Der Vizepräsident im Mittelalter
Fijáte 398 vom 21. Nov. 2007, Artikel 3, Seite 2
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Der Vizepräsident im Mittelalter
Guatemala, 07. Nov. Doktor José Rafael Espada ist auf der politischen Bühne Guatemalas bislang ein unbeschriebenes Blatt. Demgegenüber hat sich der 63-Jährige als Chirurg mit besonderer Erfahrung in Herzoperationen am Methodist DeBakey Heart Center in Houston, im US-amerikanischen Bundesstaat Texas, während der letzten mehr als 30 Jahre einen Namen gemacht. Mit Hilfe von privaten Spenden hat er bereits in den frühen 90er Jahren das Herzzentrum Unidad Cardiovascular (UNICAR) in Guatemala eröffnet, an dem er seitdem einmal im Monat kostenlose Herz-OP´s durchführte. Diejenigen GuatemaltekInnen, die das Geld haben, sind hingegen zur OP nach Houston geflogen. Während der Krankenhauskrise im letzten Jahr war er offenbar schon einmal als potentieller Gesundheitsminister im Gespräch, zog aber erst im April 2007 nach Guatemala, um sich als Kandidat für die Vizepräsidentschaft im Namen der Unidad Nacional de Esperanza (UNE) zu profilieren. "Als Chriurg kann ich sehr gut organisieren. Meine Arbeit wird die Koordination des Kabinetts sein. Guatemala hat eine der aktivsten Vizepräsidentschaftsposten in Lateinamerika ... das ist fast eine Art Premierminister", erläutert Espada gegenüber der Tageszeitung elPeriódico. Und teilt auch gleich seinen Eindruck von Guatemala mit: "Guatemala ist ein mittelalterliches Land. Hier gibt es weder Reiche noch Arme, es gibt den Adel und den Pöbel. Der Arme glaubt, Pöbel zu sein und der Reiche glaubt sich nicht nur adelig, sondern ist voller Ressentiments gegenüber der Gesellschaft und stört sich daran, dass die anderen vorankommen." Die Beschreibung der Regierungspläne hält Espada in jenem Interview knapp: Regulierung des Wirtschaftssystems, Unterstützung der kleinen und mittleren Unternehmen, Programme zur Verbesserung von Gesundheit, Bildung, Landwirtschaft und Tourismus seien Teil der Aktionen, die in den nächsten Monaten angestossen werden sollen. Eine Fahne mit einer Hand, die eine Rose hält - das Symbol der Sozialdemokraten - teilt sich Espadas Büro im UNICAR-Gebäude mit mindestens 10 Bodyguards und zahlreichen Fotos, auf denen er operiert, sich mit Präsidenten und WürdenträgerInnen zeigt sowie auf Luxus-Motorrädern oder -Autos posiert. "Ich bin Sozialdemokrat von Geburt an... ok, seit dem Medizinstudium. Es kommt immer darauf an, wenn ich nach Europa gehe, bin ich der Papst, aber für Guatemala bin ich Kommunist, obwohl es keine Kommunisten mehr gibt", versucht er sich zu erklären. Nach oben |
"Mein Traum ist es, dass alle Kinder dreimal täglich eine kostenlose Mahlzeit erhalten, eine Art Spezialnahrung, wie es die Marines essen, mit vielen Kalorien und Proteinen", so lautet Espadas Vorschlag in Bezug auf die Unterernährung, die im Land herrscht. Unklar bleibt auch der Sinn des Vorschlags, dass Coloms Regierung die alten Maya-Persönlichkeiten zusammenrufen will. Denn, so Espada, "sie sind sehr vernünftig, mit ihnen kann man eine effektivere Absprache treffen, um den Rassismus zu kontrollieren". Auf die Kritik hin, durch seine lange Abwesenheit die Realität des Landes nicht zu kennen, meint er: "Ich kenne Guatemala besser, als die, die hier leben. Wenn man ausserhalb des Landes lebt, wächst der Patriotismus, und der lässt einen sein Land, seine Flagge, die Seen und Vulkane noch mehr spüren ... Ich habe für das Land mehr getan, als die, die hier wohnen", sagt Espada. |
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