Die Mafia im Flughafen
Fijáte 265 vom 31. Juli 2002, Artikel 8, Seite 6
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Die Mafia im Flughafen
Guatemala, 18. Juli. Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit gegen ein Korruptionsnetz im Internationalen Flughafen La Aurora, in das, laut Staatsanwältin Karen Fischer, zahlreiche Angestellte staatlicher Abteilungen involviert sind. "Sie sind an Schmuggel und Geldwäsche beteiligt, die aus dem Drogenhandel resultieren," so die Leiterin der Abteilung gegen Korruption. Der Ex-Regierungsminister Eduardo Arévalo Lacs, der (unmittelbar nach seinem Rücktritt) eine entsprechende Anklage eingereicht hatte, habe laut Fischer nichts damit zu tun. "Im Gegenteil, er ist bereit, uns zu helfen". Zu den mutmasslichen Beteiligten gehören Angestellte der Superintendenz der Steuerverwaltung SAT, Migrationsbeauftragte, sowie Beschäftigte der Flughafensicherheit und der Zivilen Luftfahrt. Ausserdem werden im Flughafen stationierte AgentInnen der Abteilung für Antidrogenoperationen, DOAN, des Kriminaluntersuchungsdienstes SIC und der Zivilen Nationalpolizei PNC verdächtigt, ihre Finger mit im Spiel zu haben. "Sie sind nachts tätig, vor allem, wenn Flüge aus Kolumbien oder Panama ankommen. Es liegen uns bereits Beweise vor, wir sind jedoch noch in der Untersuchungsphase. Aber dreissig Personen sind mindestens in den Fall verwickelt," versicherte Fischer, nachdem sie mit verschiedenen Funktionären gesprochen hatte. Gold und Silber sind die Handelsware, die für die Transaktionen nach Guatemala eingeführt werden. Die Staatsanwältin gegen die Korruption hält die Identifikation der Personen, die auf von Arévalo Lacs eingereichten Videobändern mit verdächtigen Aufnahmen aus der Migrationsabteilung des Flughafens auftauchen, für das wichtigste Ergebnis der Ermittlungen. Nach oben |
Neben eindeutigen Widersprüchen zwischen den von Fischer befragten Funktionären, die ihre Angestellten auf den vorgeführten Videobändern zu identifizieren hatten, erlauben deren weitere Kommentare lediglich ein Kopfschütteln. An Kommissar Leonel Sánchez, Chef des SIC wurde bloss eine Frage gestellt: "Sie fragten mich, ob es Leute des SIC im Flughafen gäbe; ich sagte 'nein'", so der Kriminalagent. Nachdem der Leiter des DOAN acht seiner Leute auf dem Bildschirm erkannt hatte, versicherte er vor der Presse, dass sein Personal das Richtige getan habe und beschreibt den in solchen Fällen üblichen Prozess: "Es wird ein Koffer mit Gold und Silber identifiziert. Das Team des DOAN begleitet das Gepäck ab seiner Identifikation und untersucht es. In diesem Fall wurde festgestellt, dass es keine Drogen enthielt, und dann folgte das übliche Vorgehen der SAT. " Auch Manuel Abundio Maldonado, Buchführer der Zivilen Luftfahrt, fand eine schlagende Argumentation: "Das Sicherheitspersonal des Flughafens ist operativ und nicht investigativ. Diejenigen, die die Koffer überprüfen, sind die Leute von der SAT. Wir finden nicht ein Indiz der Verstrickung des Sicherheitspersonals in diesen Fall." Staatsanwältin Fischer will die Beschlagnahmung der besagten Koffer als Beweismaterial beantragen. Derweil stehen diese noch im Lager des Zollamts. |
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