Wahltendenzen
Fijáte 294 vom 8. Okt. 2003, Artikel 11, Seite 6
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Wahltendenzen
Guatemala, 24. Sept. Am 9.9. wurden die Ergebnisse der vierten und bislang aktuellsten Wahlumfrage veröffentlichen. Zwei Monate vor den Präsidentschaftswahlen bescheinigen sie Oscar Berger von der Grossen Nationalen Allianz GANA 37,8% der Stimmen und somit einen Verlust von 6% zur vorherigen Umfrage und Álvaro Colóm, der für die Nationale Einheit der Hoffnung UNE kandidiert 18,2% - sein Anteil an Stimmen ist etwa gleich geblieben. Dagegen hat Efraín Ríos Montt, der für die Republikanische Front Guatemalas FRG zur Wahl steht, um 8,1% zugelegt und konnte 11,4% der Stimmen für sich gewinnen. 21,5% der 1´200 im ganzen Land befragten BürgerInnen gaben an, leere bzw. nicht gültige Stimmzettel abgeben zu wollen. Nach diesen Ergebnissen würde keine der Parteien eine Mehrheit im Kongress erhalten. Während die UNE durch die von der FRG initiierten Randale am 24./25. August in der Hauptstadt und an mehreren weiteren Orten in gewisser Weise begünstigt wird, scheint sie doch das Wachstumslimit ihres Rufes erreicht zu haben, mit ihrer Kampagne, in der sich Colóm populistisch als Engel zwischen zwei wirtschaftlichen Teufeln, dem traditionellen und dem mafiosen, darstellt. Derweil stellt für die GANA die allgemeine Skepsis gegenüber dem grossen Kapital eine bedeutende Image-Begrenzung dar. Die wahrnehmbar fehlende Unterstützung des Friedensprozesses und die offensichtlich ungerechte Einkommensverteilung wirken zudem nicht unbedingt vertrauenserweckend. Selbst die Versuche von Eduardo Stein, Kandidat für die Vizepräsidentschaft, programmatische Allianzen mit Linken einzugehen, stellen noch keine absolute Triumph-Garantie für die GANA dar. Auch die finanziellen Investitionen sagen nichts über den Ausgang der Wahlen aus. Während die FRG (10,9 Mio. Quetzales) und GANA (Q 8,2 Mio.) insgesamt Q 19 Mio. innerhalb von zweieinhalb Monaten für ihre Propaganda ausgegeben haben, summieren sich die Kampagnen-Gelder aller anderen Parteien auf 21 Mio. Anstelle der grossen Fernsehsender nutzen diese Finanzschwächeren Sendeplätze bei Radiosendern oder Lokalfernsehen und verlassen sich auf die Wirkung des persönlichen Händedrucks und dem Verteilen von Taschenkalendern u.ä. Zehn Parteien, darunter die Christdemokraten (DCG), die Partizipativen Sozialdemokraten (DSP), die Grünen, die Nationale Revolutionäre Einheit Guatemalas (URNG), die Authentische Integrale Entwicklung (DIA) und die UNE stellten derweil die öffentlichen Meinungsumfragen in Bezug auf die anstehenden Präsidentschaftswahlen in Frage und forderten, dass in den folgenden die Nutzung ihrer Parteinamen und -Symbole zu unterlassen sei, denn es handle sich dabei lediglich um "Wählermanipulation von Seiten eines mächtigen Sektors". Nach oben |
Zudem werfen sie der Presse Fälschung und Manipulation der Daten sowie Verwandtschaft und Parteiunterstützung der Direktoren zugunsten der GANA vor. Um die Transparenz des UmfrageProzesses zu beweisen, lud das für diese Aktion zuständige Pressekomitee, bestehend aus VertreterInnen der sich als unabhängig verstehenden Zeitungen Prensa Libre, elPreriódico, Nuestro Diario und des Fernsehsenders Guatevision die Organisation der Amerikanischen Staaten OEA ein, die Erarbeitung, Durchführung und Auswertung der Umfrage zu beobachten. Nineth Montenegro von der Allianz Neue Nation (ANN) findet es traurig, dass die Kandidaten nicht die Realität ihrer Niederlage akzeptieren könnten und bezeichnet den Protest als schwarze Kampagne gegen die freie Presse. |
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