodríguez Pacheco, Vertreterin der kubanischen Frauenföderation, stellte in ihrem Beitrag die Politik der Kommunistischen Partei Kubas zum Thema "Gender und die Verpflichtung der Partei mit der feministischen Bewegung" vor. Dabei erklärte sie, dass die Gender-Gleichberechtigung auf Kuba sich auf das politische Konzept der sozialen Beteiligung gründe und hob hervor, dass dieses Thema auf der Insel nichts Komplementäres sei, sondern als gleichwertig angesehen werde, so wie Aspekte der Sozialen Gerechtigkeit und andere Phänomene auch, bei denen das Ende von Ausbeutung, Ungleichheit und Diskriminierung eingefordert werde. In Hinblick auf den Kampf gegen die anfangs bereits erwähnten Freihandelsabkommen und -projekte ist es laut der ReferentInnen notwendig, dass sich Bündnisse finden, um in der Erarbeitung von Modellen alternativer Entwicklung fortzuschreiten und all das zurückzuweisen, was gegen die natürliche Vielfalt und gegen die Kultur der Völker verwendet werden kann. Dafür müsste man jedoch auf klare und effiziente Mechanismen zurückgreifen können. Eine Übereinstimmung in den Kriterien und damit die Bildung einer gemeinsamen linken Front sei die einzige Möglichkeit, gegen die neoliberalen Strömungen der lokalen Regierungen und die Interessen der multinationalen Unternehmen vorzugehen, ist sich die Linke in Antigua einig. |
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