Wahlkampagne verliert an Niveau
Fijáte 299 vom 17. Dez. 2003, Artikel 2, Seite 2
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Wahlkampagne verliert an Niveau
Guatemala, 10. Dez. Der politische Level, auf dem die Kampagnen der zweiten Wahlrunde geführt werden, lässt sehr zu wünschen übrig. Alvaro Colom von der Partei Nationalen Einheit der Hoffnung (UNE) und Oscar Berger von der Grossen Nationalen Allianz (GANA), die am 28. Dezember zur Stichwahl gegeneinander antreten, zeichnen sich darin aus, sich gegenseitig anzuschwärzen, anstatt offene Debatten zu führen oder klare Programme zu präsentieren, die den Interessen der WählerInnenschaft entsprechen. Das Ethikabkommen, das zu Beginn der ersten Wahlrunde von den meisten Kandidaten (mit Ausnahme von Ríos Montt) unterzeichnet worden war, scheinen die beiden Kandidaten der zweiten Runde vergessen zu haben. Die WählerInnen bewiesen in der ersten Wahlrunde, dass sie nicht mehr so einfach übers Ohr zu hauen sind, und dass sie fähig sind, ihre Stimme überlegt abzugeben. Dies erklärt die Wiederwahl vieler BürgermeisterInnen (siehe Artikel in diesem ¡Fijáte) und erklärt auch die klare Niederlage von Ríos Montt bzw. das gute Resultat der Regierungspartei FRG auf Gemeinde- und Kongressebene. Nichtsdestotrotz setzen Colom und Berger in ihren Kampagnen auf Konfrontation und Aggressivität, auf Lüge und gegenseitige Beschuldigungen. Vor allem Alvaro Colom von der Unidad Nacional de la Esperanza (UNE) führt einen sehr aggressiven und veränderten Diskurs im Vergleich zu dem vor dem 9. November. Ein Beispiel dafür ist, dass Colom von seinem Herausforderer sagt, wenn er wirklich so viel Geld habe, soll er sich doch etwas Intelligenz hinzukaufen. UNE-parteiinterne Probleme erreichten Ende November ihren Höhepunkt mit dem Rücktritt des ExBürgermeisterkandidaten Elmar René Rojas mit der Begründung, seine Kampagne sei vom Rest der Partei boykottiert worden. Rojas beschuldigt in erster Linie die Ehefrau von Colom, Sandra Torres, gegen ihn gearbeitet zu haben. An der Person von Sandra de Torres stossen sich viele Gemüter: Colom, der im Vergleich zu seinem in Jeanshemd, Schnurrbart und Cowboystiefeln auftretenden und ,,Männlichkeit" demonstrierenden Konkurrenten eher eine schmächtige Person ist und bedingt durch einen Sprachfehler sehr leise und näselnd spricht, wird vorgeworfen, er lasse sich von seiner Frau herumkommandieren und sie sei es, die hinter den Kulissen die Fäden der Partei in den Händen habe. Oscar Berger hingegen führt eine eher langweilige Wahlkampagne. Zwar nimmt er inzwischen auch selbst an Diskussionsforen mit Colom teil, doch schickt er immer noch häufig seinen Vizepräsidentschaftskandidaten, Eduardo Stein, zu öffentlichen Debatten, z.B. Nach oben |
mit den VertreterInnen der Plataforma Agraria und den Campesin@-Organisationen oder mit VertreterInnen der katholischen Kirche, was diese Berger ziemlich übel nahmen. Zu einem Treffen mit den guatemaltekischen Frauenorganisationen ist weder der eine noch der andere erschienen. Colom hatte die Begründung, der Montag sei sein Ruhetag, Stein die Ausrede, es sei ihm eine Reise ins Ausland dazwischengekommen. Im Grossen und Ganzen führen die beiden ein und denselben Diskurs: Die Umsetzung der Friedensabkommen, die Verringerung der Armut und die Verbesserung der ökonomischen Situation dasselbe also, was auch Alfonso Portillo vor vier Jahren versprochen hat. Weiter versprechen beide, die Sicherheit der BürgerInnen zu verbessern, das Schulund Gesundheitswesen zu stärken sowie den Bau von Infrastruktur auch das ist nichts Neues. Laut einer Meinungsumfrage von Ende November würden 58.6% der Befragten ihre Stimme dem GANA-Kandidaten Oscar Berger geben, während 41.4% Alvaro Colom unterstützten. Die geographische Verteilung ist ähnlich wie in der ersten Wahlrunde: Colom ist der Favorit im Hochland und in den ländlichen Gebieten, während Berger seine Stimmen vor allem im Departement Guatemala sicher hat. |
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