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Arbeitsmarktpanorama

Fijáte 429 vom 25. Februar 2009, Artikel 3, Seite 3

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Arbeitsmarktpanorama

Entsprechend problematisch stellt sich nicht nur die steigende Zahl von aus den VGUSANF deportierten VGMigrantInnenNF dar, die im letzten Jahr rund 28´000 GuatemaltekInnen umfasste. Diese summieren sich nun zu denen, die Arbeit suchen, und deren Familien keine Möglichkeit haben, ihre Ausgaben durch die erhofften remesas abzudecken. Seit 1999 erreichten die Rücküberweisungen imJahr 2008 ihren niedrigsten Stand, allein im Januar 2009 ist bereits ein Minus von 11,8% im Vergleich zum Januar 2008 registriert worden. Dabei schickten die rund 1,3 Mio. GuatemaltekInnen, die in den USA leben, im letzten Jahr noch US-$ 4 Mrd., mit denen die Angehörigen hier in den Hausbau oder in die Eröffnung eines Geschäftes investierten. Der Grossteil der Gelder fliesst jedoch in den täglichen Konsum und wird nicht nachhaltig angelegt.

Unternehmensverbände und VGBANGUAT haben unterdessen keine guten Nachrichten in Sachen Arbeitsmarkt. So informierte Carlos Zúñiga, Präsident der Agrarkammer CAMAGRO, der europäische Markt habe seine Nachfrage unter anderem an VGKaffeeNF deutlich zurückgeschraubt, was bereits zu einem Verlust von 25´000 Stellen geführt habe, wobei der Verband im letzten Jahr schon einen Rückgang von 200´000 Arbeitsplätzen voraussah. Diesem Sektor hilft der staatliche Notplan auch nicht weiter.

Zudem gab die Staatsbank BANGUAT ihre Prognose für 2009 bekannt. Sie erwartet einen Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen um 6% auf US-$ 754 Mio. Diese gehen voraussichtlich weiterhin vornehmlich in den Telekommunikations- und Technologiemarkt, meint Miguel Gutiérrez, Analyst des Central American Business Intelligence (CABI). In einem Punkt sind sich indes die Unternehmer Guillermo VGCastilloNF, Max Quirin und der Verfassungsrechtler Mario Fuentes Destarac einig, die auf einem vom CABI ausgerichteten Forum davor warnten, dass das geringere Investitionswachstum die Armutssituation verschärfen könne. Sie empfahlen mithin konkrete Aktionen, die den Zugang des Privatsektors zu Krediten umfassen sowie eine Zinssenkung.

Der Textil- und Kleidungssektor berichtet ebenfalls vom Rückgang des Exports in die USA. Die in 2008 registrierten 3,89% weniger im Vergleich zum Vorjahr machen einen finanziellen Verlust von ca. US-$ 62 Mio. und die Kürzung von mindestens 8´000 Arbeitsplätzen aus, andere Quellen sprechen gar von 12´000 Arbeitenden, die aufgrund der Schliessung von 14 VGmaquilasNF im letzten Jahr ihren Job verloren haben. Und die Zahlen von Januar weisen gar ein Minus von 31% Bestellungen auf.

Kürzlich gab die ILO einen Bericht, "Arbeitsmarktpanorama 2008", heraus, in dem sie darauf hinweist, dass die Schaffung von Arbeitsplätzen gegenüber der Nachfrage in der ganzen Region nicht ausreichen werden, vor allem, weil "die Arbeitsmärkte einen strukturellen Mangel für die Hervorbringung anständiger Beschäftigungsverhältnisse aufweisen, da die Produktionsstrukturen wenig diversifiziert sind und stattdessen eine bedeutsame ländliche Basis mit traditionellen Arbeitsweisen und einer geringen Produktivität vorherrscht. Deswegen ist es "sehr gut möglich, dass die aktuelle Krisensituation sich widerspiegeln wird in einem Anstieg von prekären Arbeitsverhältnissen, Jobs im informellen Sektor und der VGKinderarbeitNF."

Derweil startete die Regierung gemeinsam mit dem Unternehmenssektor zwei Arbeitsmarktoffensiven. Das VGArbeitsministerium präsentierte dieser Tage das Nationale Berufseinstellungssystem, mittels dem man vorhat, das Versprechen von Präsident VGÁlvaro ColomNF einzulösen, 700´000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Das System besteht aus einem landesweit zugänglichen elektronischen Netzwerk, in dem sich Arbeitsuchende an den Computern, die in den Rathäusern aufgestellt werden, mit ihrem Profil eintragen können. Auf diese Datenbasis können dann wiederum öffentliche wie private Unternehmen zugreifen, wenn sie Personal suchen. Laut Vize-Arbeitsminister Jorge Jiménez haben sich bereits mehr als 1´000 Unternehmen an dieser Initiative interessiert gezeigt. Zusätzlich soll es weiterhin Arbeitsmarktmessen geben sowie spezielle Vorbereitungsprogramme, sowohl zur Eingliederung der aus dem Ausland zurückgekehrten MigrantInnen als auch praktische Kurse für BewerberInnen; eine Arbeitsmarktzeitung soll darüber hinaus über offene Stellen informieren.

Die zweite Initiative verspricht 31´120 Arbeitsplätze in diesem Jahr. Dafür haben sich der Exportsektor und die Regierung zusammengetan und wollen mit einer Gesamtinvestition von 256,6 Mio. Quetzales verschiedene Produktionsprojekte ins Leben rufen, die vom Landwirtschafts- und Wirtschaftsministerium getragen werden. Dazu gehören Bewässerungsprojekte, Aufkaufzentren, Kunsthandwerk, Kredite und Handwerksbetriebe. Das Exportgremium Agexport visiert eine Verdopplung auf US-$ 12 Mrd. der durch Export geschaffenen Devisen bis 2011 an und setzt dabei auf die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, die durch die Projekte erreicht werden soll.


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