Erneute Verzögerung des Freihandelsabkommens
Fijáte 208 vom 12. April 2000, Artikel 5, Seite 4
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Erneute Verzögerung des Freihandelsabkommens
Mexiko, 8. April. Die mexikanische Regierung hat das Teilabkommen (APP) über Begünstigung von Einfuhrzöllen mit den Ländern Zentralamerikas um weitere 30 Tage verlängert. Im Falle von Guatemala umfasst der APP Einfuhrbegünstigungen für rund 900 Prokukte aus den Industriebereichen Kautschuk, Textilien, Leder, Alkohol, Karton, Speiseöl etc. Insgesamt machen diese Exporte einen Jahresumsatz von ca. 100 Millionen US-$ aus. Der APP ist aber nur ein Schritt auf dem Weg zu einem umfassenderen Freihandelsabkommen (TLC) zwischen Mexiko und den Ländern des sog. Triangulo Norte (TN), Honduras, El Salvador und Guatemala. Die Verhandlungen über die Unterzeichnung des TLC laufen seit 1993, wurden aber immer wieder von den einzelnen Staaten abgebrochen oder boykottiert. Unterdessen heisst es aber einmal mehr, die Unterzeichnung des TLC stehe kurz vor ihrem Abschluss. Von den insgesamt 10'000 Produkten, die das Freihandelsabkommen umfasst, sei man bei ca. 99,5% zu einer Einigung gekommen, heisst es. Divergenzen gebe es im Moment noch bei Produkten aus der Textilindustrie. Laut dem guatemaltekischen Wirtschaftsminister, Eduardo Weymann, geht es bei den ausstehenden Verhandlungen nur noch um Detailfragen und er beurteilt es als durchaus realistisch, dass der Vertrag innerhalb der nächsten 30 Tage abgeschossen wird. Für Enrique Lacs, Vertreter des guatemaltekischen Handelssektors, müssen jedoch noch einige Grundsatzfragen diskutiert werden, was noch länger dauern kann. Das eingangs erwähnte Teilabkommen (APP) wird einseitig von Mexiko gewährt und muss von diesem Land immer wieder neu bestätigt werden. Insofern dient es Mexiko als Druckmittel auf die Länder Zentralamerikas, um die Verhandlungen um den TLC voranzutreiben. Im Gegensatz zu Mexiko, wo sich Organisationen der Zivilgesellschaft klar gegen die Globalisierung und die damit zusammenhängenden Freihandelsabkommen aussprechen, findet in Guatemala die Diskussion darüber fast ausschliesslich in Wirtschaftskreisen statt. Nach oben |
Das Institut für politische, wirtschaftliche und soziale Studien (IPES) befürchtet, dass die Zentralamerikanischen Länder bei dem Handel schlecht abschliessen werden. Es würde bei der ganzen Diskussion immer vom Stand der mexikanischen Industrie ausgegangen, die einiges weiter entwickelt sei als diejenige Guatemalas. Laut IPES müsste dieser Unterschied in einem Vertragsabschluss über Freihandel unbedingt berücksichtigt werden, um diesen Ländern die Chance zu geben, innerhalb von fünf bis zehn Jahren effektiv wettbewerbsfähig zu sein. Sonst würde die guatemaltekisch Wirtschaft innert kürzester Zeit in den Ruin getrieben, meinte IPES. Weiter forderte die Institution den Einbezug der Zivilgesellschaft in die Diskussion um ein Freihandelsabkommen. Der Protest der mexikanischen Zivilgesellschaft richtet sich in erster Linie gegen die Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten und Kanada sowie mit der Europäischen Union. Diesen Ländern gegenüber besteht das selbe Entwicklungsgefälle wie zwischen Mexiko und den Zentralamerikanischen Ländern. Deshalb kann ein Freihandelsabkommen nie demokratisch und gerecht sein. |
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