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Berger und die Gewalt

Fijáte 314 vom 14. Juli 2004, Artikel 3, Seite 4

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Berger und die Gewalt

Hinweise dafür sieht Albizures in den oft ähnlichen Verletzungen und Folterspuren, die an den Opfern auszumachen sind und die klar auf eine geplante Aktion schliessen lassen. Angesichts dieser Situation ist das Interview mit der Tageszeitung VGPrensa LibreNF, in dem Präsident Oscar Berger sein erstes halbes Jahr als Staatsoberhaupt resümiert, der reine Hohn. Wir zitieren es im Folgenden Ausschnittweise. Frage: Wie haben Sie das Land vorgefunden? Oscar Berger: Ich dachte, die Angelegenheit wäre weniger kompliziert. Wir mussten die Institutionen reorganisieren, die Korruption verfolgen, die Steuerreform vorantreiben und die Polizei ,,säubern". Wir hatten viel damit zu tun, überhaupt die Probleme und Schwierigkeiten zu identifizieren. Frage: Was ist denn das grösste Problem? O.B.: Wir sind natürlich besorgt über die Gewalt. Wir konnten 250'000 mareros (Angehörige von VGJugendbandenNF) registrieren. Ehrlich gesagt war ich mehr Feuerwehrmann als Präsident. Wir haben überall ,,Feuer" löschen und verhindern müssen, dass sich das ,,Böse" im Land nicht ausbreitet. Wir waren vorwiegend damit beschäftigt, alte Wunden zu heilen. Frage: Werden Sie die Massnahmen noch verschärfen? O.B.: Wir sind fast permanent im Gespräch mit dem Sicherheitskabinett. Wir sind in den verschiedenen, als risikoreich identifizierten Stadtteilen präsent und durchsuchen gezielt Wohnungen. Doch es scheint, dass es nicht genügt. Mit Präsenz allein kann die Gewalt nicht verhindert werden. Ein unsicheres Land ist auch nicht attraktiv für ausländische InvestorInnen. All das führt in einen Teufelskreis und zu Konsequenzen, die für die Bevölkerung von Nachteil sind. Frage: Könnte man sagen, dass ihre Regierung keine klare Strategie in Sachen Gewaltbekämpfung hat? O.B.: Es ist schwierig zu sagen, ob wir eine klare Richtung verfolgen oder nicht. Wir bemühen uns aber sehr, die Sicherheitskräfte zu stärken und die Bevölkerung im Kampf gegen die Gewalt zu organisieren. Es ist schwierig zu sagen, ob die kombinierten Patrouillen erfolgreich sind oder nicht. Gewalt ist ein Problem, das man nicht von heute auf morgen lösen kann und ich habe nie behauptet, dass es nach sechs Monaten keine Delinquenz in Guatemala mehr geben werde. Frage: Eigentlich wäre es aber bereits während Ihrer Wahlkampagne ein absehbares Problem gewesen. OB: Ich habe nie gedacht, dass es so schlimm ist. Ich habe mir gesagt: Wir übernehmen die Regierung und ich ernenne SpezialistInnen für jedes Thema. Doch einmal an der Macht, haben wir gemerkt, dass gar kein Geld vorhanden ist, um irgendetwas zu machen. Unterdessen sieht das anders aus und ich hoffe, wir können in einem halben Jahr eine Bilanz darüber ziehen, ob wir erfolgreich sind oder nicht.


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