Neue Umgangsformen mit den maras
Fijáte 317 vom 25. Aug. 2004, Artikel 7, Seite 5
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Neue Umgangsformen mit den maras
Guatemala, 18. Aug. In El Salvador und Honduras wurden vor einiger Zeit Gesetzgebungen verabschiedet, die die Gewalt bekämpfen sollten, die von Jugendbanden, den so genannten maras, ausgeht, ohne dass die Gesetze jedoch bis dato Erfolg zeitigen. Nun plant die guatemaltekische Regierung, Gespräche zu initiieren, um Frieden mit diesen Gruppen zu schliessen, während gleichzeitig auch hier ein "Anti-mara-Gesetz" in Bearbeitung ist. Der Grossteil der zentralamerikanischen Bevölkerung, die in marginalisierten Stadtvierteln lebt, fordere eine baldige Lösung hinsichtlich der Gewalt, die kriminellen Gruppen zugeschrieben wird. Die zuständigen Behörden griffen derweil zu simplen Massnahmen, mit denen sie jedoch lediglich konjunkturelle Wirkung erzielten. Dabei sei die Kriminalität ein Problem, das einer grundlegenden Entschlüsselung bedürfe, so die Zeitschrift Revista Centroamericana. Neben den maras müssten gleichzeitig andere Themen untersucht werden, die ebenfalls zur anhaltenden Gewalt beitragen. So z.B. die Geiselnahmen, Autodiebstähle, Menschen- und Drogenhandel und Schmuggel, Themen, die in den Sicherheitsplänen der zentralamerikanischen Länder unerwähnt blieben, so die Publikation. Die Analyse bestätigt, dass das Vorgehen gegen die maras auf dem Isthmus bestimmten Mustern entspräche, doch die Schaffung von Gesetzen gegen diese Jugendlichen sei nicht gerechtfertigt, da sie in erster Linie eine Form sei, die Ineffizienz des Ermittlungssystems der Regierungen zu verschleiern. Die Festnahmepolitik der Polizei in allen drei Ländern bestehe darin, allein die Art der Jugendlichen, sich zu verhalten, zu kleiden und sich darzustellen, als Delikt zu definieren. Dementsprechend würden die Jugendlichen nicht aufgrund ihres Handelns sondern allein wegen ihres Seins verfolgt. Während des Jahres 2003 wurden rund 12´000 jugendliche Bandenmitglieder festgenommen, beschuldigt wegen einfacher Delikte oder verdächtigen Verhaltens. Davon waren schätzungsweise 5 % weibliche Jugendliche. Nun will also Präsident Berger ein Treffen mit vier RepräsentantInnen verschiedener maras organisieren mit dem Ziel, gemeinsam eine Lösung für die Gewalt zu finden, die diesen Gruppen zugeschrieben wird. Fachleute stimmen darin überein, dass diese Gespräche durchaus zu einer Vereinbarung führen könnten, die zum Abbau von Gewalt beiträgt. Doch gleichzeitig müssten Wiedereingliederungsmassnahmen angeboten werden, um den Jugendlichen eine Perspektive aber auch Schutz zu bieten. Schliesslich würden die Gruppen, die hinter den maras steckten, wie das organisierte Verbrechen und der Drogenhandel, ihre oft minderjährigen HandlangerInnen nicht so einfach aus dem "Spiel" aussteigen lassen und sie im Zweifel lieber selbst aus dem Verkehr ziehen. Nach oben |
Derweil strebt die Kongressabgeordnete Roxana Baldeti der Einfachheit halber das ,,Anti-mara-Gesetz" an, mittels dessen die Rate der Gewalt, die das Land überschwemmt, ohne grossen Aufwand verringert werden soll. Die maras haben ihren Ursprung in den marginalisierten Vierteln der USamerikanischen Grossstädte. In den 80er Jahren schlossen sich ihnen GuatemaltekInnen und SalvadorianerInnen an, die vor den bewaffneten Konflikten in ihren Heimatländern flohen. Um sich vor den organisierten Bandenmitgliedern zu schützen, gründeten schliesslich die afroamerikanischen und Latino-Jugendlichen ihre eigenen Gruppen, aus denen sich die beiden grossen und bekannten Mara 18 und Salvatrucha entwickelten. Die Deportationen der Mitglieder der Jugendbanden aus den USA begannen 1990 und brachten so das Phänomen der maras auf den zentralamerikanischen Boden, wo sie heute als eines der schlimmsten Manifestationen der anhaltenden sozialen Ungleichheit und der dysfunktionalen Justiz in der Region gelten. |
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