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Die Meinung der Chapines

Fijáte 265 vom 31. Juli 2002, Artikel 1, Seite 1

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Die Meinung der Chapines

Das Misstrauen lässt sich verallgemeinern. Der Plan zur Reaktivierung der Wirtschaft, der ebenfalls von der Regierung vorangetrieben worden war und der die Konzessionierung der Häfen und Flughäfen mit einschliesst, erweckt genauso Zweifel in den GuatemaltekInnen. Diese vertrauen nicht in eine angemessene Gewährleistung der entsprechenden Dienste durch die Regierung.

Ebenso sind die Intentionen der FRG bezüglich der Reformierung des Wahlgesetztes Quellen für die Zweifel der potentiellen WählerInnen. Mehr als 85% verurteilten die angekündigte Absicht als unrecht. Hier sind es wieder die Personen, die mehr als 2,000 Quetzales im Monat verdienen, die diese Ansicht vertreten.

In ihrer Mehrheit beurteilte die Bevölkerung die Deponierung von Millionen in den Banken Metropolitano und Promotor von Francisco Alvarado Macdonald, Freund und Financier von Präsident Portillo, als Verbrechen, die zahlreiche Regierungseinrichtungen getätigt hatten, obwohl sie wussten, dass die Banken bald zusammenbrechen würden.

Der Glaube an das Gute

Die Reaktion der besagten Oberen auf die Veröffentlichung der Umfrageergebnisse liess nicht lange auf sich warten. Sowohl Präsident Portillo als auch Vizepräsident Reyes Lopez machten keinen Hehl aus ihrer Ablehnung. "Was kümmern mich Umfragen? Sollen doch die sich darüber den Kopf zerbrechen, die Präsident werden wollen", so das guatemaltekische Staatsoberhaupt. Der Mandatsträger stellte die Glaubwürdigkeit des Meinungsbildes in Frage, als er wissen wollte, wo dieses denn erstellt worden sei, denn im Inneren des Landes sei die Bevölkerung seines Wissens nach zufrieden mit seinem Tun. "(...) die Campesin@s sind zufrieden mit ihrem Dünger, dem verbesserten Saatgut, dem Schulfrühstück und den Strassen," fügte er hinzu.

Vize Reyes Lopez beschränkte sich auf den Kommentar, dass er den Umfragen nie Glauben schenke, diese könne man schliesslich manipulieren.

Während Portillo und Reyes Lopez ihre Unzufriedenheit mit den Umfrageergebnissen äusserten, sind sowohl Abgeordnete der Opposition als auch PolitanalystInnen der Ansicht, dass die Meinungserfragung sehr wohl das Denken der Bevölkerung widerspiegeln.

"Es herrscht Unzufriedenheit bezüglich der Amtsführung der Regierung des Präsidenten und jeglichem Mitglied jener Verwaltung, denn man hatte wegen der Angebote und Versprechen, die Portillo während seiner Wahlkampagne machte, etwas anderes erwartet", so Marco Antonio Barahona, Politanalyst der Vereinigung für Sozialforschung und -Studien, VGASIESNF.

Und nun?

Ausserdem erwarten viele Menschen eine politische Erneuerung und wollen nicht dieselben Gesichter wie immer sehen müssen.

Demgegenüber ist der unabhängige Analyst Pablo Rodas Martini jedoch der Meinung, dass ein neuer Kandidat keine Chance hätte zu gewinnen, "denn er muss das Bild von sich vor der Bevölkerung absichern".

Dafür spricht der hohe Anteil an erhaltenen Stimmen durch VGOscar BergerNF, Vorkandidat der Partei VGPANNF, ehemaliger Bürgermeister der Hauptstadt und auch der von VGAlvaro ColomNF von der Nationalen Einheit der Hoffnung, VGUNENF, die beide bereits an einem Präsidentschaftswahlkampf teilgenommen haben.

In der selben Umfrage wurden nämlich den Interviewten vierzehn Präsidentschaftskandidaten präsentiert. In Bezug auf diese wurde nach dem jeweiligen Bekanntheitsgrad, ihrer Beliebtheit und ihrer Chance, gewählt zu werden gefragt.

Die AnalystInnen stimmen in dem Punkt überein, dass die Tendenz der Bevölkerung, eine ganz neue Option zu suchen, in dem Masse aufkommt, in dem Unzufriedenheit mit der jeweiligen Regierungspartei herrsche.

Die durch die Umfrage erhaltenen Daten lassen keinen Zweifel aufkommen, dass die Bevölkerung in der PAN die einzige Partei sieht, die der FRG die Stirn bieten kann. "Das Kriterium der Ehrenhaftigkeit und Ehrlichkeit ist das meistgefordertste unter den Befragten. Möglicherweise lässt sich dies durch die Erfahrung mit dem derzeitigen Mandatsträger begründen," so Rodas Martini.

Dennoch, so VGLeonel López RodasNF, Generalsekretär und Abgeordneter der PAN, arbeitet diese weiterhin daran, die nächsten Wahlen zu gewinnen, auch wenn die Meinungsumfrage sie bereits favorisiert.

Nun, zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Waage der Akzeptanz durch die GuatemaltekInnen geneigt zeigt, liegt es an den dadurch begünstigten Parteien, angemessene Regierungspläne vorzulegen, die laut der AnalystInnen, vor allem wahre sein sollten.

Andere PolitikerInnen stimmen darin überein, dass die Bevölkerung eine andere Antwort erwartet, als die von der FRG gebotene, "denn nichts von dem, was er (Portillo) in seiner Kampagne versprochen hat, hat er erfüllt."

Dennoch ist Portillo mit seinen Gefolgsleuten ja noch nicht am Ende seiner Laufbahn als Staatsoberhaupt, wobei ihm derzeit laut Umfrageergebnisse kaum eine Chance für eine Wiederwahl seiner Partei eingeräumt wird. Es bleibt abzuwarten, was sich bis Anfang 2003, dem Wahljahr möglicherweise noch tut, und vor allem, wie sich die guatemaltekische Bevölkerung letztendlich entscheiden wird.

Otoniel Fernández, Abgeordneter der UNE, vertritt den Standpunkt, dass solche Umfragen wie die vorliegende, regelmässig durchgeführt werden müssten, um über das Denken der guatemaltekischen Bevölkerung auf dem Laufenden zu bleiben.

Im derzeitigen Moment lässt die Teilnahme bzw. das entsprechende Interesse jedenfalls wohl eher zu wünschen übrig. Mehr als dreiviertel der Befragten glauben, dass nur wenige MitbürgerInnen im nächsten Jahr ihr Wahlrecht in Anspruch nehmen werden.


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