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Vorwahlstimmung

Fijáte 297 vom 18. Nov. 2003, Artikel 3, Seite 3

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Vorwahlstimmung

Guatevision, sich als den einzigen unabhängigen Fernsehsender bezeichnend, gab ausserdem bekannt, dass seit April dieses Jahres verschiedene Kabelfernsehanbieter von der Regierung unter Druck gesetzt würden, Guatevision auf einem Kanal auszustrahlen, der aus technischen Gründen sehr schlechten Empfang hat. Am 4. November fiel in Teilen der Hauptstadt während 45 Minuten der Strom aus. Dies, obwohl die verschiedenen Stromanbieter und das staatliche Elektrizitätswerk schon seit Wochen verkündeten, die Stromversorgung für die Wahlen im Griff zu haben. Sehr schnell kursierte das Gerücht, FRG-Aktivisten würden für einen Sabotageakt am kommenden Sonntag üben. Verschiedene Medien berichteten, unverhältnismässig viele Anrufe bekommen zu haben von verunsicherten BürgerInnen, die wissen wollten, was passiert sei. Die öffentliche Erklärung des Energieministers war, dass es "einen Defekt in der Hauptleitung" gegeben habe. Während der ganzen Woche standen Hunderte von ehemaligen VGZivilpatrouillenNF (Ex-PAC) stundenlang Schlange, um endlich ihre Entschädigungszahlung zu erhalten; zuerst in den Gemeindeämtern (z.T. wurden die Schecks auch in den VGKasernenNF ausgehändigt) und danach bei der Bank, wo sie das Geld ausbezahlt bekamen. Die Regierung wartete bis zum allerletzten Moment, um ihr Versprechen gegenüber den Ex-PAC einzulösen. An anderen Orten wurden die Auszahlungen zurückbehalten und die Ex-PAC dazu angehalten, für die FRG zu stimmen ­ dann erst würde ihnen die Entschädigung ausbezahlt. Eine andere Art des Stimmenkaufs bestand darin, mit Frauen "wählen zu üben". Konkret sah das folgendermassen aus: Frauengruppen wurden eingeladen, auf Übungswahlzetteln, die verblüffend echt aussahen, die Stimmabgabe zu proben. Es wurde ihnen genau erklärt, wie sie die fünf Zettel auszufüllen hätten. Zum Schluss erhielt jede einen Kochtopf mit dem Emblem der FRG aufgedruckt. Nicht nur die FRG, auch die GANA und die VGUNENF waren kreativ im Erfinden von Wahlpropaganda. Oft läutete am Abend das Telefon und eine Tonbandstimme verkündete: "Guten Abend, hier spricht Oscar Berger (oder VGAlvaro ColomNF), bitte entschuldigen Sie, dass ich in die Intimität ihres Heims eindringe. Ich bitte Sie um Ihre Stimme bei den Wahlen vom nächsten Sonntag. Wählen Sie bewusst, wählen sie mich!"


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