Zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben
Fijáte 274 vom 11. Dez. 2002, Artikel 4, Seite 4
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Zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben
Guatemala, 29. Nov. Der Streit um die Lohnerhöhungen hat auch heuer stattgefunden. Es ist das dritte Mal, dass Gehaltserhöhungen per Regierungsdekret erlassen werden, nachdem sich in den Vorjahren ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnenseite nicht einig wurden. Während diesmal der Unternehmerverband CACIF forderte, die Gehälter einzufrieren und mit massiven Entlassungen drohte, forderten die Gewerkschaften eine Gehaltserhöhung um 40%. Und da Präsident Alfonso Portillo wieder einmal auf Reisen war, blieb es Vizepräsident Francisco Reyes López überlassen, eine Lösung für diese zwei nicht zu vereinbarenden Forderungen zu suchen. Er wählte den Mittelweg und erliess eine Gehaltserhöhung um 16% für Arbeitende im Landwirtschaftssektor und um 14% für alle anderen. Konkret heisst das ein Tageslohn von 31.90 Quetzales (ca. 4.2 US-$) für ArbeiterInnen auf dem Land und 34.20 Quetzales täglich (ca. 4.5 US-$) für diejenigen in den Städten. Laut Reyes López kommen rund 400'000 Angestellte des Privatsektors in den Genuss einer Gehaltserhöhung während dem sich für die staatlichen Angestellten nichts ändere, da sie bereits jetzt mehr als den gesetzlich festgelegten Grundlohn verdienten. Wie zu erwarten, war niemand zufrieden mit dem vizepräsidialen Entscheid: Der CACIF bezeichnete ihn als politisiert und demagogisch. José Pinzón von der guatemaltekischen Gewerkschaftszentrale CGTG rechnete vor, dass ein durchschnittliches Monatsgehalt von 825 bzw. 900 Quetzales nicht einmal für den Grundwarenkorb, der auf 1200 Q festgelegt ist, reicht. Auch die zentralamerikanischen MigrantInnen, die in den Vereinigten Staaten ihr (Arbeits-) Glück versuchen, müssen um jeden Cent kämpfen. Nach oben |
Die mehrheitlich aus Guatemala, El Salvador und Mexiko stammenden ArbeiterInnen des Unternehmens Six L's Package Co., einer der grössten Tomatenproduzenten der USA, fordern von dessen Hauptabnehmer, der Restaurantkette Taco Bell, einen besseren Preis für die Tomaten zu bezahlen. Aktuell verdienen die ArbeiterInnen 0.4 US-$ pro 32 libras (ca. 14 Kilo) gepflückter Tomaten. Wäre Taco Bell bereit, 1 Cent mehr pro halber libra Tomate zu bezahlen, würde sich der Lohn der PflückerInnen fast verdoppeln. Weiter rechneten sie vor, dass sie, um 50 US-$ pro Tag zu verdienen, 2 Tonnen Tomaten pflücken müssten. Taco Bell macht einen jährlichen Gewinn von rund 5 Billionen US-$. Der Protest der zentralamerikanischen TomatenpflückerInnen, die trotz Gewerkschaftsverbot organisiert sind, wird unterstützt von StudentInnen der Universität Memphis, Tennessee. |
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