Die Russen waren da! Und noch viele mehr
Fijáte 389 vom 11. Juli 2007, Artikel 3, Seite 4
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Die Russen waren da! Und noch viele mehr
Guatemala, 7. Juli. Unter Begleitung eines starken Sicherheitstrosses fand Anfang Juli die 119. Versammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Guatemala statt, um letztendlich Russland als Austragungsort für die Winterspiele 2014 auszuwählen. Die guatemaltekische Sicherheitscrew aus Polizei und Militär wurde unterstützt von einer französischen Antiterror-Spezialeinheit. Eine Reihe hochrangiger Funktionäre gaben sich die Ehre: Russlands Präsident Putin, Roh Moo-Hyun, Präsident Südkoreas, und der österreichische Aussenminister Alfred Gusenbauer als jeweilige Repräsentanten der sich zur Wahl stellenden Länder. Neben IOC-Präsident Jaques Rogge war auch der Adel vertreten: die spanische Prinzessin Pilar, Scheich Tamiz al-Thani aus Qatar, Prinz Wilhelm der Niederlande, Prinz Albert II von Monaco, Grossherzog Jean von Luxemburg, Prinzessin Nora von Liechtenstein sowie OPEC-Präsident Jaque al-Sabah aus Kuwait, die russische Tennisspielerin Maria Sharapova und FIFA-Präsident Joseph Blatter. Guatemalas Autoritäten nutzten die zweieinhalbminütige weltweite Fernsehübertragung, um sozio-ökonomische wie kulturelle Aspekte sowie einige touristische Attraktionen des Landes anzupreisen. Auch Präsident Oscar Berger ersparte sich einige Reisen und traf sich mit den Grossen. So gewährte ihm Vladimir Putin eine halbe Stunde, um diverse Verträge der Zusammenarbeit zu unterzeichnen. Darunter Programme zum Bau von Strominfrastruktur, Spitzentechnologie, Bildung und nicht-traditioneller Produkte wie Blumen und Möbel. Von besonderer Relevanz ist die Ankündigung Russlands, die Einfuhrzölle von guatemaltekischem Zucker zu senken, Mengenbeschränkungen aufzuheben und so Guatemala bis 2013 zum Meistbegünstigten Importland zu machen. Im letzten Jahr machten die Zuckerimporte nach Russland US-$ 6,73 Mio. aus, 25% des Produktverkaufs ins Ausland insgesamt. Russland steht an erster Zuckerimportlandstelle, Guatemala an fünfter der Zuckerexportierenden Länder. Kaffee ist ein weiteres Produkt, das im bilateralen Austausch begünstigt werden könnte. Derzeit erhält Russland 12´000 Zentner guatemaltekischen Kaffee pro Jahr, zum Grossteil exportiert über Deutschland. Das russische Kaffee-Konsumpotential liegt jedoch bei 100´000 Zentnern, meint die guatemaltekische Kaffeevereinigung ANACAFE. Nach oben |
Mit Roh Moo-Hyun vereinbarte Berger die Aufhebung der jeweiligen Visumspflicht, um die Mobilität von Personen aber auch die Investitionen zu erleichtern. Kooperationsprogramme sollen sowohl in Bildungsinformatik sowie in die technische Zusammenarbeit fliessen. Guatemala ist der Haupthandelspartner für Südkorea in der Region und der drittwichtigste ganz Lateinamerikas. Scheich Tamiz al-Thani aus Qatar bekundete derweil neben dem Tourismus-Sektor vornehmliches Interesse an dem Abbau von Erdöl und Flüssiggas. Frauenrechtsorganisationen nutzten die internationale Präsenz, um um Unterstützung von Aktionen zur Beseitigung des Mordes an Frauen zu bitten. Allein in 2007 haben bereits 200 Frauen ihr Leben durch Gewalt verloren. Die AktivistInnen demonstrierten vor dem Hotel, in dem die IOC-Sitzung stattfand. Diese Instanz verfolge schliesslich zwischen ihrer Vision und Mission die Absicht, den Frieden weltweit zu fördern. Guatemala erreiche jedoch niemals Frieden, wenn nicht vehement die Gewalt gegen Frauen und deren krassester Ausdruck, der Femizid, getilgt würden. Parallel zu der Aktion auf der Strasse traf sich eine Delegation mit VertreterInnen des IOC, um mögliche Hilfsmassnahmen zu bereden. Zur Überraschung der DemonstrantInnen wurden sie mit Gewalt von 50 AgentInnen der Nationalen Zivilpolizei vertrieben, die auf den entgegenkommenden Vorschlag, sich friedlich zurückzuziehen nur mit noch schärferen Drohungen antworteten. Die völlig friedlich demonstrierenden Organisationen denunzierten die Repression und verliehen ihrer Sorge um die Demonstrations- und Meinungsfreiheit Ausdruck. |
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