Aufzeichnungen aus einem Totenhaus? Knast-Gemetzel die Zweite
Fijáte 344 vom 28. Sept. 2005, Artikel 4, Seite 3
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Aufzeichnungen aus einem Totenhaus? Knast-Gemetzel die Zweite
Guatemala, 21. Sept. Vierzig Minuten reichten diesmal aus, damit zehn Mitglieder der Jugendbande Mara Salvatrucha (MS) zwölf Anhänger der Mara 18 (M18) töteten und somit die Übergriffe fortsetzen, die seit Mitte August in verschiedenen Haftanstalten des Landes zu zahlreichen Toten und Verletzten führten (siehe ¡Fijáte! 342). In summa wurden somit 52 Jugendliche auf absurdeste Weise um ihr Leben gebracht. Absurd erscheinen sowohl die Umstände als auch die Stellungnahme des Innenministers Carlos Vielmann. Diesmaliger Hauptaustragungsort: Das so genannte ,,Verbesserungszentrum für Minderjährige" in San José Pinula. Wohlgemerkt für Minderjährige, im Schnitt etwa 15, 16 Jahre. Sieben der zwölf Toten waren unterdessen volljährig, sechs noch nicht verurteilt. Die Tageszeitung elPeriódico zeichnete auf Basis verschiedener Aussagen das Geschehen nach: ,,20:20 Uhr: Zehn Mitglieder der MS mobilisieren sich ausserhalb der Anstalt, suchen den niedrigsten Mauerabschnitt von ca. 2m Höhe, um hineinzukommen. Ausgestattet sind sie mit einer Schnellfeuerwaffe des Typs AK-47, 9mm-Pistolen, 3 Handgranaten und einem Bolzenschneider. - 20:25 bis 20:30 Uhr: Sie verwenden letzteren, um die zwei Zellen zu öffnen, in denen ihre Kameraden untergebracht sind, damit diese ihnen helfen. Sie begeben sich in drei Anstaltsabteilungen, wo Mitglieder der M18 einquartiert sind und schiessen wahllos auf diese mit einer Bilanz von 12 Toten. Einer der Angreifer gibt diesen den Gnadenschuss. 20:33 Uhr: Sie schaffen die Leichen von zwei der M18-Anführer auf den Hof, zerschmettern eine Kloschüssel und verwenden die Scherben, um die Leichen zu enthaupten. Gleichzeitig geht eine andere MS-Gruppe in den Sektor D, doch da sie keine Munition mehr haben, können sie ihre Opfer nicht erschiessen. - 20:40 Uhr: Drei Agenten, die die Umgebung bewachen, geben Schüsse in die Luft ab, um die Eindringlinge zu erschrecken. Sieben von diesen entkommen, drei laufen Richtung Anstaltsbäckerei, entledigen sich der blutgetränkten Kleidung und versuchen, sich unter die anderen Häftlinge zu mischen. Einer von ihnen ist 14, die anderen beiden 17 Jahre alt. - 21:00 Uhr: Die Autoritäten übernehmen die Kontrolle. - 24:00 Uhr: Die drei Minderjährigen werden ins Jugendgefängnis in die Hauptstadt überführt und die Sicherheitsvorkehrungen werden verschärft. Innenminister Vielmann hält derweil eine Reihe von absurden - Argumenten bereit, aufgrund derer sein Ressort die Konfrontationen nicht habe verhindern können. 1. Es fängt in der Familie an. ,,Die Festgenommenen sind Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren. Ich frage mich: Wo waren die Eltern? Entweder übernehmen wir als Gesellschaft die Verantwortung, um das Problem der Gewaltkultur zu lösen oder das Ganze wird unhaltbar." 2. Nach oben |
Es war eine bewaffnete Gruppe: ,,Es sind junge Verbrecher, Mörder, die speziell dort aufgetaucht sind, um zu töten. Das sind Leute von der Mara Salvatrucha. Es wurde der Nicht-AngriffsPakt zwischen den Banden gebrochen. Darauf haben wir im entsprechenden Moment hingewiesen." 3. Dahinter steckt das organisierte Verbrechen: Es gibt Mächte des Bösen, Leute des organisierten Verbrechens, die die Banden manipuliert haben, denn es interessiert sie, die Bevölkerung in Angst zu halten, damit die Sicherheitskräfte abgelenkt sind, während sie klammheimlich operieren." 4. Gegen die Korrupten: ,,Es tauchen weiterhin Waffen in den Gefängnissen auf, deswegen haben wir 20 Haftbefehle gegen die Leute des Gefängnissystems beantragt, die diesen Kram hineingeschafft haben, aber es wurden uns nur einige davon bewilligt." 5. In Zukunft getrennt: ,,Wir müssen die Verteilung der Mareros wieder aufnehmen, aber sie müssen wegen ihrer Verbrechen und nicht nach Mara aufgeteilt werden, denn unter letzteren Umständen können sie ihre Aktionen planen." Mitglieder beider Banden selbst warnen vor weiteren Rache-Anschlägen gegen die jeweiligen Gegner. |
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