Endlich eine Frau als oberste "Justitia"

Guatemala, 10. Okt. Mit Beatriz Ofelia de León Reyes ist zum ersten Mal in der Geschichte der guatemaltekischen Justiz eine Frau zur Präsidentin des Justizsystems (OJ) und des Obersten Gerichtshofes (CSJ) gewählt worden.

Nach vier fehlgeschlagenen Wahlgängen und dem Rückzug zweier anderer Kandidaten, wurde de León Reyes von den 13 Richtern des CSJ einstimmig zu ihrer Präsidentin ernannt.

,,Die erste Frau zu sein, die dem Justizwesen vorsitzt, ist eine grosse Verantwortung. Ich fühle mich doppelt herausgefordert, als Richterin und als Frau. Es werden viele Hoffungen auf mich gesetzt, die ich zu erfüllen versuche. Speziell fühle ich mich den Frauen gegenüber verpflichtet; ihnen den Zugang zur Justiz zu ermöglichen ist eines meiner Ziele", sagte de León Reyes in einem Zeitungsinterview. Als weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit nennt sie die Einsetzung von FriedensrichterInnen in allen Gemeinden, die Modernisierung bzw. die Schaffung von mehr Gerichten in allen Landesteilen und den Schutz und die Sicherheit von RichterInnen und des Justizpersonals.

Tatsächlich zeigten sich Frauenorganisationen und Feministinnen erfreut über die Wahl der Obersten Richterin und sehen darin ein Zeichen, dass die Frauen Räume zurückgewinnen, die traditionellerweise von Männern besetzt waren.

Die Aufgabe von de León Reyes ist nicht einfach. Einerseits wird sie die kritische Aufmerksamkeit der Presse und ihrer männlichen Kollegen auf sich vereint haben, zum anderen dauert ihre Amtszeit nur ein Jahr. Sehr wenig also, um weitreichende Änderungen im Justizwesen durchzusetzen. Ein anderes Hindernis für die Umsetzung ihrer Pläne und Programme sind die (zu) bescheidenen finanziellen Mittel, mit denen das Justizwesen ausgestattet ist.