100.000 Mikrokredite für Landfrauen
Fijáte 399 vom 5. Dezember 2007, Artikel 5, Seite 5
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100.000 Mikrokredite für Landfrauen
Guatemala, 23. Nov. Mehr als 100.000 Frauen, die in ländlichen Regionen Guatemalas leben, werden in den nächsten drei Jahren die Möglichkeit haben, über die staatliche Banrural Mikrokredite in Höhe von zwischen 500 und 2´000 Quetzales zu beziehen. Dies ist das Ergebnis der Vertragsunterzeichnung von Seiten der genannten guatemaltekischen Bank, der Grameen Bank, der Stiftung Whole Planet und dem Programm "Creciendo Bien" des Sekretariats der Präsidentengattin (SOSEP). Die Funktionsweise und Konditionen sollen dem Modell der Grameen Bank folgen, deren Gründer Muhammad Yunus im letzten Jahr den Friedensnobelpreis bekommen hat. Die Mikrokredite werden Frauengruppen gegeben, die auf einen gewissen Organisationsgrad verweisen können. 12% Zinsen werden für die Geldleihgabe erhoben. Ähnlich wie die Erfahrungen anderenorts, haben auch die 6´300 guatemaltekischen Frauen, die bereits durch einen "Grameen-Mikrokredit" von der Banrural begünstigt wurden, keine Versäumnisse in ihren Rückzahlungen vorzuweisen. Die Frauengruppen brauchen weder Bürgschaft noch sonstige Gläubiger, allein ihr Wort zählt für ihre Kreditwürdigkeit. Zudem werden die Mikrokreditnehmerinnen von der Bank bzw. in diesem Fall mittels des SOSEP-Programms unterstützt bei der Durchführung ihrer meist produktiven Projekte. Ausserdem werden den Frauen Fortbildungen in Sachen Gesundheit, Ernährung, Hygiene, Selbstbewusstsein und Kindererziehung angeboten, um ihnen das Werkzeug an die Hand zu geben ihre Arbeit noch besser auszuführen. Auch in Guatemala wird mit den gerade veröffentlichten Ergebnissen des II Zensus über die Aktivitäten in Kooperativen die oft gemachte Beobachtung bestätigt, dass die Frauen als Verantwortliche in Kooperativen verantwortungsvoller mit der Rückzahlung von Schulden umgehen. 42% der mit dem Zensus erfassten Kooperativen werden derzeit von Frauen geführt, sowohl in der Hauptstadt wie in den Departements. Rodolfo Orozco vom Nationalen Kooperativen-Institut (INACOP) unterstreicht nicht nur die Bedeutung der Frauen in Entscheidungsposten der Produktionszusammenschlüsse, sondern hebt hervor, dass diese Form der Erwerbstätigkeit bereits den Lebensstandard von tausenden von Frauen verbessert habe und zu einer wesentlichen Schaffung von Arbeitsplätzen, Steuereinnahmen und der Vergabe von Krediten an Personen geführt hat, die in der traditionellen Situation zwischen Bank und Einzelperson nicht berücksichtigt werden. Demgegenüber wurden jüngst die Ergebnisse des "Gender Gap Index 2006" vom Weltwirtschaftsforum vorgestellt, also die Situation der aufklaffenden Schere zwischen Frauen und Männern in Sachen Zugangschancen. In Guatemala geht diese Schere gemäss der Studie immer weiter auseinander, das Land fiel von Platz 96 auf Platz 106 (von 128 Plätzen) zurück und stellt das Schlusslicht in Lateinamerika dar. Das bedeutet, dass die Frauen in Guatemala mehr und mehr diskriminiert und ausgeschlossen werden. Nur Ecuador, Venezuela, Honduras und Bolivien haben ihre Positionen verbessert; als regionaler Vorreiter steht Kuba auf Platz 22, gefolgt von Kolumbien (24) und Costa Rica (28). Angeführt wird das Ranking von Schweden, Norwegen und Finnland. Nach oben |
Zweifelhaft ist der Sinn und das Vorgehen der Untersuchung, wenn die Financial Times Deutschland erläutert: "Die Fälle, in denen Frauen in einem Bereich sogar stärker vertreten waren, wurden nicht berücksichtigt. Schließlich, so die Autoren, gehe es um Gleichberechtigung und nicht darum, ob Frauen den "Kampf der Geschlechter" womöglich sogar gewinnen." Für Ada Valenzuela von der Frauenorganisation UNAMG ist das Ergebnis Guatemalas Beweis für das dominierende Zusammenspiel ganz bestimmter Faktoren: Der Neoliberalismus, der patriarchale Staat und der herrschende Rassismus seien Grund dafür, dass die Ungleichheit und der gesellschaftliche Ausschluss ein weibliches Gesicht tragen würden. Folglich sei eine Transformation des gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Systems von Nöten. Als Ausdruck der Ungleichheit nannte Gabriela Núñez, Leiterin des Präsidialen Sekretariats für die Frau (SEPREM), die herrschende Gewalt und eine rückständige Gesetzgebung, die zur Benachteiligung der Frauen beitrügen. Die nächste Regierung stehe zudem vor der Herausforderung, die indigenen Frauen in diverse Bereiche mit einzubeziehen. |
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