Politische Unstimmigkeiten gehen weiter
Fijáte 258 vom 24. April 2002, Artikel 3, Seite 4
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Politische Unstimmigkeiten gehen weiter
Guatemala, 17. April. Zwar wird nicht mehr täglich ein neuer Skandal aufgedeckt, aber die Versuche, auf verschiedenen politischen Ebenen eine institutionelle Krise heraufzubeschwören, gehen weiter. Beispiele dafür sind die provozierenden Stellungnahmen der Exekutive oder die unverhoffte Allianz der Regierungspartei FRG mit der sich in Gründung befindenden Partei der Unionistas. Öl ins Feuer der allgemeinen Konfrontationen ist der Aufruhr um das staatliche Sozialversicherungsinstitut (IGSS) und - wieder einmal - ein kleiner Steuerskandal. Eine Chronologie: Am 2. April verkündete der amtierende Präsident, Francisco Reyes López (Präsident Portillo weilte auf einer Reise in Taiwan), er trete zurück, sobald das Movimiento Cívico gleich viele Unterschriften gesammelt habe, wie er bei seiner Wahl Stimmen bekommen hatte: 1'185'160. Das Movimiento nahm die Herausforderung an und verkündete, die Unterschriftensammelfrist um weitere zwei bis drei Wochen zu verlängern. Otto Pérez Molina, einer der treibenden Kräfte der Bewegung sagte, sie hätten in fast allen Gemeinden sowie an frequentierten Orten in der Hauptstadt solche Sammeltische aufgestellt. Das Ziel ist hoch gesteckt: Bis zum 7. April hatten 'erst' 163'400 die Rücktrittspetition unterschrieben. Diese Aktion des Movimiento Cívico erntet auch Kritiken: Otto Zeissig vom Institut für soziale, wirtschaftliche und politische Studien (IPES) kritisierte den wahlpolitischen Beigeschmack, den die Aktionen der Bewegung haben. Ausserdem meinte er, das Problem der weit verbreiteten Korruption und Straffreiheit in den staatlichen Institutionen sei durch die Absetzung des Präsidenten und Vizepräsidenten nicht gelöst. Ebenfalls am 2. April gab das Koordinationskomitee der Handels- Industrie- und Landwirtschaftskammern (CACIF) seinen Rücktritt aus dem Vorstand des guatemaltekischen Sozialversicherungsinstituts (IGSS) bekannt. Begründet wurde dieser Rücktritt damit, dass sämtliche Anzeigen des CACIF über Unregelmässigkeiten im IGSS von den zuständigen Behörden ignoriert wurden. Unter 'Unregelmässigkeiten' versteht der CACIF defizitäre Investitionen, schlechte Administration, überrissene Kommissionsgelder, etc. An einer Pressekonferenz drohte der CACIF damit, rechtliche Schritte gegen die Administration des IGSS einzuleiten, sobald ihm genügend Beweise vorlägen. Carlos Wohlers, Vorstandspräsident des IGSS, bestritt, dass der CACIF jemals konkrete Anschuldigungen bezüglich Korruption oder schlechter Administration gemacht habe. Das Vorgehen des CACIF sei für ihn insofern überraschend, weil es vor einem Monat noch hiess, der Handelskammer-Repräsentant trete aus persönlichen Gründen aus dem IGSS-Vorstand zurück. Nach oben |
Der CACIF und mit ihm die Gewerkschaft der IGSS-ÄrztInnen versuchten, auch die übrigen Mitglieder des Vorstands zum Rücktritt zu bewegen, um so Druck auf die Regierung auszuüben, damit Korruptionsfälle im IGSS untersucht werden. Im Vorstand vertreten sind nebst dem CACIF und der ÄrztInnen-Gewerkschaft die guatemaltekische ArbeiterInnen-Union (UGT), die Universität San Carlos (USAC), das ÄerztInnen-Kollegium und die Regierung. Rigoberto Dueñas, Abgeordneter der UGT im IGSS-Vorstand sagte, er würde nicht zurücktreten, ausser diejenigen, die ihn gewählt haben, würden dies fordern. Es sei besser, dabeizubleiben und sein Bestes zu tun als das Feld zu räumen, damit andere machen können, was sie wollen. Am 3. April verkündete der FRG-Abgeordnete Mario Rivera, dass in der von ihm geleiteten Finanzkommission des Kongresses Beweise vorliegen, dass von den Fast-Food-Ketten McDonald's, Pollo Campero, Patsy, Burger King und Wendy's keine Quittungen an die KundInnen ausgestellt würden. Quittungen dienen zur Abrechnung der Mehrwertsteuer und seit ein paar Jahren ist es in Guatemala obligatorisch, für jeden Verkauf/Kauf eine Quittung auszustellen. KundInnen werden dazu angehalten, diese Quittungen zu verlangen und so mitzuhelfen, Steuerhinterziehung zu vermeiden. Rivera erklärte, die Anzeigen gegen die Fast-Food-Ketten seien vor allem von Privatpersonen gemacht worden. Er betonte die Wichtigkeit einer engen Zusammenarbeit und guten Kommunikation seiner Kommission mit den Steuerbehörden (SAT). Noch seien die Untersuchungen nicht abgeschlossen und man wisse nicht genau, wie viel Geld der Staat durch diese Steuerhinterziehung 'verloren' hat. René Pérez, Chef der SAT erklärte, dass bereits rund 1200 Unternehmen wegen Steuerhinterziehung geschlossen werden mussten, 35 allein dieses Jahr. Felipe Bosch, ehemaliger Präsident des CACIF bezeichnete diese Information als Teil einer Verleumdungskampagne, die seit dem vergangenen 1. August gegen die UnternehmerInnen geführt werde. Seit dem damaligen relativ erfolgreichen Streik, werde alles daran gesetzt, die Ehre und das Prestige der UnternehmerInnen in den Dreck zu ziehen, meinte Bosch. |
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