Das Militärtagebuch ist Anklageschrift

Guatemala, 12. Okt. Die Myrna Mack-Stiftung hat heute gemeinsam mit Angehörigen von insgesamt 27 Opfern von Folter, aussergerichtlicher Hinrichtung und erzwungenem Verschwinden zwischen 1983 und 1985 vor der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (CIDH) im US-amerikanischen Washington vorgesprochen. Die Verbrechen sind dokumentiert in dem 1999 an die Öffentlichkeit gekommenen "Militärtagebuch", Operationsdokument des militärischen Geheimdienstes.

In einem Kommuniqué erklärt die Stiftung als Sinn der Audienz die Wiederholung der wichtigsten Anklagepunkte gegen den guatemaltekischen Staat wegen dessen internationaler Verantwortung für mindestens acht verschiedene Verbrechensarten gegen die Menschenrechte. Diese Klage war bereits im November 2005 eingereicht worden.

Zwei Frauen, die eine Schwester und die andere Mutter je eines Opfers der Militärapparate und des Geheimdienstes, legten Zeugnis über die Geschehnisse ab in Repräsentanz für die weiteren Familienangehörigen, die die Klage stützen.

Begleitet von der Stiftungsleiterin Helen Mack, die gleichzeitig als Hauptantragstellerin vor der Kommission auftritt, unterstrichen die Klageführenden besonders die von ihnen erlebte Verweigerung von Rechtsprechung, hatten nicht nur die zur Zeit der Verbrechen zuständigen Staatsorgane nichts in Bezug auf die entsprechend eingereichten Anzeigen getan. Sondern trotz der 1999 nach Veröffentlichung des Militärtagebuchs wiederholten Klagen hat die Staatsanwaltschaft bis heute noch keinerlei eigenständige Ermittlungen aufgenommen, die zur Aufklärung der Verbrechen, zur Verurteilung der intellektuellen wie materiellen Täter, sowie zur Lokalisierung der sterblichen Überreste derjenigen führen könnten, die vermutlich aussergerichtlich hingerichtet wurden, Verbrechen, die vom Staat selbst in jenem Tagebuch dokumentiert sind.