Tag der Verschwundenen
Fijáte 313 vom 30. Juni 2004, Artikel 3, Seite 4
Original-PDF 313 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 --- Nächstes Fijáte
Tag der Verschwundenen
Guatemala, 21. Juni. Verschiedene Menschenrechtsorganisationen erinnerten am 21. Juni, dem Nationalen Tag der Verschwundenen, an die Tausenden von Personen, die während des bewaffneten Konflikts verschwunden sind und von deren Schicksal man bis heute nichts weiss. Dieser Tag wird seit 1990 ,,gefeiert". Das Datum wurde gewählt in Gedenken an die 28 Mitglieder der Nationalen Gewerkschaftszentrale (CNT), darunter sechs Frauen, die am 21. Juni 1980 unter dem Regime von General Fernando Lucas García in ihrem Gewerkschaftssitz vom Militär und der Polizei überfallen, auf einen Polizeiposten gebracht und dort gefoltert wurden. Später brachte man sie auf einen Militärstützpunkt. Seither sind sie verschwunden und niemand weiss, ob, wie und wo sie ermordet wurden. Die guatemaltekischen Menschenrechts- und Verschwundenenorganisationen organisierten diverse kulturelle Anlässe, so z.B. eine Fotoausstellung mitten in der FussgängerInnenzone der Hauptstadt, die Präsentation von Videos zum Thema Justiz und Gerechtigkeit, ein Marimbakonzert, etc. Familienangehörige von Verschwundenen färbten das ,,Monument der Armee" rot ein und hängten daran die Fotos von verschwundenen Personen auf. Auf den Boden vor dem Denkmal schrieben sie die Worte ,,Gerechtigkeit und Erinnerung". Nach etwa einer Stunde erschien die Polizei, um für `Recht und Orndung' zu sorgen. Im Rahmen des Tags der Verschwundenen präsentierte die Kommission zur Suche von verschwundenen Kindern (CNBND) einen Bericht über die Fortschritte und Schwierigkeiten bei der Zusammenführung von Familien, deren Kinder während des Krieges entführt wurden. Die seit drei Jahren arbeitende Kommission hat 1´084 Fälle dokumentiert, von denen 180 geklärt werden konnten. In 85 Fällen konnte eine Familienzusammenführung, bzw. ein Treffen zwischen den Eltern und ihren unterdessen erwachsenen Kindern arrangiert werden. In dem Bericht wird die mangelnde Bereitschaft der Regierung und des Militärs kritisiert, die nötigen Informationen und finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, um die noch ungeklärten Fälle voranzutreiben. Präsident Oscar Berger wird an sein Wahlversprechen erinnert, die Umsetzung der Friedensabkommen und die Entschädigung der Opfer als vordringliche Aufgabe seiner Regierung zu verstehen. Nach oben |
Die Gruppe gegenseitiger Hilfe (GAM) verpflichtete sich anlässlich des Tags der Verschwunden, die Aufklärung des seit 24 Jahren ungeklärten Verbrechens an den 28 GewerkschaftsführerInnen vor dem Obersten Gerichtshof (CSJ) voranzutreiben, damit die verschwundenen Personen gefunden und die für die Entführungen Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Gemäss GAM wurde der letzte Fall von gewaltsamem Verschwindenlassen als Strategie der Staatspolitik am 19. Oktober 1933 aufgezeichnet. Auch dieser Fall ist bis heute ungeklärt. |
Original-PDF 313 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 --- Nächstes Fijáte