Niemand will das Wasserkraftwerk Xalalá bauen
Fijáte 424 vom 03. Dezember 2008, Artikel 5, Seite 4
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Niemand will das Wasserkraftwerk Xalalá bauen
Anfänglich zeigte sich das Institut für nationale Elektrifizierung (INDE) optimistisch und erwartete Offerten von neun Unternehmen, die sich um die Realisierung des Wasserkraftwerks in Xalalá (CHX) bewerben würden. Doch am Stichtag, dem 6. November, reichte keines der Unternehmen ein Angebot ein. Verantwortlich gemacht wird nun vom INDE-Verantwortlichen, Alberto Cohen, die internationale Finanzkrise, die zu Liquiditätsproblemen und teuren Krediten geführt habe. Gemäss Cohen wäre eine Investition in Xalalá nämlich ein gutes Geschäft gewesen, die Planung war bereits so weit fortgeschritten, dass mit einer Inbetriebnahme des Wasserkraftwerks im Jahr 2013 gerechnet werden konnte. Doch es gibt auch Stimmen, die andere Gründe als die Finanzkrise für den Rückzug der interessierten Unternehmen nennen. In der lokalen Presse hiess es z.B., dass Luiz Sergio de O. Ferreira, der guatemaltekische Repräsentant des brasilianischen Unternehmens Construtora Norberto Odebrecht, andeutete, sein Unternehmen habe Risiken festgestellt auf sozialer, ambientaler und finanzieller Ebene. Zwar verwies er auch auf die Finanzkrise, doch waren offenbar soziale Probleme ausschlaggebend, hiess es doch in den Projektvorgaben der guatemaltekischen Regierung, dass die "Beziehungspflege mit den betroffenen Gemeinden" Sache des Auftragnehmers sei. Die "Beziehung der betroffenen Gemeinden" zu dem Projekt ist jedoch sehr konfliktiv. Nicht zuletzt wegen ihres Widerstandes wurde das ganze Ausschreibungsverfahren um zwei Jahre verzögert und es mussten mehrmals die Projektvorgaben modifiziert werden. Im April 2007 führte die Gemeinde Ixcán, Quché, in ihren Dörfern eine Volksbefragung zum Wasserkraftprojekt durch, bei der sich Tausende von Personen gegen dieses sowie gegen die Ölförderung in ihrer Region aussprachen. Kein Wunder: 17 Dörfer würden durch die in den Flüssen Chixoy und Copón zu bauenden Staumauern überflutet. Das Wasserkraftprojekt CHX wurde unter der Regierung von Oscar Berger angedacht und von der aktuellen Regierung von Alvaro Colom intensiv vorangetrieben. Die Baukosten werden auf 350 bis 400 Mio. US-$ geschätzt, das Projekt soll eine jährliche Produktion von 181 Megawatt haben. Seine Staumauer soll 82 Meter hoch sein und die dadurch gestaute Wassermenge eine Fläche von 7 km² haben. Dadurch sollen jährlich 2,1 Mio. Barrel Erdöl und Ölderivate eingespart und die Emission von 240 Mio. Tonnen Schadstoffen verhindert werden. Nach 30 Jahren Betrieb, während denen das investierende Unternehmen die Gewinne einfährt, soll das Projekt an INDE übergeben werden. Nach oben |
Trotz des gescheiterten Ausschreibeverfahrens gibt sich das INDE nicht geschlagen und kündigte an, die Zeit zu nutzen und während der nächsten zwei Jahre die für den Bau noch notwendigen Studien durchzuführen. In dieser Zeit würde entschieden, ob der Bau nochmals ausgeschrieben werde oder ob man versuche, von der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IADB) oder von der Weltbank die entsprechenden Kredite zu bekommen, damit der guatemaltekische Staat selber bauen könne. Auch das "mexikanische Modell" der Öffentlich-Privaten Partnerschaft werde nochmals geprüft, gemäss dem ein Privatunternehmen baut und nach sechs Jahren Betrieb das Wasserkraftwerk an den Staat übergibt, der mit den Einnahmen aus der Energiegewinnung seine Schulden abzahlt. Doch um dies umzusetzen, müsste der guatemaltekische Kongress ein entsprechendes Gesetz bewilligen, das diese Öffentlich-Privaten Partnerschaften regelt. |
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