Tag der Verschwundenen
Fijáte 213 vom 5. Juli 2000, Artikel 7, Seite 5
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Tag der Verschwundenen
Guatemala, 23. Juni. Zum zehnten Mal wurde am 21. Juni der Tag der Verschwundenen gefeiert. Das Datum geht auf die Entführung, Folterung und Ermordung von 27 GewerkschafterInnen zurück, die sich am 21. Juni 1980 im Sitz der Nationalen ArbeiterInnenzentrale (CNT) zu einer Sitzung trafen. Die Praxis des gewaltsamen Verschwindenlassen begann Anfang der sechziger Jahre und erreichte Ende 1970, während der Regierungszeit Romeo Lucas Garcías, ihren Höhepunkt. Zu dieser Zeit war CNT die stärkste legale Opposition im Lande, Grund genug, dass ihre Mitglieder Opfer von Bedrohung und Überwachung wurden. Am Morgen des 21. Juni 1980 wurde Edgar Aldana Ruano, Mitglied der Gewerkschaft von Coca-Cola und Mitglied der CNT, brutal ermordet, worauf diese die Sitzung für den Nachmittag absagte. Da nicht mehr alle Eingeladenen benachrichtigt werden konnten, trafen dreissig Personen beim Sitz der CNT ein, wo sie von einem Aufgebot von über 60 Polizisten und Soldaten überfallen wurden. Drei Personen konnten flüchten, die restlichen sind seither verschwunden. Obwohl die Entführung der GewerkschafterInnen vor den Gerichten präsentiert wurde, gab es keine Untersuchung und die Täter geniessen seit 20 Jahren Straffreiheit. "Die Situation in Guatemala hat sich seit 20 Jahren nicht verändert, ausser dass es heute heisst, wir leben in Demokratie" erklärt die Gewerkschaft der Tageszeitung Prensa Libre, die beim Vorfall in der CNT auch ein Mitglied verloren hat. Anlässlich des diesjährigen Tages der Verschwundenen präsentierte die Gruppe gegenseitiger Hilfe (GAM) ein kürzlich erschienenes Buch. "Massaker in Guatemala" heisst der Titel einer Dokumentation von Gonzalo Sichar über die Massaker der achtziger Jahre. Die Untersuchung Sichars ist Teil des Prozesses zur Wiedererlangung des historischen Gedächtnisses. (Das 137 Seiten umfassende Buch gibt es als E-Mail- Version und kann bei der Fijáte-Redaktion bestellt werden.) Dass sich die Situation seit zwanzig Jahren nicht gross verändert hat, bzw. im Moment eine Verschlechterung erlebt, zeigt sich in der am 24. Juni erfolgten Entführung und Ermordung eines Gewerkschafters in Puerto Quetzal, Escuintla. Oswaldo Monzón Lima war Generalsekretär der Gewerkschaft der Fahrer von Treibstofflastwagen. Monzón Lima erhielt seit zwei Jahren Todesdrohungen vom J.O. Gaitán, Besitzer eines Transportunternehmens und Präsident des Verbandes von Treibstofftransporteuren. Die Drohungen begannen, als der Ermordete eine Gewerkschaft im Unternehmen Gaitáns gründen wollte. Einige Tage vor seiner Ermordung erhielt Monzón Lima erneut Drohungen. Nach oben |
Die Guatemaltekische Gewerkschaftszentrale (CGTG) forderte Präsident Portillo dazu auf, eine Untersuchung einzuleiten und Schritte zu unternehmen, um das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung zu garantieren. |
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