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Globalisierung und Abkoppelung

Fijáte 424 vom 03. Dezember 2008, Artikel 2, Seite 2

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Globalisierung und Abkoppelung

Es zeigt sich heute, dass die Globalisierung in Wirklichkeit ein Prozess der weltweiten Verbreitung des Kapitalismus ist und globale Risiken in sich birgt. Dies hat zur Folge, dass immer mehr Menschen gar nicht "so sehr" globalisiert sein wollen, was wiederum den hegemonialen Diskurs in Frage stellt und alternative Projekte stärkt.

In erster Linie stärkt dies die Position der Linken und der sozialen Bewegungen. Sie spüren seit Jahren die Auswirkungen der Globalisierung und leiden darunter, dass alles zu Handelsgut wird, dass die Produktions- und Konsumsysteme natürliche Ressourcen und Identitäten zerstören und strukturelle Verarmung hervorrufen. Mindestens auf diskursiver Ebene sind sie heute in einer besseren Position innerhalb der Globalisierungsdebatte. Die Idee der Ernährungssouveränität zum Beispiel scheint in diesem Moment an Attraktivität zu gewinnen: Jedes Land soll mindestens die Lebensmittel produzieren können, die zur Ernährung der Bevölkerung notwendig sind, und nicht von Importprodukten abhängig sein, die wegen der Konkurrenz mit den Agrotreibstoffen und wegen der Spekulation verteuert sind. Jede Person soll Zugang zu genügend Nahrung haben. Die Forderung nach "Nahrung für alle" ist zu einer konkreten Alternative geworden und zählt nicht mehr zu den unrealisierbaren Utopien. Solche Konzepte stärken die Idee der Abkoppelung.

Zweitens beginnen konservative Sektoren wie einige lateinamerikanischen Oligarchien zu merken, dass mit der Globalisierung nicht alles zum Besten läuft. Viele globalisierte Bank- und Kaufhäuser wollen gar nicht mehr derart globalisiert sein. Die Banken eines kleinen Landes wie Guatemala verkünden mit viel publizistischem Aufwand, dass sie keine Risikoinvestitionen im US-Wirtschaftssystem getätigt haben. Sie versuchen ihre SparerInnen damit zu beruhigen, dass sie in die "soliden" Staatsanleihen der USA investiert haben.

Es scheint, dass aufgrund der aktuellen Krise der Globalisierungsdiskurs zu zerbröckeln beginnt. Wer spricht heute noch von den Wohltaten der Globalisierung? Die harte Realität schreit so laut, dass selbst diejenigen, die sich bis heute taub gestellt haben, hinhören müssen. Dies heisst noch nicht, dass die Eliten sich ändern, aber es bedeutet, dass der hegemoniale Diskurs in Frage gestellt wird und dass Modelle wie Abkoppelung und Dezentralisierung überhaupt breiter diskutiert werden können und als wünschenswerte und notwendige Alternative zur Globalisierung gesehen werden können.


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