Das Gericht vor der Haustür
Fijáte 291 vom 13. August 2003, Artikel 7, Seite 5
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Das Gericht vor der Haustür
Guatemala, 14. Juli. Die Aktivierung einer Schutzmassnahme wegen familiärer Gewalt kann beim Friedensgericht oder der Staatsanwaltschaft (MP) gut zwanzig Tage dauern. Im "Gerichtsmobil" ist eine solche Angelegenheit in kaum 45 Minuten zu regeln. "Effizienz" ist das meistgebrauchte Wort der BürgerInnen, um die Arbeit des Gerichtsmobils zu beschreiben, das seit vergangenem Mai in verschiedenen Zonen der Hauptstadt seine Arbeit aufgenommen hat. Ein mit allem Notwendigen bequem ausgestatteter Autobus ist Arbeitsplatz von sieben Personen. Sie sind Mitglieder des Mobilteams und verringern durch ihre Tätigkeit die Anhäufung von Fällen beim Friedensrichteramt und in der Staatsanwaltschaft. Julio Mario Escobar ist ein solcher mobiler Richter und fungiert manches Mal als Eheberater für die Paare, die kommen, um eine Lösung ihrer Konflikte zu suchen, sei es wegen Gewalt in der Familie, Unterhaltszahlungen oder Trennungen. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die Mediation: "Bevor es zu einem Gerichtsprozess kommt, versuchen wir, die Beteiligten zu einer gütlichen Einigung zu bewegen," so Escobar. "Wir sind bemüht, den Leuten sofort eine Antwort auf ihre Anfragen zu geben. Ist eine Schutzmassnahme notwendig, wird diese augenblicklich angeordnet. Und wenn es Forderungen gibt, werden die Verantwortlichen am selben Tag benachrichtigt." Etwa zwölf Personen suchen das Gerichtsmobil täglich auf und bitten um Beratung. Alle vierzehn Tage funktioniert es am gleichen Ort und ist in manchen Zonen bereits zu einer festen Institution geworden, verteilt Termine und wird von immer mehr Interessierten aufgesucht. Schnelligkeit und örtliche Nähe sind schlagende Argumente für diese Einrichtung. Um die Bevölkerung über die Existenz des Mobils zu informieren, werden Flugblätter verteilt, und in der jeweiligen Tagespresse wird ihr Kommen angekündigt. Personen Frauen in der Mehrheit aller Einkommensklassen nutzen das Angebot, wie eins der Teammitglieder beobachtet, und fragen um Rat. In den meisten Fällen (41%) handelt es sich um Gewalt in der Familie, Trennung und Alimente (26%), aussergerichtliche Abkommen (15%), Schutzmassnahmen (11%) und zu 7% um Anzeigen. Laut Quellen des Justizorganismus (OJ) ist Guatemala nach Brasilien das zweite Land Lateinamerikas, das ein Gerichtsmobil einsetzt. Das aktuelle Pilotprojekt verfügt über zwei Einheiten, eines in der Hauptstadt, ein weiteres in Quetzaltenango. Abhängig vom Erfolg wird über die Erweiterung des Projekts entschieden. Nach oben |
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