Der neue Flughafen sorgt für Differenzen und verletzten Stolz
Fijáte 400 vom 19. Dez. 2007, Artikel 6, Seite 4
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Der neue Flughafen sorgt für Differenzen und verletzten Stolz
Guatemala, 14. Dez. Im Zuge seiner Einweihung sorgt das erste Viertel des neuen, besser gesagt, komplett umgebauten internationalen Flughafens La Aurora in der Hauptstadt weiterhin für grundlegende Meinungsverschiedenheiten. Gab es bereits zu Beginn der Bauarbeiten Streit ob unklarer Zuständigkeiten und Befugnisse zwischen Kommune und Staatsregierung, legt die nahe Zukunft, sprich der Regierungswechsel, auch auf politischen Ebenen die Bedeutung des Vorhabens offen: Für Präsident Berger ist der neue Flughafen sein Vorzeigeprojekt. Zudem ist es das einzige realisierte von fünf Riesenbauobjekten, die Berger in seiner Amtszeit durchziehen wollte. 710 Mio. Quetzales hat die Zentralregierung in den Bau des Hauptgebäudes und den Nordflügel inklusive Abflughallen investiert, die anstehende und als Aufgabe der folgenden Regierung vorgesehene Bauphase umfasst den Südflügel und eine neue Rollbahn. Auf dem Einweihungsakt verkündete der gewählte Vizepräsident Rafael Espada jedoch schlicht, der Staat verfüge nicht über die Kapazität, sich diesem Plan anzunehmen, die nötigen Gelder seien nicht im verabschiedeten Staatshaushalt berücksichtigt, also werde man das Vorhaben mittels der Vergabe von Konzessionen an private Unternehmen übergeben. Damit erntete er gleich Kritik. Berger selbst wies Espada darauf hin, dass das neue Flughafengebäude so geplant worden sei, dass es sich selbst finanziere. Die in diesem Rahmen kürzlich durchgeführte Versteigerung der Pachtrechte für gewerblichen Nutzen der im Flughafen befindlichen Lokale bietet einen Einblick in dieses Finanzkonzept: US-$ 2,4 Mio. nahm die Zivile Luftfahrtdirektion (DGAC) bei der Auktion der Gewerberechte im Imbissbereich ein, die allein grosse Fastfood-Ketten stemmen können. Auch auf den anderen Verkaufsebenen wurden kleine Einzelhandelsläden aufgrund der horrenden Preise aus dem Gebäude verdrängt. Und der Chef der DGAC rügte Espadas Vorschlag, denn die Konzessionsvergabe würde die Gebührenpreise erhöhen, die von den Fluggesellschaften genommen würden, somit würde nicht wie beabsichtigt, die Zahl der Flüge gesteigert. Dabei steuern schon jetzt anstatt wie früher neun, dreizehn Fluglinien den Flughafen an und die Anzahl der Flieger ist von 7 auf 24 gewachsen. Ein anderer Zwist historischen Ausmasses um La Aurora - zu Deutsch "die Morgenröte" - spielt sich regelrecht auf dem Rollfeld ab. Auslöser für die offene Auseinandersetzung war ein Vorfall Anfang Dezember, als ein kommerzielles Passagierflugzeug zur Landung ansetze, diese jedoch nicht durchführen konnte, da auf der entsprechenden Piste ein Flugzeug der Luftstreitkräfte (FAG) Übungen für den nahenden 69. Jahrestag der FAG absolvierte und keine Anstalten machte, die Bahn zu räumen, obwohl kommerzielle Flüge immer Vorrang haben. Die DGAC droht nun, Klage gegen die Luftwaffe und das zuständige Personal des Kontrollturms wegen Fahrlässigkeit einzureichen, der Sprecher des Militärs, Daniel Domínguez, weist derweil alle Schuldvorwürfe zurück. Die Zivile Luftfahrtdirektion habe die Übung autorisiert und keine anderslautenden Befehle gegeben. Nach oben |
Im Zusammenhang mit einer Stellungnahme von Verteidigungsminister Cecilio Leiva, die Luftwaffe würde ihre Installationen auf dem Gelände des Flughafens La Aurora auf keinen Fall räumen, vermutet der Kolumnist und Hobbyflieger Alfred Kaltschmitt eine implizite Botschaft angesichts des momentanen Gebären der FAG. In der letzten Zeit hatte diese Rockkonzerte auf der Parkrampe und in den Hangars veranstaltet - das Publikum befand sich somit nur 60 Meter von der Start- und Landebahn des Flughafenverkehrs entfernt. Dann organisierte die Luftwaffe Wettbewerbe im Modellfliegen - die Modellflugzeuge flogen im Luftraum des Flughafens. Ebenso wie die Papierdrachen beim ebenfalls militärisch organisierten Wettfliegen. Kaltschmitt erinnert an die Zeit des kalten Krieges, als der Flughafen unter striktem Mandat der Armee war. Doch mit der Unterzeichnung der Friedensverträge habe sich das Los des Militärs gewandelt, das derzeit institutionell tatsächlich recht angeschlagen sei. Die Luftwaffe hat nur wenige Flugzeuge und Ressourcen zur allgemeinen Instandhaltung des Materials. Und die Zukunft ist unsicher. Der eventuelle Umzug der FAG aus der Hauptstadt zur Militärbasis am Pazifikhafen San José würde die Institution buchstäblich an den Rand der allgemeinen Aufmerksamkeit drängen. Aber das Militär will sich dem Frieden nicht beugen. |
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