Die Ex-PAC sind wieder los!
Fijáte 282 vom 9. April 2003, Artikel 8, Seite 5
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Die Ex-PAC sind wieder los!
Guatemala, 4. April. Kaum sind die LehrerInnen in die Klassenräume zurückgekehrt, werden wichtige Strassen(kreuzungen), zeitweilig diverse öffentliche Gebäude und der Flughafen Santa Elena im Petén von den ehemaligen Zivilpatroullien (PAC) besetzt. Städte wie Huehuetenango werden isoliert, die Überlandbusse müssen aussenvorbleiben, die zwangsläufigen FussgängerInnen werden beschimpft, und wenn die Busfahrer keine Autoreifen zum Anzünden herausrücken, laufen sie Gefahr, dass ihr ganzes Gefährt in Flammen steht. Im Petén sind zwei Ölstationen unter PAC-Kontrolle, seit Tagen strömt aus einer durch die Demonstrierenden beschädigten Pipeline Rohöl in die Natur, an das Feuer gelegt werden soll, wenn die Regierung nicht endlich den Forderungen der Ex-PACs entspricht und einen konkreten Termin in nächster Zeit für die Auszahlung der bereits im letzten Jahr zugesprochenen Entschädigung für die durch die PACs geleisteten "Dienste am Vaterland" angebe. Doch diese Gruppe selbst ist in sich geteilt: Auf der einen Seite, v.a. im Petén zu Hause, werden die Ex-PACs angeführt von Rosenda Pérez, die enge Verbindungen zur Regierungsführung pflegt und der FRG zugetan ist. Zusammen mit hunderten von Ex-PACs besetzte sie im Juli 2002 den Norden des Peténs, Q 20´000 als Lohn für ihre der Armee geleisteten Unterstützung im Kampf gegen die Aufständigen während des bewaffneten Konflikts fordernd. Nach den ersten Verhandlungen mit der Regierung, die beschloss, dass das nötige Geld aus den Friedensanleihen stammen sollte, schlossen sich tausende von Ex-PACs aus den übrigen Departements an, die sich aus Unstimmigkeiten mit der "PeténGruppe" schliesslich aber in einer eigenständigen "Koordination Süd-Ost" organisierten. Regierung und die Petén-Gruppe hatten sich inzwischen auf lediglich Q 5´241und 60 Centavos geeinigt, die in 3 Raten ausgezahlt werden sollten, die erste im April, die weiteren im nächsten Jahr durch die dann verantwortliche Regierung. Die Absicht der FRG, sich dadurch die Wahlstimmen zu sichern gilt als offenes Geheimnis. Ausserdem sollten lediglich 250´000 Ex-PACs entschädigt werden, jene nämlich, die nach einer Säuberungsaktion der Listen, auf denen sich mittlerweile 628´000 ehemalige Patroullisten, aber auch Witwen und Männer, die aufgrund ihres Alters gar nicht in Frage kamen, eingetragen hatten, übrig geblieben waren und die den vom Verteidigungsministerium nach Kriegsende der MINUGUA übergebenen Akten entsprachen. Nach oben |
Doch die "Koordination Süd-Ost" hegt keine FRG-Affinitäten und droht die ergriffenen Massnahmen zu intensivieren, sollte die Entschädigungssumme auf Raten verteilt und nicht alle aufgelisteten ExPACs, inklusive Witwen bedacht werden. Und sie scheuen nicht, diese Ankündigung zu realisieren, sind doch viele der Demonstrierenden mit Schusswaffen und Macheten ausgerüstet. Diese bekamen bereits Mitglieder von Polizei und Armee zu spüren, als eine versuchte Verhandlung bei der Räumung der Pazifikroute ausartete und 6 Polizisten und 7 Soldaten verletzt und drei Manifestanten festgenommen wurden. Zahlreiche Menschenrechtsgruppen und grosse Teile der Zivilbevölkerung äussern ihre Besorgnis hinsichtlich der Haltung der Regierung, die die Ex-PACs darin bestärke, sich neu zu organisieren und die aus der Kriegszeit gewohnten Repressionen gegen die BewohnerInnen gerade der ländlichen Gebiete wieder aufzunehmen. Zum einen sei in den Friedensverträgen keine Rede von der Entschädigung der Ex-PAC, zum anderen provoziere diese eine Konfrontation innerhalb der Gesellschaft und verhindere den Versöhnungsprozess. Viel eher solle der Kongress das bereits erarbeitete Gesetz verabschieden, das die jurstische Grundlage für das Nationale Entschädigungsprogramm biete und Vorschläge der Wahrheitskomission CEH und sozialer Sektoren aufgreife. |
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