Innenminister ausgewechselt
Fijáte 250 vom 12. Dez. 2001, Artikel 3, Seite 3
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Innenminister ausgewechselt
Guatemala, 7. Dez. Präsident Portillo nutzte den jüngsten Korruptionsskandal im Innenministerium und wechselte Innenminister Byron Barrientos durch den Verteidigungsminister Eduardo Arévalo Lacs aus. Damit stärkt er den Militärsektor innerhalb der Exekutive. Barrientos hatte den Posten des Innenministers während 16 Monaten inne. Ins Kreuzfeuer der Kritik geriet er ein erstes Mal im Frühsommer dieses Jahres, nach der Flucht von 78 Gefangenen aus dem Hochsicherheitsgefängnis 'Canada' in Escuintla. Den Hut nehmen musste er nun wegen der Unterschlagung von 90 Mio. Quetzales durch einen seiner Untergebenen, wobei nicht klar ist, wie weit er selber die Hände im Spiel hatte. Barrientos kehrt in den Kongress zurück, wo er einen Sitz als Abgeordneter der FRG innehat. Der Ernennung Arévalo Lacs gingen Tage der Spekulation voraus. Menschenrechtsorganisationen forderten, dass die Nachfolge Barrientos von einer Zivilperson angetreten werden soll, die institutionelle Erfahrung hat, gewohnt ist, mit der Zivilbevölkerung zusammenzuarbeiten und den Menschenrechten verpflichtet ist. Entsprechend wurde die Ernennung Arévalo Lacs von VertreterInnen von Menschenrechtsorganisationen und OpposititionspolitikerInnen kritisiert. Auch MINUGUA und die internationale Gemeinschaft sprachen sich dagegen aus. Pablo Ceto von der ANN bezeichnete die Wahl als 'unglücklich'. Einmal mehr drücke die FRG ihr Interesse aus, das Land zu militarisieren, meinte der Kongressabgeordnete. Leonel López Rodas, Kongress-abgeordneter der PAN, bezeichnete die Ernennung Arévalo Lacs als Vetternwirtschaft. Der neue Innenminister und Präsident Portillo sind Spielkameraden aus Kinderzeiten. Nachdem Portillo die Präsidentschaft antrat, rief er Arévalo Lacs aus Spanien zurück, wo er als Militärattaché amtete und setzte ihn an die Spitze des militärischen Generalstabs. Acht Wochen später wurde er zum General ernannt. Die UNO-Mission für Guatemala MINUGUA verwies auf das Friedensabkommen zur Stärkung der Zivilgesellschaft und der Rolle des Militärs, in dem es heisst, die öffentliche Sicherheit müsse entmilitarisiert werden. Die Ernennung eines Generals zum Innenminister widerspricht diesem Abkommen eindeutig. MINUGUA befürchtet, dass in Zukunft auch andere, zivile Institutionen, militärisch kontrolliert werden, z.B. die Migrationsbehörde. Nach oben |
Auch diese Befürchtungen sind nicht unbegründet. Kaum eine Woche im Amt, ernannte der neue Innenminister den pensionierten Oberst César Francisco Nájera Avendaño zu seinem zweiten Vize, zuständig für Sicherheitsfragen. Auch er machte seine Militärkarriere während des bewaffneten Konflikts, u.a. war er 1993 stellvertretender Chef des militärischen Geheimdienstes G-2. Arévalo Lacs bezeichnete die Befürchtungen der Menschenrechtsorganisationen als übertrieben. Er bedauere diese Angst, teile sie aber in keiner Weise, meinte er. Gleichzeitig kündigte er an, dass er seinen engsten Stab möglicherweise aus noch mehr ehemaligen Militärs rekrutiere, wolle er sich doch mit 'Leuten seines Vertrauens' umgeben. Mehr vielleicht noch als ein Rückschritt in die Vergangenheit bedeuten diese Entwicklungen einen Schritt in die Zukunft. Dies brachte der Umweltaktivist José Manuel Chacón, auch bekannt als Karikaturist 'Filochofó', in einem Cartoon in der Tageszeitung elPeriódico zum Ausdruck, in dem er die erneute militärische Kontrolle mit dem Antiterrorismuskampf der USA in Verbindung brachte. Ebenfalls in diese Richtung weist die kürzlich angeordnete staatliche Intervention des zivilen Flughafens La Aurora. Diese Intervention wurde von Präsident Portillo beschlossen, nachdem auch dort diverse Fälle von Korruption und Geldhinterziehung bekannt wurden. Beauftragt mit dieser Intervention wurde der ehemalige Oberst Luis Alfonso Imeri Velarde. Neben der Aufklärung der Korruptionsfälle bestünden seine Hauptaufgaben in der Bekämpfung des Drogen- und Menschenhandels, hiess es seitens der Regierung. |
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