Von Voz Popular zu Mujb'ab'l Yol
Fijáte 209 vom 26. April 2000, Artikel 5, Seite 5
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Von Voz Popular zu Mujb'ab'l Yol
Während des bewaffneten Konflikts wurden die Medien in Guatemala von den repressiven Kräften kontrolliert, damit sie nicht über die von der Regierung begangenen Menschenrechtsverletzungen und die Aktionen der URNG berichteten. JournalistInnen, die die Wahrheit publizierten, wurden bedroht, ermordet oder mussten ins Exil gehen. Aufgrund dieser Situation entstand am 22. Mai 1987 die Voz Popular, die vom Vulkan Tajamulco in San Marcos das vom Staat auferlegte Schweigen durchbrach. Seither strahlte das URNG-eigene Radio ununterbrochen seine revolutionären Programme aus und wurde zum Echo der Ungerechtigkeit und des Terrors, denen das guatemaltekische Volk ausgesetzt war. Die Voz Popular sendete bis September 1996. Dann wurden die Apparate und der Sender vom Vulkan, in die Hauptstadt gebracht. Während der Friedensverhandlung wurde mehrmals die Idee eingebracht, die Voz Popular weiterhin als Radiosender bestehen zu lassen, doch dies erwies sich als unmöglich. Die insgesamt 32 Personen, die verschiedenste Aufgaben bei Voz Popular innehatten, trafen sich 1997 ein erstes Mal, um die Idee eines alternativen Gemeinschaftsradios zu diskutieren. Dies war ein historisches Treffen: Zum ersten Mal kamen alle, die in das klandestine Projekt involviert waren, zusammen und konnten ihre Erlebnisse, Erfahrungen und Visionen austauschen. Während des Krieges war dies aus Sicherheitsgründen nicht möglich. An diesem Treffen wurde auch über den technischen Zustand der Apparate und die finanzielle Situation des Projektes gesprochen. Da die Gruppe nie über eine legale Frequenz verfügte und auch nicht die Aussicht hatte, eine solche zu erstehen, entstand bald die Idee eines Produktionszentrums. Seit 1998 besteht nun in Quetzaltenango das Produktionszentrum Mujb'ab'l Yol (Zusammentreffen von Ausdrücken). Die Verwirklichung dieses Traumes brauchte jedoch einiges an Vorbereitung und finanzielle Mitteln. Anfänglich wurden zwei Personen damit beauftragt, die Infrastruktur zu suchen und einzurichten, später erweiterte sich das Team auf sechs Personen, drei Frauen und drei Männer. Das Projekt startete am 4. Oktober mit der Ausstrahlung ihres ersten Programmes 'Die Geschichte Guatemalas' im befreundeten Radio Tulan, das im Hochland von Guatemala eine grosse Reichweite hat. Nach oben |
Die Programme von Mujb'ab'l Yol werden in Spanisch, Mam und K'iché produziert. Seit zwei Jahren nun produziert Mujb'ab'l Yol seine didaktischen Programme mit dem Ziel, die Bevölkerungschichten zu informieren, die keinen Zugang zu den Massenmedien haben, um die Einhaltung ihrer Rechte zu fordern. Ein weiteres Ziel ist es, in abgelegene Gegenden zu gelangen, wo die Leute keine Möglichkeit haben, sich in ihren eigenen Sprachen zu informieren. Die Themen der Sendungen basieren auf den Inhalten der Friedensabkommen, auf Themen von nationalem oder kulturellem Interesse. Bis heute wurden 32 Programme und Spots im alternativen Produktionszentrum erarbeitet. Die finanzielle Situation des Projekts hat sich seit den Anfängen nicht verbessert: Das kleine Studio reicht nicht mehr aus für die erweiterten Tätigkeiten wie Radiokurse und die Arbeit in der Koordination der Gemeinschaftsradios. Die Programme können nur noch in Sendern ausgestrahlt werden, wo nichts bezahlt werden muss, da kein Geld für den Kauf von Sendezeit zur Verfügung stehen. Das Geld reichte gerade noch, um die März-Löhne zu bezahlen... Trotzdem will Mujb'ab'l Yol nicht aufgeben: April sind die Themen der Sendungen schon bestimmt und die Mitglieder des Produktionszentrums sind sich einig darin, dass jetzt ein zu wichtiger Moment ist, um das Projekt aufzugeben. |
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