Die Archive im Terrorkeller
Fijáte 340 vom 03. Juli 2005, Artikel 6, Seite 5
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Die Archive im Terrorkeller
Guatemala, 27. Juli. Miguel Ángel Albizures vom Menschenrechtszentrum CALDH erinnert sich im Zusammenhang mit dem Fund der Archive der Nationalpolizei in der Tageszeitung elPeriódico an die Entführung der Anthropologiestudentin Maritza Urrutia im Jahr 1992: ,,Wenn diese Gänge sprechen könnten, würden sie viel berichten und die wahre Geschichte würde aufgedeckt. Sie würden uns beispielsweise sagen, wer Maritza Urrutia verhörte just am 22. Juli, am Tag, an dem wir heuer durch die Räume gingen, in denen die PN-Archive aufbewahrt werden sind 13 Jahre seit ihrer Entführung durch Agenten des Präsidialen Generalstabs (EMP) und ihrem Verschwinden in den PN-Installationen in der Zone 6 vergangen. Hier befanden sich die finstere Ambulante Militärpolizei (PMA), die Wache der Steuerbehörde sowie das Fünfte Polizeikorps - und heute ist hier die Zivile Nationalpolizei untergebracht. An diesem Ort wurde Maritza allen Formen der Folter und permanenten Verhören unterzogen. Mitten in den Friedensverhandlungen wurde Maritza entführt, doch sie konnte sich vor dem Tod retten. Und in Freiheit, nachdem sie zur Erpressung der Guerilla benutzt werden sollte, denunzierte sie, in diesen Gemäuern festgehalten worden zu sein. Nach oben |
Laut ihrer Zeuginnenaussage wurden ihr schreckliche Fotos von toten Menschen gezeigt: ,,Die Leichen waren gefoltert und verstümmelt worden, die Fotos waren entsetzlich und haben mich sehr mitgenommen. Die Männer sagten mir, dass irgendwann mein ExMann auf einem dieser Fotos erscheinen und das Gleiche mit mir passieren könnte, wenn ich nicht kollaborierte." Martitza wurde immer wieder stundenlang gefoltert, mit Handschellen an ein Bettgestell gefesselt, mit blinkendem Licht und einem auf volle Lautstärke aufgedrehten Radio. Vor einiger Zeit haben wir in diesem alten Operationszentrum der gefürchteten Ambulanten Militärpolizei Ausgrabungen vorgenommen, da einige menschliche Knochen gefunden worden waren, als Maurer die Sanitären Anlagen reparierten. Obwohl wir, die wir auf der Suche nach Spuren von festgenommenen-verschwundenen Familienangehörigen oder FreundInnen sind, uns sicher waren, dass viele von ihnen hier vergraben worden sein könnten, waren die Ergebnisse negativ. Der Staatsanwalt schloss die Suche ab und uns blieb nichts weiter als auf einen geeigneten Moment zu warten, um die Grabungen in der Erde weiterzuführen, die - wie jetzt die Archive - menschliche Reste derer aufbewahrt, die in die Fänge der Sicherheitskräfte geraten waren." |
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