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Hijóle, die monatliche Kolumne von Fernando Suazo: Atitlán hat gesagt: Basta, es reicht!

Fijáte 450 vom 16. Dezember 2009, Artikel 6, Seite 6

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Hijóle, die monatliche Kolumne von Fernando Suazo: Atitlán hat gesagt: Basta, es reicht!

Ich kann mir die strategischen Antworten auf des Problem des Atitlánsees vorstellen, welche die Regierung früher oder später - selbstverständlich mit Unterstützung interessierter Unternehmer - vorbringen wird. Mit Bitterkeit ahne ich, dass es nichts Neues sein wird. Sondern etwas ähnliches wie an dem kürzlich abgehaltenen Weltgipfel über Ernährung, dessen Rezept gegen den VGHungerNF von Milliarden von Menschen auf diesem Planeten es ist, den Gewinn der Nahrungsmultis zu garantieren und nicht die weltweite gerechte Verteilung von Lebensmitteln anzustreben.

Im Fall des Atitlánsees werden - auf Staatskosten wohlbemerkt - neue grosse Geschäfte gemacht werden wie der Bau von Kläranlagen und andere Meisterwerke der Ingenieurkunst. Aber es werden keine neuen politischen Massnahmen entwickelt bezüglich der grossen transnationalen Unternehmen, die ohne Kontrolle unseren Planeten mit Plastikbehältern verschmutzen, nachdem sie Unmengen von Wasser privatisiert haben. Nichts davon, eine neue qualitative Kultur anzustossen, die nicht nur darin besteht, Papierkörbe und Abfallkübel zu benutzen, sondern darin, den Konsum durch Genügsamkeit zu ersetzen. Nichts von all dem, sondern mehr vom gleichen.

Aber es geht hier nicht um ein Spiel. Es sind eigenwillige und freie Ideen gefragt, alternativ zu jenen der automatisierten Klone des Kapitalismus. Wir müssen andere Formen lernen, auf dieser Erde und mit den Menschen zu leben. Begreifen, dass der Westen seit Jahrhunderten die lebendigen und interaktiven Beziehungen mit unserer natürlichen und sozialen Umwelt kastriert. Wir müssen lernen, dass die Erde, jeder Fleck darauf, kein toter Raum ist, auf dem sich Lebewesen tummeln, sondern dass es ein selbstreguliertes und selbstregulierendes System ist, auf dem die Lebenden und Nicht-Lebenden korrekt interagieren müssen, um überleben und weiterkommen zu können.

Der bedeutende englische Wissenschaftler James Lovelock - der für die NASA arbeitete und wegen seiner unbequemen Theorien entlassen wurde - hatte es schon Ende der 60er Jahre gesagt und in seinem 2007 veröffentlichten Buch (Die Rache der Erde) in schärferem Tonfall wiederholt. Nachdem er uns daran erinnert, dass "die natürlichen Ökosysteme das Klima und die Chemie des Planeten regulieren und nicht bloss dazu da sind, uns Nahrung und Ressourcen zu liefern", fordert er uns auf, "einen Rückzug von dem nicht erneuerbaren Terrain zu planen, das wir durch den unsachgemässen Gebrauch der Technologie geschaffen haben". Alle Erden-BewohnerInnen sollen sich aufmachen, neue harmonische Beziehungsformen zu unserem Planeten, den er "Gaia" nennt, zu finden. Lovelock warnt uns: "Ich glaube, wir haben wenig Alternativen, ausser wir bereiten uns auf das Schlimmste vor und akzeptieren, dass wir die Schwelle dazu schon überschritten haben."

Während ich das schreibe, bestätigt möglicherweise die Mehrheit der BolivianerInnen VGEvo MoralesNF als ihren Präsidenten. Jener Präsident des Südens, der den internationalen Währungsfonds kritisiert, der Aymara-Indio, der als erster das Gute Leben in und mit dem Planeten in die Prinzipien, Werte und Ziele eines Staates aufnimmt. Verstehen die Eminenzen, die sich dieser Tage in Kopenhagen versammeln, diese Botschaft?

Wie viele weitere Tonnen von ... Information brauchen wir noch, bis wir ans Handeln denken? Oder brauchen wir in Zeiten weltweiter Kommunikation andere Beweise, um zu verstehen, dass die Titanic des Kapitalismus bei ihrem Untergang den ganzen Planeten mitreisst?

Es scheint, dass wir Menschen nur durch Leiden zu Veränderungen bereit sind. Welches Ausmass muss das Leiden annehmen, damit die Automaten des Marketings ihrer Verrücktheit abschwören? Und bis wir "kleinen Leute" aktiv werden?


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