Mehr Waffen = mehr Sicherheit?
Fijáte 250 vom 12. Dez. 2001, Artikel 10, Seite 6
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Mehr Waffen = mehr Sicherheit?
Guatemala, 30. Nov. Die Leichtigkeit, mit der in Guatemala Waffen gekauft werden können, macht das Land zu einem der Gewalttätigsten der Region. Laut einer Studie der Stiftung Arien für den Frieden und Fortschritt mit Sitz in Costa Rica beträgt der Durchschnitt der Tötungsdelikte in Zentralamerika 23 auf 100'000 EinwohnerInnen. In Guatemala steigt dieser Durchschnitt auf 57 Delikte auf 100'000 EinwohnerInnen. El Salvador und Guatemala gehören laut einer Untersuchung der Interamerikanischen Entwicklungsbank neben Calí und Medellín zu den gewalttätigsten Städten der Welt. Auch für Jugendliche ist Guatemala eines der gefährlichsten Länder Lateinamerikas. Laut einer Studie des Kinderhilfswerkes Casa Alianza wurden in den ersten zehn Monaten dieses Jahres 272 Jugendliche unter 23 Jahren ermordet, 35 davon waren unter 15 Jahren, 19 waren Mädchen oder junge Frauen. 94% dieser Jugendlichen wurden mit Schusswaffen umgebracht. Arien für den Frieden und Fortschritt erklärt die Gewalt in Guatemala mit dem bewaffneten Konflikt, der das Land während über drei Jahrzehnten geprägt hat. Daher würden auch die über 2 Millionen illegalen Waffen stammen, die in der Region im Umlauf sind. Auf dem Schwarzmarkt sei es ein leichtes, Gewehre der Marken AK-47 oder M-16 zu kaufen, ebenso Handgranaten. Edy Armas, Vertreter der Versammlung der Zivilgesellschaft, wehrte sich jedoch gegen das immer wieder ins Spiel gebrachte Argument, diese Waffen würden allein aus den Beständen der demobilisierten Guerilla stammen. Es wird davon ausgegangen, dass in Guatemala ca. 170'000 Waffen verschiedenster Art im Umlauf sind. Nach oben |
Solche Tatsachen halten jedoch die FRG nicht davon ab, ein neues Waffengesetz zu verabschieden. Falls das Gesetz vom Kongress angenommen wird, sollen in Zukunft Personen nicht wie heute ab 25, sondern bereits ab 18 Jahren eine Waffe erstehen und tragen dürfen. Baudilio Hichos, ehemaliger Angestellter der aufgelösten Guardia de Hacienda, der den Gesetzesentwurf ausgearbeitet hat, begründet diese Änderung damit, dass das Volljährigkeitsalter in Guatemala 18 Jahre sei. Damit würden die GuatemaltekInnen zu BürgerInnen mit allen Rechten und Pflichten und diese dürften ihnen nicht verwehrt werden. Sein absurdestes Argument: "Diese Initiative ist ein Schritt zur Umsetzung der Friedensabkommen". Oppositionsabgeordnete kritisierten den Gesetzesentwurf: "Es ist unlogisch zu glauben, indem man die Bevölkerung bewaffne, könne man die Kriminalität bekämpfen", meinte Héctor Cifuentes und Guillermo Arturo de la Cruz ergänzte: "Es ist ein Irrtum zu glauben, mit 18 Jahren sei eine Person reif genug, um eine Waffe zu tragen". |
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