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Wie oft muss Bischof Gerardi noch sterben?

Fijáte 299 vom 17. Dez. 2003, Artikel 7, Seite 5

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Wie oft muss Bischof Gerardi noch sterben?

Dabei sei dieser selbst bloss ein Opfer der Konspiration gewesen, erklärten die beiden in einem Interview gegenüber der guatemaltekischen Presse. Auf die Frage, weshalb sich die ODHA für so etwas hergegeben haben soll, antworteten sie, dass es auch in der ODHA um Politik und Macht gehe, und dass Ochaeta und Gutiérrez von persönlichen Interessen geleitet waren, um einen Posten in der Regierung VGFRGNF zu bekommen ­ eine ziemlich gewagte Unterstellung. Maite Rico und Bernard de la Grange, die bereits ein Buch über Subcomandante Marcos herausgegeben haben, verliessen Guatemala aus Sicherheitsgründen unmittelbar nach der Präsentation des Buches. Derweil bewegt das Buch im Land selber die Gemüter und die ersten 3´000 Exemplare waren nach zwei Wochen bereits ausverkauft. Im Allgemeinen wird das Buch als trivial und nicht allzu professionell recherchiert kritisiert. Während es die Anwälte der drei verurteilten Militärs in den höchsten Tönen loben, sind die VGkatholische KircheNF und speziell die ODHA bzw. die nicht mehr dort arbeitenden Edgar Gutiérrez und Ronald Ochaeta vor den Kopf gestossen und versuchen, sich zu rechtfertigen (Zitat Ochaeta: ,,Ein Buch voller Lügen"). Das Buch liest sich teilweise wie ein Krimi. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wem (ausser den AutorInnen, die in einem Land ohne Lesekultur wie Guatemala einen regelrechten Kassenschlager lancierten) etwas nützt. Im Moment trägt es nur zur Polarisierung und Verwirrung der Diskussion über das Verbrechen an Bischof Gerardi bei, wobei leicht vergessen wird, dass dieses Verbrechen nach wie vor seiner Aufklärung harrt. Das Buch ist wenige Tage vor der Verhandlung des Berufungsgerichts erschienen, in der das Urteil gegen die drei Militärs (wovon unterdessen einer bei einem Gefängnisaufstand ermordet wurde) und Pfarrer Orantes bestätigt oder widerrufen werden sollte. Unterdessen haben aber die zuständigen Richter erklärt, sie seien nicht bereit, sich dem Fall noch einmal anzunehmen, da sie bereits einmal geurteilt hätten. Dies bedeutet, dass neue Richter für den Fall berufen werden müssen, was die Verhandlung weiter verzögern wird.


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