Privat, "offiziell" oder für den sonstigen Gebrauch?
Fijáte 302 vom 28. Jan. 2004, Artikel 5, Seite 5
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Privat, "offiziell" oder für den sonstigen Gebrauch?
Guatemala, 12. Jan. Die Vermittlung internationaler Adoptionen in Guatemala, das diesbezüglich als das schwächste System in ganz Zentralamerika gilt, ist in den letzten Jahren dramatisch angestiegen. Es gibt zwei gängige Arten der Kindsadoption in Guatemala mittels privater oder ,,offizieller" Vermittlung. Erstere wird meist von RechtsanwältInnen gemanagt, die junge und arme schwangere Frauen aufsuchen. Diese hätten zwar generell das Recht, jeder Zeit aus dem Vermittlungsprozess der Adoption auszusteigen, sind jedoch selten über dieses Recht informiert, oder es wird ihnen einfach nicht zugestanden. Die jungen Mütter sind oftmals verzweifelt und wirtschaftlich in unsicherer Lage. Einmal geködert erhalten sie während der Schwangerschaft bis nach der Geburt die beste Unterstützung und Betreuung - eine Hilfe, die im Nachhinein gegen sie verwendet wird, wenn sie ihr Kind behalten wollen. Dieses Vermittlungssystem gründet auf Nötigung und Korruption. Laut Gesetz müssen Mütter, die ihre Kinder zur Adoption freigeben, ein Gespräch mit dem Nationalen Generalprokurat und einer vertretenden Person der Adoptiveltern führen. Doch selten unterziehen sich die angeheuerten Mütter freiwillig dieser Unterredung. Stattdessen werden sie massiv bedroht, sollten sie die Zustimmung verweigern. Das so genannte "offizielle" Vermittlungsverfahren wird angewendet, wenn ein Kind legal von einer/m RichterIn des Jugendgerichts als vernachlässigt deklariert wird. In Folge übernimmt der Staat die Rolle der ,,natürlichen Mutter" und somit die Verantwortung, das Kind und dessen Interessen zu ,,schützen". Die vermeintliche Seriosität dieser Vermittlung verliert schnell an Glaubwürdigkeit, betrachtet man die Kollision der staatlich vertretenen ,,Kindsinteressen" mit den Ansinnen der RichterInnen, RechtsanwältInnen und schliesslich der Adoptiveltern. Byron Alvarado von der Sozialen Bewegung für die Rechte der Kinder und Jugend berichtet sogar von der Vermarktung von Kindern sowohl im Bereich des Organhandels als auch in der Kinderpornographie-Szene. Schon 1999 berichtete die damalige Sonderbeauftragte für Kinderhandel, prostitution und -pornographie der Vereinten Nationen, Mary Robinson, dass die Mehrheit der Adoptionen in Guatemala illegal erfolge. Und doch hat sich an der Situation nichts geändert. Im Gegenteil: Noch im Herbst 2003 hat der guatemaltekische Kongress die durch die ratifizierte UN-Menschenrechtskonvention von Den Haag obligate Verabschiedung eines Gesetzes zur Regelung der Adoptionen aufgrund vermeintlicher Inkohärenz des Entwurfs suspendiert (vgl. ¡Fijáte! 294). Nur sporadisch ähnlich wie beim guatemaltekischen Drogensuchen und auffinden - werden bekannte und in ganz Zentralamerika aktive Kinderhandelsringe aufgedeckt und rechtlich belangt. Nach oben |
Guatemala, 02. Dez. 03. Für Gladys Acosta, UNICEF-VertreterIn in Guatemala, imponiert der Umgang mit Adoptionen vornehmlich in Guatemala, in dem im internationalen Vergleich proportional zur Bevölkerungszahl die meisten Adoptionen pro Jahr vonstatten gehen, inzwischen als Farce: Anstatt, dass Familien für Kinder gesucht würden, die eines Zuhauses bedürfen, würden mittlerweile Kinder für Eltern gesucht. Und mit wenigen Ausnahmen sind dies Eltern im reichen Ausland, die für den Empfang von Kindern bezahlen können, die in den meisten Fällen aus armen Familien stammen, die nicht über die (finanziellen) Mittel verfügen, um selbst für ihre Sprösslinge zu sorgen, oder denen gar die |
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