Exhumierungen in Comalapa und San Pedro Jocopilas
Fijáte 298 vom 3. Dez. 2003, Artikel 5, Seite 5
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Exhumierungen in Comalapa und San Pedro Jocopilas
Chimaltenango, 18. Nov. Eine der bisher grössten und umfangreichsten Exhumierungen findet zur Zeit in Comalapa, Chimaltenango, statt. Durchgeführt wird sie von der Witwenorganisation CONAVIGUA und begleitet von der Guatemaltekischen Stiftung für forensische Medizin (FAFG). Die Ausgrabungen finden auf einem Gelände statt, auf dem viele Jahre lang eine Militärkaserne stand. Von mindestens 25 Personen weiss man mit Bestimmtheit, dass sie auf diesem ,,klandestinen" Friedhof liegen müssen. Es können aber bis zu 200 Personen sein, die in den Jahren 1979 bis 1983, während der Regierungszeiten von Lucas García und Ríos Montt, vom Militär ermordet wurden, und deren Leichen hier vergraben sind. Die Resultate der forensischen Untersuchungen werden zu gegebener Zeit dazu dienen, die juristischen Prozesse gegen die Verantwortlichen voranzutreiben. In erster Linie soll aber den Hinterbliebenen die Ungewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen genommen und den Opfern eine würdevolle Bestattung ermöglicht werden. Unter den Opfern von Comalapa befindet sich auch der Vater von Rosalina Tuyuc, der Gründerin von CONAVIGUA. Mit den Exhumierungen in Comalapa wurde bereits am 25. August begonnen. Anlass dazu gaben die Hinweise einer Gruppe von 36 Frauen, deren Familienangehörige während des bewaffneten Konflikts verschwunden sind. Anlässlich einer Pressekonferenz zu Beginn der Ausgrabungen äusserte Rosalina Tuyuc die Befürchtung, dass nicht alle Leichen gefunden würden, da vor ca. vier Jahren Militärangehörige das Gelände mit schweren Baumaschinen bearbeiteten und Erdverschiebungen vornahmen. Die ÄrztInnen der FAFG bekommen seit letztem Februar Morddrohungen. Die Gruppe, die an den Exhumierungen in Comalapa teilnimmt, wurde von Fahrzeugen verfolgt, die gemäss ihren Nummerschildern dem Präsidialen Sicherheitsstab (EMP) angehörten. Die Sonderstaatsanwältin für Menschenrechte, Thelma Peláez, die den Fall der FAFGMitglieder führt, erhielt ebenfalls Todesdrohungen. Die Wohnhäuser einiger ihrer Familienangehörigen wurden überfallen, der Versuch, ihre Tochter zu entführen, scheiterte. Bis Ende September wurden in Comalapa 19 Massengräber geöffnet und über 80 Leichen gefunden, darunter sechs Frauen. Laut den Untersuchungen der forensischen ÄrztInnen wiesen die Leichen Spuren von Gewalt auf. Nach oben |
Das Alter der Opfer liegt zwischen 16 und 35 Jahren zur Zeit ihrer Ermordung. Am 18. Oktober fand vor dem Regierungspalast in Guatemala-Stadt eine grosse Kundgebung der Solidarität mit den Opfern von Comalapa statt. Mit einfachen Holzsärgen, weissen Kreuzen, die mit roter Farbe bedeckt waren, mit Transparenten und Mayazeremonien wurde der Opfer gedacht sowie Gerechtigkeit und das Ende der Straflosigkeit gefordert. Ende Oktober waren bereits die Leichen von 104 Personen ans Tageslicht gebracht worden. Gleichzeitig begann die FAFG mit den Exhumierungen in San Pedro Jocopilas, Quiché, in einer Kirche, die dem Militär eine Zeit lang als Kaserne diente. In San Pedro vermutet man die Leichen von 20 Personen. Als CONAVIGUA und die FAFG nach den Wahlen vom 9. November die Exhumierungen in Comalapa wiederaufnehmen wollten, wurden sie von Mitgliedern der Ex-PAC bedroht. In San Pedro sammelten die Ex-PAC Unterschriften, um bei den Behörden zu erreichen, dass die Durchführung von weiteren Exhumierungen verboten würde. Die Drohungen der Ex-PAC richteten sich in erster Linie an Familienmitglieder der Ermordeten und waren so eindeutig und direkt, dass CONAVIGUA während der weiteren Exhumierungen die Begleitung des Menschenrechtsprokurats (PDH) und von der UN-Mission für Guatemala, MINUGUA, anforderte. ,,Solange ihre Leichen nicht gefunden sind, sind sie für uns nicht tot" (Rosalina Tuyuc). Seit 1992 bis heute hat die FAFG landesweit 2472 Leichen exhumiert. |
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