Was gibt es vor der UNO zu verstecken?
Fijáte 383 vom 18. April 2007, Artikel 3, Seite 4
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Was gibt es vor der UNO zu verstecken?
Guatemala, 10. April. Präsident Oscar Berger hat die beiden UNO-SonderberichterstatterInnen Jila Hinani und Vernon Muñoz gebeten, ihre für dieses Jahr vorgesehenen Besuche erst 2008 zu realisieren. Die Sonderberichterstatterin für Menschenrechte, Jila Hinani, wurde während der Regierungszeit von Berger nie zu einem Besuch eingeladen, was sie in ihrem Bericht des Jahres 2006 entsprechend kritisierte. Der erste Besuch überhaupt von Vernon Muñoz, Sonderberichterstatter zum Thema Recht auf Bildung, wäre für die letzte Aprilwoche vorgesehen gewesen. Der Entscheid der Regierung, die beiden "auszuladen", fiel bei den lokalen Medien und sozialen Organisationen auf vehemente Kritik und Protest. Die Tageszeitung Prensa Libre z.B. schrieb, es sei in der aktuellen demokratischen Phase des Landes unlogisch, sich dem Besuch der beiden UNO-Abgeordneten zu widersetzen, vor allem, da es sich um zwei so sensible Themen wie die Menschenrechte und Bildung handle. Mit der Weigerung, die zwei zu empfangen, ziehe die Regierung den Verdacht auf sich, in beiden Angelegenheiten etwas verstecken zu wollen. Gerade was den Bildungsbereich betrifft, ist die Vermutung sicher zutreffend. Muñoz wollte nämlich sein Augenmerk speziell auf die Zweisprachigkeit des Schulunterrichts, das Budget des Bildungsministeriums und die Arbeitssituation der LehrerInnen richten. Zwar lobt auf der einen Seite Präsident Berger die Erfolge seiner Erziehungsministerin Carmen Aceña in den höchsten Tönen. Auf der anderen Seite ist aber der seit Monaten offensichtliche Konflikt zwischen der Ministerin und den LehrerInnen in keiner Weise ausgestanden (siehe z.B. ¡Fijáte! 382). Aktuell droht die Nationale LehrerInnengewerkschaft (ANM), am 21. April erneut in den Streik zu treten, falls die von Präsident Berger zugesagten Kompromisse nicht umgesetzt würden. Nach oben |
Anlässlich einer gemeinsamen Pressekonferenz kritisierten auch das Kollektiv Bildung für Alle und das Internationale Zentrum für Untersuchungen in Menschenrechtsangelegenheiten (CIIDH) das Verhalten der Regierung. Es sei politisch nicht kohärent, den SonderberichterstatterInnen die Türen zu verschliessen und gleichzeitig auf einen Sitz in der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (CIDH) zu aspirieren. Francisco Cabrera, Sprecher der beiden Organisationen, sieht im "Besuchsverbot" der beiden UNO-Abgeordneten ganz klar wahlpolitische Gründe: Die GANA will ihre (Wieder-)Wahlchancen nicht gefährden durch internationale Kritik an ihrer Bildungs- und Menschenrechtspolitik. Interessanterweise nennt auch Bildungsministerin Carmen Aceña die Wahlen als Grund dafür, weshalb der Besuch von Muñoz verschoben wurde: Da die Schulhäuser als Wahllokale dienen und entsprechend hergerichtet werden müssten, habe man im Moment keine Zeit, den UNO-Abgeordneten gebührend zu empfangen. |
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