Hundert Tage Regierung Portillo
Fijáte 210 vom 10. Mai 2000, Artikel 1, Seite 1
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Hundert Tage Regierung Portillo
Während hundert Tagen habe er geschwiegen, jetzt sei es an der Zeit, eine Analyse der Arbeit der Regierung Portillo und seiner Partei, der Das folgende Interview erschien am 24. April in der Tageszeitung
Frage: Ein erstes Stirnrunzeln löste Portillo mit der Besetzung seines Kabinetts aus, speziell mit der Ernennung von Alvaro Colóm: Es ist die Rückzahlung einer politischen Schuld. Es ist offensichtlich, dass Rabbé nicht zu den Gefolgsmännern Frage: Glauben Sie wirklich, dass Leute wie González oder Francisco Alvarado Macdonald einen so grossen Einfluss auf Portillo haben? (Alvarado kommt aus der Finanzwelt und hat den Wahlkampf Portillos massgeblich finanziert.) Colóm: Im Fall von González ist klar, dass er ein politischer Verbündeter Portillos ist. Die Art und Weise, wie über die negativen Auswirkungen der Tätigkeiten der Regierung berichtet bzw. nicht berichtet wird, ist der beste Beweis dafür. Widersprüche, wie z.B., dass die Regierung einerseits über den desaströsen Zustand des Finanzhaushaltes jammert und andererseits bei der Vergabe von staatlichen Aufträgen immer wieder Vetternwirtschaft betreibt, was wiederum keinerlei Konkurrenz ermöglicht, hinterfragen die Medien in keiner Weise. Kurz und bündig, ich glaube, dass die Regierung FRG auf dem selben Weg ist wie ihre Vorgängerin, die Frage: Eine weitere fragwürdige Aktion war die Ernennung eines Oberst zum Verteidigungsminister. Was sind die politischen Konsequenzen davon? Colóm: Grundsätzlich finde ich diese Entscheidung gut. Die grosse Hoffnung aller war, dass dadurch die Einmischung des
Frage: Zurück zur Regierungsbesetzung: Wie erklären Sie sich, dass sich Portillo nicht von Leuten mit einer düsteren Vergangenheit lösen kann, wie z.B. Jacobo Salám Sánchez (besetzte während der Regierungszeit Colóm: Weil dies eine autokratische Regierung ist ohne jegliche Verhandlungsfähigkeit, die Machtmissbrauch betreibt, schlimmer noch als die PAN. Sie baut auf billigen Populismus, verteilt soziale Zückerchen und beherrscht die Kunst, Krisen zu inszenieren, so wie das Frage: Aber wie erklären Sie sich, dass Leute mit düsterer Vergangenheit so wichtige Posten besetzen? Colóm: Die FRG ist selber eine Partei mit dunkler Vergangenheit. Es war nicht Portillo allein, der die Wahlen gewonnen hat, sondern die gesamte FRG und diese hat direkte Verbindungen zur gewalttätigen Vergangenheit Guatemalas. Diejenigen, die glaubten, Portillo könne dem etwas entgegensetzen und deshalb seinem Ruf folgten und in die Regierung eintraten, haben geträumt und es ist an der Zeit, dass sie aufwachen und von ihren Ämtern zurücktreten, bevor sie gänzlich vereinnahmt werden. Nach oben |
Frage: A propos, wie beurteilen Sie die Teilnahme von ehemaligen KritikerInnen Rios Montt's an der aktuellen Regierung? Colóm: Ich finde, all diese Leute mit revolutionärer Vergangenheit, VertreterInnen der indigenen Bevölkerung und der Menschenrechtsorganisationen sollten aus der Regierung zurücktreten, denn es ist offensichtlich, dass die FRG eine rechte Partei ist und kein Interesse an grundlegenden Veränderungen hat. Die Linke sollte aufhören, sich etwas vormachen zu lassen. Dies ist nun mal eine populistische Regierung, die keine Lösungen anstrebt, sondern die Täter der Vergangenheit decken will. Sie entfacht ein künstliches Feuer, das sie mit grossem Brimborium löscht, nur um gleich darauf ein neues zu entfachen. All diese Leute, die sich auf einen Pakt mit der FRG eingelassen haben, ich nenne sie mal Ex-Linke, haben entweder die Möglichkeit, in der FRG zu bleiben und zu Rechten zu konvertieren, oder sie machen einen würdevollen Abgang und treten sofort zurück. Frage: Die Ankündigung Portillos, sich ein Haus in einer der teuersten Gegenden der Hauptstadt zu mieten, löste krititsche Kommentare aus, insbesondere, weil es unter 'Spesen' abgebucht wird. Was denken Sie dazu? Colóm: Es ist ein politischer Fehler. Es ist eine Schande, monatlich fünftausend US-$ für ein Haus zu bezahlen. Ich bin einverstanden damit, dass ein Präsident standesgemäss leben muss, aber dafür gibt es extra ein Präsidentenhaus. Frage: Eines der Wahlversprechen Portillos war, mit starker Hand gegen die Delinquenz vorzugehen. Nach hundert Tagen Regierungszeit ist noch nichts davon zu spüren. Was ist passiert? Colóm: Ich glaube, dass sämtliche Wahlversprechen nach diesen hundert Tagen verblasst sind. Es ist noch keines davon umgesetzt worden. Und das mit der Sicherheit, übrigens dasjenige Versprechen, mit dem er am meisten Stimmen gewonnen hat, ist tatsächlich ein Notstand. Doch Portillo hat weder eine harte Hand noch einen Sicherheitsplan. Frage: Die Ankündigung, die Gehälter der Staatsangestellten um 200 Quetzales (ca. 28 US-$) zu erhöhen, löste eine polemische Diskussion aus, obwohl schlussendlich die Gehaltserhöhung nicht mehr als 82 Quetzales war... Colóm: Dies ist ein weiterer Beweis für das Fehlen einer umfassenden Regierungspolitik. Sowohl die Gehaltserhöhung wie auch die Subvention der Frage: Auf seinen Reisen ins Landesinnere fährt Portillo mit seinen explosiven Diskursen fort. Ist dies nötig? Colóm: Dies macht er Frage: Zusammenfassend, was ist Ihre Beurteilung der bisherigen Arbeit Portillos? Colóm: Als positive Handlungen sehe ich die eingenommene Position im Grenzstreit mit |
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