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Zementfabrik in San Juan Sacatepéquez

Fijáte 450 vom 16. Dezember 2009, Artikel 5, Seite 4

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Zementfabrik in San Juan Sacatepéquez

Dieser Zustand von Polizeipräsenz und Einschüchterung der Gemeinden hält bis zum heutigen Tag an, und trotz Bemühungen um Dialog und Verständigung von Seiten der verschiedenen Parteien kam es zu keiner Einigung zwischen den AnwohnerInnen von SJS und Cementos Progres, und die 2008 verhafteten Personen sitzen noch immer im Gefängnis. Im Juli 2009 organisierten die örtlichen Gemeinden einen Protestmarsch von SJS bis in die Hauptstadt und erzielten eine Einigung mit der Regierung: diese versprach, die Truppen aus SJS zurückzuziehen und eine Studie über die von der Fabrik hervorgerufenen Umweltbelastungen durchzuführen. Dann, am 12. Oktober diesen Jahres, wurde bei einer friedlichen Demonstration, die für den Schutz der Mutter Erde und die Rechte der indigenen Bevölkerung eintrat, der aus SJS kommende Immer Boror erschossen und zwei weitere Personen verletzt (siehe ¡Fijáte! 447). Einen Monat später, am 12. November, erkannte der Kongress öffentlich die Legalität der Zementfabrik an, da eine Studie bestätigte, dass diese keine Umweltschäden hervorrufen werde, bzw. Massnahmen existierten, welche diese einschränkten. Cementos Progreso versicherte, dass weder VGWasserNF noch Luft von Verschmutzung betroffen sein werden. Vor kurzem besuchten Repräsentanten der Gemeinden SJS die Firma Holcim in der Schweiz, um über den Fall SJS zu sprechen. Die zuständige Funktionärin von Holcim antwortete auf die Frage, ob das Projekt weiter vorangetrieben würde: "Wir sind im Moment in der Defensive, doch wir bleiben vor Ort. Unsere Aufgabe besteht darin zu begleiten. Wir begleiten Cementos Progeso. Wir sind uns des Konflikts durchaus bewusst."

Warum dann protestieren AnwohnerInnen gegen die Zementfabrik? Zum einen werden Umweltschäden befürchtet, die zum Teil schon Realität sind: Bodenverschmutzung, Luftverschmutzung durch Staub, der durch Ausgrabungen und Lasterverkehr freigesetzt wird und eine Verschärfung der Wasserknappheit. El Metropolitano vom 12. November 2009 bestätigt, dass die Region stark von Abholzung (fast 40% des Waldes wurden in den letzten 30 Jahren abgeholzt) betroffen ist, was die Wasserknappheit verstärkt. Die Umweltverschmutzung führt einerseits zu Gesundheitsproblemen - Atemschwierigkeiten und Hautkrankheiten -, andererseits verringern sich die Ernteerträge, und die lokale Wirtschaft wird geschädigt (durch den Staub bekommen die Blumen weniger Licht und wachsen nicht). Ausserdem sind soziale und kulturelle Folgen spürbar: soziale und familiäre Bindungen werden zerstört, da einige Gemeindemitglieder auf der Seite der Fabrik stehen, von der sie profitieren, und andere nicht. Auch werden den AnwohnerInnen seit Beginn des Baus der Zementfabrik fundamentale Rechte wie z.B. Bewegungsfreiheit verweigert, sind sie Bedrohungen ausgesetzt und steigt die Gewalt im Bezirk rasant an.

Aus diesen Gründen sind verschiedene Gemeinden aus SJS nicht mit dem Bau der Fabrik einverstanden und verweigern die Nutzung von Mitteln für Entwicklungsprojekte (Schulen, etc.), die von Cementos Progreso gestellt werden. Allerdings werden in Anbetracht der Tatsache, dass die Regierung der Zementfabrik grünes Licht gegeben hat, die AnwohnerInnen wohl mit ihrem neuen Nachbarn leben müssen. Oder?


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