Soziale Säuberung Revival der Todesschwadronen
Fijáte 339 vom 20. Juli 2005, Artikel 7, Seite 5
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Soziale Säuberung Revival der Todesschwadronen
Guatemala, 15. Juli. Wie zu früheren Zeiten, wenn die Guerilla in die Dörfer gekommen war, um politische Meetings abzuhalten, muss es den BewohnerInnen der Dorfes Pachichaj, in der Nähe von San Lucas Tolimán am Atitlán-See, vorgekommen sein, als sie am Sonntagnachmittag, 3. Juli, von einer Gruppe von ca. 8 uniformierten, maskierten und bewaffneten Männern auf dem Dorfplatz zusammengerufen wurden. Damit hat sich aber die Ähnlichkeit auch schon. In diesem Fall handelte es sich um die selbsternannten ,,Verteidiger des Volkes", laut einem in einem Vorort des touristischen Nachbardorfes Santiago Atitlán aufgehängten Transparent eine ,,Gruppe zur sozialen Säuberung Verstärkung der Polizei". Sie versprachen der Bevölkerung, sie vor der offenbar unkontrollierbaren Gewalt und Delinquenz in der Gemeinde zu schützen. Kurz nach dem Meeting wurden in Dorfnähe die toten Körper von Pablo Chávez und Salvador Ziná Ramírez gefunden, deren Leichen gut sichtbar am Strassenrand lagen. Innenminister Carlos Vielman stritt sofort ab, dass die Polizei irgendetwas mit dieser Gruppe zu tun habe und schickte Spezialtruppen der Polizei in die Region am Atitlán-See, um diese Form von Selbstjustiz zu unterbinden. Er scheute sich hingegen nicht davor, die Morde ehemaliger Mitglieder der Guerilla zu erwähnen, sei doch das Vorgehen des Meetings identisch, die Region eine ehemalige Hochburg der Guerilla, wo bei der Demobilisierung nicht alle Waffen abgegeben worden seien. Die Nationale Front für die Verteidigung des öffentliches Dienstes und der natürlichen Ressourcen (FNL) verurteilte aufs Schärfste das Wiederaufkommen paramilitärischer Gruppen und die Ex-Guerilla-Hypothese des Innenministers. In ihrer Presseerklärung heisst es: ,,Mit dieser billigen, jeglichen Fundaments entbehrenden aber gut kalkulierten Beschuldigung beweise die Regierung, dass sie selber hinter diesen Morden stecke. Die Bekämpfung paramilitärischer Aktionen werde nun von den Behörden als Vorwand genutzt, um die Freiheit der Bevölkerung einzuschränken, übergriffige und zivilrechtsverletzende Methoden einzusetzen und die Mitglieder sozialer Bewegungen in den Dreck zu ziehen und zu verfolgen. Dass die erste Aktion dieser Gruppe ausgerechnet im Departement Sololá stattfindet, ist kein Zufall, ist es doch eines der Departements, die sich am kämpferischsten gegen die Edelmetall-Minenprojekte, die Freihandelsabkommen und das Konzessionsgesetz wehren. Nach oben |
Somit muss diese Aktion als eine direkte Bedrohung der Bevölkerung und ihrer líderes in der Verteidigung ihrer Rechte verstanden werden. Ebenfalls ist es nicht zufällig, dass diese Mörderbande ihre Existenz öffentlich macht, kurz nachdem die Regierung mit den verlorenen Volksabstimmungen in Río Hondo und Sipacapa zwei harte Niederlagen einstecken musste." Gemäss dem Bürgermeister von San Lucas Tolimán ist die Delinquenz Problem Nummer 1 in der Gemeinde. Jugendbanden sowie der Verkauf von Drogen inkl. Alkohol hätten Gewalt und Unsicherheit zur Folge und die Tatsache, dass sechs Polizisten dafür zuständig seien, eine Region mit 23'000 BewohnerInnen zu kontrollieren, trage nicht zum Vertrauen der Bevölkerung bei. Entsprechend werde das Auftauchen von einer bewaffneten Gruppe, die für vermeintliche Ruhe und Ordnung sorgt, von vielen Leuten positiv bewertet. Diese Analyse wird von verschiedene AnalystInnen geteilt und die Schlussfolgerung und Forderung lautet, dass sich die Regierung endlich ernsthaft mit dem Thema ,,Parallelstrukturen, organisiertes Verbrechen und Gewalt" auseinandersetzen solle. |
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