MenschenrechtsaktivistInnen bedroht
Fijáte 225 vom 20. Dez. 2000, Artikel 3, Seite 2
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MenschenrechtsaktivistInnen bedroht
Guatemala, 15. Dezember. Die Witwenorganisation CONAVIGUA gab bekannt, dass eine ihrer Aktivistinnen seit mehreren Monaten telefonische Morddrohungen erhält, die sich in den letzten Tagen zugespitzt haben. Die Bedrohte, Rosa Tuis Guarcax, setzt sich in der Gemeinde San Pedro Yepocapa, Chimaltenango, aktiv dafür ein, dass der Vergewaltiger eines zwölfjährigen Mädchens zur Rechenschaft gezogen wird. Bei der jüngsten Drohung stellte sich der Anrufer als 'Mitglied einer bewaffneten Gruppe von Entführern und Mördern' vor und drohte damit, Tuis Guarcax und ihre Familie umzubringen, falls sie ihre Anschuldigungen nicht fallenlasse. Auch die Eltern des Mädchens erhielten wiederholt Drohungen und wurden verfolgt. Der Angeklagte, Víctor Vicente Poroj, ein ehemaliger Militärkommissär und heutiger Vizebürgermeister, wurde im April dieses Jahres freigesprochen. CONAVIGUA fürchtet um die Sicherheit ihrer Mitarbeiterin und deren Angehörigen sowie um die Sicherheit der Familie des Mädchens. Die Organisation hat die guatemaltekische Regierung aufgefordert, sofort Schritte zu unternehmen, um die Morddrohungen zu stoppen und die Sicherheit der Bedrohten zu garantieren. Weiter wurde die Wiederaufnahme der Untersuchungen gegen Poroj gefordert. Auch Mitglieder der Gruppe gegenseitiger Hilfe (GAM) wurden wiederholt mit dem Tode bedroht. Am 3. Dezember wurde Dionisio Camajá Sánchez, ein Angestellter des GAM in Uspantán, Quiché, von einem ihm bekannten Mann, einem ehemaligen Kollaborateur des Militärs, körperlich angegegriffen. Wenige Tage später ging im Büro des GAM in der Hauptstadt eine Anruf eines angeblichen Mitarbeiters der UNO-Mission MINUGUA ein, in dem Camajá Sánchez gewarnt wurde, besser nicht mehr nach Uspantán zurückzukehren. Am 7. Dezember wurde das Fahrzeug der Organisation vor dem Haus von Mario Polanco, dem Koordinator des GAM, von schwer bewaffneten Männern gestohlen. Der im Fahrzeug wartende Chauffeur wurde zum Aussteigen gezwungen und musste sich zusammen mit mehreren PassantInnen auf den Boden legen. Im gestohlenen Fahrzeug befanden sich auch die Schlüssel der Räumlichkeiten der Organisation, weshalb ein Überfall auf das Büro des GAM nicht ausgeschlossen werden kann. Nach oben |
Bereits im Vorfeld, aber auch nach dem Diebstahl des Fahrzeuges erhielt Polanco anonyme Anrufe und Drohungen. Am 9. Dezember stand den ganzen Tag ein unbekanntes Fahrzeug vor dem Haus Polancos. Die Familie Polancos informierte die Polizei, die jedoch nicht erschien. Am selben Tag, als das Fahrzeug des GAM gestohlen wurde, erteilte der Oberste Gerichtshof (CSJ) dem guatemaltekischen Menschenrechtsprokurator ein Spezialmandat, um die Suche nach der im April dieses Jahres 'verschwundenen' Professorin Mayra Gutiérrez Hernández zu beschleunigen. Das Mandat dauert zwei Monate und beinhaltet die Erlaubnis, in zivilen und militärischen Institutionen Untersuchungen nach dem Verbleib von Gutiérrez anzustellen. Da das GAM sich sehr für den Fall Gutiérrez einsetzt, ist ein Zusammenhang zwischen dem Beschluss des Obersten Gerichtshofes und den zunehmenden Drohungen gegen Mitglieder der Organisation naheliegend. |
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