Familienangehörige Portillos im Exil
Fijáte 213 vom 5. Juli 2000, Artikel 2, Seite 3
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Familienangehörige Portillos im Exil
Guatemala, 30. Juni. Während Innenminister Guillermo Ruiz Wong öffentlich erklärte, Guatemala sei das sicherste Land Zentralamerikas, gab Präsident Portillo zu, dass das Sicherheitsproblem 'gravierend' ist und schickte seine Mutter, eine Schwester, seinen Schwager sowie zwei Neffen nach Kanada ins Exil. Obwohl Portillo betonte das Klima der Unsicherheit habe keine politischen Ursachen, liegt die Vermutung nahe, dass die Ausreise seiner Familienanghörigen mit möglichen Anschlägen der Verbrecherbande Los Pasaco zu tun hat. Ebenso verliessen Familienangehörige von Isabel Bonifasi de Botrán, die von Los Pasaco entführt und ermordet wurde, das Land. Zwei Mitglieder von Los Pasaco warten nämlich auf die Vollstreckung des Todesurteils (siehe Fijáte Nr. 211), ihre Kollegen drohen mit Rache. Privatschulen befürchten Entführungen von SchülerInnen, wichtiges Staatspersonal und Richter verdoppelten die Anzahl ihrer Leibwächter. Portillos Entscheidung, enge Familienangehörige ins Ausland zu schicken, wurde von allen Seiten kritisiert. Aus Menschenrechtskreisen wurde es als Zeichen dafür interpretiert, dass die Regierung die Kriminalität und Gewalt im Land nicht mehr unter Kontrolle hat. Der Menschenrechtsprokurator, Julio Arango Escobar, bezeichnet die Entscheidungals unheilvolles Vorzeichen und befürchtet, dass es den Mut der RichterInnen, AnwältInnen und ZeugInnen beeinflusse und somit die Verfolgung von Straftaten. Die Kongressabgeordneten Otoniel Fernández und Giovanny Estrada warfen der Regierung vor, sie hätte keinen Sicherheitsplan. Fernández (ANN) erklärte, arme BürgerInnen, die das Geld nicht haben um ins Ausland zu reisen, hätten jegliche Hoffnung verloren. Estrada (PLP) befürchtet, dass das Image Guatemalas darunter zu leiden hat, wenn selbst der Präsident seine Familie ins Ausland schickt, weil er sie im Land selber nicht mehr sicher glaubt. Nach oben |
In den frühen Morgenstunden des 29. Juni wurde die Todesstrafe durch Injektion an Tomás Cerrate Hernández und Luis Amílcar Cetino vollzogen. Die Reaktion Portillos auf die Drohung gegen seine Familienangehörigen und die wie immer in solchen Momenten entflammte Diskussion rund um die Todesstrafe, machten die Vollstreckung zu einem Medienereignis. Victór Hugo de León von der Lateinamerikanischen JournalistInnenvereinigung (FELAP) kritisierte seine guatemaltekischen KollegInnen scharf. Bei der Berichterstattung über die Vollstreckung von Todesurteilen müsste die Presse sich an die Menschenrechte und an ethische Grundwerte halten. Solche Ereignisse würden übertrieben dargestellt, um damit die Auflagenzahlen zu steigern, hätten jedoch keinen kulturellen oder bildenden Einfluss auf die guatemaltekische Bevölkerung, erklärte de León. |
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