BBC zeigt Reportage über Feminzid
Fijáte 359 vom 10. Mai 2006, Artikel 6, Seite 5
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BBC zeigt Reportage über Feminzid
Guatemala, 05. Mai. Der britische Fernsehsender BBC strahlte dieser Tage in England den Dokumentarfilm "Paradies der Mörder" von Giselle Portenier aus, in dem einige Fälle der 664 Frauen präsentiert werden, die im letzten Jahr in Guatemala ermordet wurden. Die Zahl übertrifft die Morde an Frauen in Grossbritannien um das Zehnfache. Laut dem Film finden sich die Frauen in Guatemala mehr und mehr den Aggressionen von Jugendbandenmitgliedern, ihren Lebensgefährten und dem organisierten Verbrechen ausgesetzt, ohne dass der Staat eingreift. Die Autorin des Streifens besuchte ein Gefängnis im Departement Petén, in dem sie drei Männer interviewte, die wegen Vergewaltigung in Haft sitzen. Einer vergewaltigte ein Mädchen von 15 Jahren, das Opfer des zweiten war ein 12jähriges Mädchen und das des dritten war 7 Jahre alt. Alle drei Männer erklärten sich für unschuldig und auf die Frage nach dem Warum von Vergewaltigung und Morden von Frauen, halten die Täter die Opfer für diejenigen, die sich ihr Schicksal selbst suchten. Dabei weist auch der Dokumentarfilm darauf hin, dass ein Täter einer Vergewaltigung in Guatemala seiner Strafe entgehen kann, wenn er das Opfer heiratet, dies besagt der entsprechende Artikel im Strafgesetzbuch, der provisorisch vom Verfassungsgericht suspendiert wurde. Die Mehrheit der ermordeten Frauen hat niemanden, der sie verteidigt und oftmals werden ihre Leichen noch nicht einmal identifiziert. Die Reportage zeigt die Beerdigung von zwei anonymen Frauen. In dem einen Fall fanden sich die verstümmelten Überreste einer Jugendlichen in einem Plastiksack, im anderen war die junge Frau von schätzungsweise 20 Jahren nackt in einem Fluss gefunden worden. Niemand hat nach ihren Leichen gefragt. Nach oben |
Im letzten Teil des Dokumentarfilms stellt Portenier gegenüber Präsident Oscar Berger die These auf, dass im laufenden Jahr mehr als 600 ermordete Frauen gezählt werden würden, worauf ihr der Präsident vorwirft, sie sei doch sehr pessimistisch. Auf die Behauptung der Journalistin, dass das Justizsystem im Land nicht funktioniere, meint Berger bloss trocken: "Dass ist Ihre Meinung und ich respektiere sie". Der Film wird auch in Guatemala gezeigt werden, doch in zensierter Form, fürchtet der Sender doch um die Sicherheit einiger Personen. Die Reportage wurde im März bereits auf dem X Kino-Festival der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in London gezeigt. |
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