La Voz de la Comunidad
Fijáte 209 vom 26. April 2000, Artikel 4, Seite 4
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La Voz de la Comunidad
La Voz de La Comunidad (die Stimme der Gemeinschaft) ist eine kleine Radiostation im zentral gelegenen, jedoch sehr armen Barrio San José la Buena Vista in Guatemala Stadt. Die 'buena Vista, die 'gute Aussicht' geht in eines der Barrancos, der Abhänge, die jedes Jahr zur Regenzeit weggeschwemmt werden. Dieser Artikel entstand aus Ausschnitten aus einem Interview mit zwei Mitarbeitern von La Voz de la Comunidad. La Voz de la Comunidad hat vor neun Jahren zu senden begonnen. 1989 gab es eine Untersuchung von ASEP (Vereinigung für die Gesundheit des Volkes), welche hier im Viertel ein paar Gesundheitsprojekte aufbauen wollte. Sie haben schnell gemerkt, dass es wichtig ist, eine umfangreiche, weitergehende Arbeit zu machen. Denn wie wollten sie die Leute von der Wichtigkeit des täglichen Badens überzeugen, wenn es kein Wasser in den Häusern gab? Die acht öffentlichen Wasserhähne mussten für 800 Familien reichen. Pro Familie von 5 oder 6 Personen reichte es gerade für 2 Eimer Wasser täglich. Das Ergebnis der Untersuchung von ASEP war, dass eines der grössten Probleme im Stadtteil die Kommunikation war. Verschiedene Projekte scheiterten, weil die Kommunikation zwischen den Leuten nicht funktioniert hat. Wir kannten keine eigenen Formen der Kommunikation. Wir hatten aber das Beispiel eines Mannes, der einen Lautsprecher und einen uralten Sender hatte. Dieser Mann hat begonnen, die Leute über seinen Lautsprecher aufzurufen, wenn es irgendwo eine Versammlung gab. Später begann er auch, Grüsse und Musikwünsche auszurichten. Wir hatten also schon dieses Beispiel, und als Ergebnis der Untersuchung von ASEP wurde beschlossen, in diese Richtung weiterzuarbeiten. Bald wurde vorgeschlagen, ein eigenes Radio zu machen. Ein Radio wie es die Markthallen haben. Statt nur mit einem Lautsprecher im Viertel herumzugehen, wollten wir an verschiedenen Orten Lautsprecher fest installieren. Dann haben wir begonnen, diese Idee umzusetzen. Zuerst ging es um die Beschaffung der nötigen finanziellen Mittel. Gleichzeitig begannen wir mit der Ausbildung einer Gruppe Jugendlicher, damit im Moment, wo die Technischen Mittel vorhanden waren, auch bereits die zukünftigen SendungsmacherInnen zur Stelle sind. Im August 1991 begannen mit den Sendungen. Seit Beginn hat es sich das Radio zum Ziel gesetzt, ein Medium zu werden, das die Kultur, die Erziehung, die Gesundheit im Viertel fördert. Aber auch zur Unterhaltung, damit wir uns nicht langweilen. Unser Radio erreicht etwa 300- 350 Familien. Die Reichweite ist natürlich eingeschränkt. Neben den festen Programmen gibt es die Sonderprogramme. Wenn irgendeine Gruppe aus dem Viertel eine Anzeige machen will für eine Veranstaltung oder eine Mitteilung verbreiten will, öffnen wir für kurze Zeit den Sender und übermitteln die Information. Dies kann auch ausserhalb der Programmzeiten sein. Ein weiterer Service, den das Radio seit Beginn anbietet, ist der sog. Radiomarathon, um finanzielle Unterstützung für die Familienangehörigen von Verstorbenen zu sammeln. Stirbt jemand aus dem Viertel, wird sofort ein Radiomarathon gemacht, auch wenn dabei die programmierte Sendung ausfallen muss. Egal welches Programm, die Toten sind uns wichtiger! Weshalb ein solches Projekt genau in diesem Barrio möglich ist, kann ich nicht sagen, ich gehöre nicht zur Gründergeneration. Aber ich wage zu behaupten, dass Buena Vista ein Viertel mit grösserem Zusammengehörigkeitsgefühl ist im Vergleich zu anderen. Der Stadtteil existiert seit 60 Jahren, und die Leute kennen sich alle sehr gut, ausserdem ist es eines der ärmsten Viertel in den Slums von Guatemala Stadt. Durch die Arbeit des Radios in den letzten Jahren hat sich dieses Zusammengehörigkeitsgefühl verstärkt. Wenn das Radio ein Strassenfest vorbereiten hilft, oder den Muttertag, wenn am Radio der Herr, der den Laden besitzt oder die Frau, die gleich neben dem Brunnen wohnt, gegrüsst werden, stärkt das das Zusammengehörigkeitsgefühl der Leute. Sie identifizieren sich mit dem Projekt und miteinander. Nach oben |
Nun sind wir dabei, uns um eine FM-Frequenz zu bewerben. Dies ist ein Risiko, aber gleichzeitig eine Herausforderung. Mit unserem Sendesystem haben wir die HörerInnenschaft garantiert. Aber wenn sie die Möglichkeit haben, den Sender zu wechseln oder den Sender auf der Skala suchen müssen, wird es schwieriger. Aber ich denke, wenn das Radio dasselbe Profil beibehalten wird, identifizieren sich die Leute weiterhin damit. Wenn sie weiterhin ihre Nachrichten vorbeibringen können, wenn wir weiterhin für die verschiedenen Gruppen offen sind, bleiben uns die Leute treu. Vorletztes Jahr hatten wir einen Probebetrieb auf FM, mit einem Sendegerät, das uns die Leute von ARPAS (Vereinigung der Gemeinschaftsradios von El Salvador) geliehen hatten. Als der erste Ton über den Äther kam, haben die Leute Feuerwerk angezündet und haben uns beglückwünscht.Aber es warmehr, es war für sie wie ein eigener Triumph. Sie fühlen sich als Teil des Projekts. Im Moment arbeiten zehn Personen in La Voz de la Comunidad, drei Frauen und sieben Männer. Jeder und jede hat die Verantwortung über ein Programm gemäss seinen oder ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten. Die Jugendlichen zum Beispiel machen ein Programm für Jugendliche. Die Kinderprogramme machen wir zusammen und laden die Kinder ein mitzumachen. Wir versuchen, kritisch über das politische Geschehen zu berichten, damit die Leute ihre eigene Meinung bilden können im Bezug auf das politische Geschehen, auf den Friedensprozess usw.. Im Zusammenhang mit den Wahlen haben wir die Leute aufgerufen, wählen zu gehen, ohne jedoch direkt eine Partei zu unterstützen. Ich glaube, dies ist die Aufgabe der Medien, kritisch zu sein, und den Leuten zu helfen, ihr eigenes Urteil bilden zu können. Ich glaube es ist wichtig, dass auch in andern Ländern die Demokratisierung von Radio und Fernsehen gefordert wird. Es sind die Medien, die den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Werte vermitteln, die diese im alltäglichen Leben wiedergeben. Eine Demokratisierung der Medien ist wichtig, damit durch sie auch positive Werte vermittelt werden können. Nicht nur Werbung und spirituell und moralisch arme Werte. Es ist wichtig, die Medien zu demokratisieren, damit wir alle Zugang zu ihnen haben, und über sie Bildung, Kultur, Vergnügen, Hoffnung verbreiten können. |
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