Guatemala, 30. Juli. Die KritikerInnen hatten es immer befürchtet, nun gibt es neue unabhängige Daten durch eine chem ische Wasseranalyse, die die Pastorale für Frieden und Umwelt (COPAE) der Diözese San Marcos in Auftrag gegeben hat. Die Goldmine MARLIN der guatemaltekischen Tochterfirma des kanadischen Konzerns Glamis Gold verunreinigt das Wasser der Flüsse, die durch die Gemeinden San Miguel Ixtahuacán und Sipacapa fliessen, mit Metallen und Schwermetallen, zum Teil weit über die nicht sehr strengen Grenzwerte der Weltbank hinaus.
Ein Blick zurück:
Im Jahre 2004 erteilte der damalige Präsident Oscar Berger dem Konzern Montana das Recht, im Department San Marcos im Westen Guatemalas nach vorhandenem Gold zu suchen und schliesslich auch abzubauen. Das Projekt, das angeblich den Gemeinden Wohlstand und Arbeitsplätze bringen sollte, wurde durch einen Kredit der Internationalen Finanz Corporation (IFC), dem unternehmerischen Arm der Weltbank, in Höhe von 45 Millionen US-$ finanziert (¡Fijáte! 314). Die Gemeinden selbst, verschiedene soziale Bewegungen und die katholische Kirche unter Führung des Bischofs von San Marcos, Alvaro Ramazzini , haben heftigen Widerstand geleistet.
Vinicio Lopez vom Movimiento de Trabajadores del Campo ( MTC) sagte bereits 2005 zu möglichen Folgen des Projektes: "Das andere grosse Thema ist der Zugang, der Gebrauch und die Verschmutzung von Wasser. Die Mine braucht 250'000 Liter Wasser pro Stunde, gegenüber einer durchschnittlichen Bauernfamilie, die Zugang zu ca. 70 Liter Wasser pro Tag hat, vorausgesetzt, sie hat einen Wasseranschluss. Ansonsten sind es vor allem die Frauen und Kinder , die zum Teil weite Strecken zu Fuss zurücklegen, um Wasser zu holen." (¡Fijáte! 336).
Im Jahre 2006 verurteilte das Lateinamerikanische Wassertribunal, ein Gremium von internationalen Wasserexperten, die Regierung von Guatemala wegen der Vergabe von Konzessionen an Konzerne für den Übertageabbau von Metallen, der zur Vergiftung und Verschwendung des Wassers beitrage (¡Fijáte 356!). Ein Team der Weltbank versuchte damals mit einem Gegengutachten die Umweltpolitik des Unternehmens Montana nachzuweisen.
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Die aktuelle Wasseranalyse von COPAE stellte zunächst einmal grundsätzlich fest, dass einige der Flüsse in dem Gebiet, in dem die Mine liegt, bereits zuvor unter Wassermangel gelitten hätten. Schon dieser Umstand - so sollte man meinen - hätte bei einer seriösen Planung des Projekts berücksichtigt werden müssen.
Weiterhin stellte COPAE im Hinblick auf die drei untersuchten Orte, an denen sie Wasserproben entnahm fest,
- dass sie mit Metallen und Nitraten belastet seien und zwar unterhalb der Mine Marlin
- dass im unteren Teil des Rio Tzalá erhöhte Konzentrationen von Eisen, Aluminium, Mangan und Nitraten gefunden wurden
- dass im unten Teil des Flüsschen Quivichil hohe Konzentrationen von Kupfer, Aluminium, Mangan und Nitrate auftreten
- dass am dritten Kontrollpunkt erhöhte Konzentrationen von Kupfer, Eisen, Alumninium, Arsen, Mangan und Nitraten gefunden wurde
- dass alle diese Werte die Grenzwerte übersteigen, die die Weltbank für Minenprojekte vorgeschrieben hat, wie auch die von der US-Umweltbehörde und der guatemaltekischen
Umweltministerium festgesetzten Grenzwerte.
Trotz einer im Vergleich zu den vorherigen Studien (2007 und 2008) rückläufigen Konzentrationen von Metallen und Arsen in einigen untersuchten Orten, kommt die Studie zum Schluss, dass "dieses Wasser für den Gebrauch des Menschen nicht geeignet ist" und daher "die BewohnerInnen der Gemeinden, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten ebenso wie das sonstige alltägliche Leben in dem Gebiet, das von dem Minenprojekt Marlin eingenommen wird, weiterhin einem grossen Kontaminationsrisiko ausgesetzt sind. Dadurch wird ihr Menschenrecht auf eine gesunde Umwelt, Wasser und Nahrung verletzt."
Die COPAE fordert daher,
- von der guatemaltekischen Regierung insgesamt, derartige Minenprojekt nicht mehr zu fördern,
- vom Umweltministerium,
- eigene unabhängige Studien anzufertigen und deren Ergebnisse zu veröffentlichen,
- als Regierungsinstitution die Gesetze über das Einleiten von Wasser aus der Industrieproduktion in öffentlich zugängliches Wasser, strenger zu fassen,
- in der Region ein unabhängiges Monitoring- und Kontrollsystem über die Wasserqualität (bzw. deren Beeinträchtigung durch Metalle etc.) einzuführen,
- das Einleiten von Wasser aus der Minenproduktion in das öffentlich zugängliche Wassersystem zu verbieten,
- vom Kongress,
- eine Kosten-Nutzen-Analyse bei der Minenindustrie zu erstellen und deren Ergebnisse bei künftigen Gesetzen zu berücksichtigen,
- ein Minengesetz zu verabschieden, das insbesondere die Themen Umweltnormen und Wasser in einer Weise behandelt, die die
Menschenrechte und insbesondere die Rechte indigener Völker auf Nutzung ihrer natürlichen Ressourcen berücksichtigt,
- von der Weltbank, eine unabhängige Untersuchung über die Quantität und Qualität des Wassers in der Region durchzuführen, da sie als Financier der Minen die Verantwortung für Schäden trage,
- von den kommunalen Verwaltungen und der Bevölkerung in der Region insgesamt, dass sie auf Veränderungen in der Umwelt achten und diese sofort bekannt machen.
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